Der BMW-Fahrer bremst, doch es ist zu spät. Amand Kuchenbrod schüttelt den Kopf. "Das Radargerät erfasst die Autos schon in einer Entfernung von bis zu 30 Metern. Da haben es viele noch gar nicht gesehen", erklärt der Mitarbeiter der städtischen Verkehrsüberwachung in Hammelburg.
Diesmal stehen die Geräte in der Friedhofstraße, das eine vor dem Parkplatz der Gärtnerei Goldstein, das andere direkt an der Friedhofsmauer. So kann in beide Richtungen gemessen werden. Im Laufe der Zeit gehen immer weniger Temposünder ins Netz. Amand Kuchenbrod weiß einen Grund: "Die Messungen werden mittlerweile im Radio gemeldet." Und die Mundpropaganda in der Stadt tut ihr Übriges.
80 Euro und ein Punkt in Flensburg Nach dreieinhalb Stunden wird wieder abgebaut. Die Bilanz des Tages: 38 der rund 800 Fahrzeuge waren zu schnell, der negative Spitzenreiter wurde mit 54 km/h geblitzt in der Tempo-30-Zone. Das bedeutet 80 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg.
"Es geht ausschließlich um die Verkehrssicherheit", betont Sachgebietsleiter Peter Sell. Daher wird vor allem auf den Wegen zu den Schulen und im Bereich von Kindergärten gemessen. "Weil wir kurz vor dem Start ins neue Schuljahr sind, macht eine solche Aktion vorbeugend auf das Tempolimit aufmerksam", erklärt Sell die Kontrolle in der Friedhofstraße.
Zum Einsatz kommen Messfahrzeug und -technik einer Firma aus Heilbronn, die von der Stadt angemietet werden. Das Unternehmen stellt auch einen Messtechniker zur Verfügung. Zudem muss ein städtischer Mitarbeiter als Zeuge anwesend sein. Die Tempokontrollen sind rund um die Uhr möglich, bei Dämmerung und Dunkelheit sorgt ein Blitz für ausreichendes Licht.
"Kein Problem mit Radio" "Nach einer Vorgabe des Stadtrates soll zwei Mal pro Monat gemessen werden", erklärt Peter Sell. In Hammelburg und seinen Stadtteilen gibt es rund 60 Stellen, wo die gefahrenen Geschwindigkeiten regelmäßig überwacht werden. "Mit den Durchsagen im Radio haben wir kein Problem. Wenn die Leute dadurch langsamer fahren, hat das ja auch einen Erziehungseffekt", glaubt Sell.
Etwa vier bis fünf Prozent der Fahrer sind in der Regel zu schnell unterwegs, so die Erfahrung des Sachgebietsleiters. Die Übertretungen halten sich meist in Grenzen. So kommen rund 98 Prozent mit einem Bußgeld zwischen 15 und 35 Euro davon. Gerast wird am ehesten an Ortsein- beziehungsweise Ortsausgängen. Peter Sell kann sich an einen Fall in Untererthal erinnern, da wurde ein Fahrer mit über 100 hm/h erwischt.
Normalerweise erhalten die Temposünder innerhalb von zehn Tagen Post von der Stadt. Ab und zu kommt es vor, dass Autofahrer den Verstoß nicht begangen haben wollen und daher mit der Verwarnung nicht einverstanden sind. Sie können sich dann die Aufnahme im Büro der Verkehrsüberwachung anschauen, auf dem Bildschirm oder auf einem Ausdruck.
Auch Ausreden bekommen die städtischen Mitarbeiter immer wieder zu hören. "Zum Beispiel, dass der Tacho defekt ist. Das lassen wir natürlich nicht gelten", bekräftigt Sell.
Gelegentlich halten auch ertappte Fahrer an und wollen diskutieren, ob die Messstelle die richtige ist und werfen der Stadt Abzocke vor. Dem hält Peter Sell entgegen, dass der Stadt durch die Anmietung der Technik und die Schulung der Mitarbeiter erhebliche Kosten entstehen. "Wir machen mit den Radarmessungen definitiv keinen Gewinn, wir decken gerade die Kosten", unterstreicht der Sachgebietsleiter.
Die Anschaffung eines eigenen Geräts würde sich für die Stadt nicht rentieren. Rund 150.000 Euro wären in eine solche Anlage zu investieren. "Da müsste man sich schon mit anderen Kommunen zusammenschließen", sagt Sell.
Anlass: Anwohnerbeschwerden Zweiter Bürgermeister Reimar Glückler (CBB) erklärte, ein Anlass für den Stadtratsbeschluss zu regelmäßigen Kontrollen seien auch Beschwerden von Anwohnern gewesen. Diese hätten sich beklagt, dass in ihren Straßen zu schnell gefahren werde. Es gehe keinesfalls darum, den Stadtsäckel zu füllen. Die Messungen seien aus Gründen der Sicherheit erforderlich.
Er selbst habe heuer in der Weihertorstraße auf der zeitweilig installierten digitalen Geschwindigkeitsanzeige gesehen, wie dort gerast werde. "Manche Autofahrer sind hier mit 50, 60 oder sogar 70 km/h vom Marktplatz kommend durchgerauscht", so Glückler. Erlaubt ist hier gerade mal Tempo 20.
Das Grundproblem in Hammelburg ist ein noch immer fehlendes Verkehrsberuhigungskonzept für die Innenstadt. Die gesamte Altstadt Hammelburgs innerhalb des ehemaligen historischen Stadtmauerrings gehört für den Durchgangsverkehr gesperrt. Dann müsste z. B. auf der Strecke "Kissinger Straße Richtung Weihertor" auch nicht gemessen werden, Herr Glückler. Aber diese "heilige Kuh" (durch alle Gassen kann jeder fahren) wird von allen Fraktionen im Stadtrat nicht angetastet, selbst von den Grünen nicht. In der Innenstadt fehlen konsequent verkehrsberuhigte Straßen und Gassen, die für den Durchgangsverkehr komplett gesperrt sind (nur Anlieger und Lieferanten frei). Das erhöhte Verkehrsaufkommen in der Friedhofstraße hat die Politik selbst verursacht durch den Bau des neuen "Fachmarktzentrums" am Friedhof. Die Verkehrsprobleme in Hammelburg sind in erster Linie politisch "hausgemacht".
Die stehen meist an Stellen wo Problemlos mit mehr Geschwindigkeit gefahren werden kann. Bei Gefahrenschwerpunkte lohnt sich die Sache scheinbar nicht!
... Verfolgung der Bürger/innen durch die eigene Gemeinde gemacht wird, Immer wenn eine Kommune selbst den ruhenden oder fließenden Verkehr überwacht handelt es sich um nichts anderes als "eine besondere Art der Selbstbeweihräucherung" mit Schadenfreude, wenn einem Mitbürger der Führerschein auf Zeit abgenommen wird.
Ich wurde vor Jahren in Erlangen auch von den städtischen Parküberwachungen mit Knöllchen verfolgt während meine Frau schwer krank im Klinikum lag und ich sie besucht habe. Als Reaktion habe ich meinen Wohnsitz verlegt und kaufe dort auch nichts mehr ein.
für die Stadt Erlangen, Wohnort gewechselt und auch nicht mehr einkaufen! Was hat ein Klinikaufenthalt mit der städtischen Parküberwachung zu tun? In den Erlanger Kliniken liegen hunderte von Patienten, auch deren Besuch kann parken, man muss halt mal ein Stück laufen und nicht jedesmal bis vor die Tür fahren wollen. Es gibt eben mal Vorschriften und dass die immer strenger gehandhabt und auch verfolgt werden, daran sind die Verkehrsteilnehmer doch selbst schuld.
Hätt´st den Bus genommen!!! Erlangen ist ja sooooo groß.
Jammerlappen.