Für das Energiekonzept der Allianzkommunen des Kissinger Bogens haben die Fachleute auch öffentliche Gebäude auf ihr Einsparpotenzial hin untersucht.
Schön ist das Schulhaus nicht. Schließlich handelt es sich um einen typischen Zweckbau aus den 1960er-Jahren - ohne großartigen Pomp oder Schnickschnack. Errichtet, damit die Jungen und Mädchen des Kurortes hier lernen. Mehr nicht. Doch inzwischen ist der Gebäudekomplex, der 1974 um eine Schulturnhalle erweitert wurde, in die Jahre gekommen. Die letzte größere Sanierung und Umplanung des Hauses liegt ebenfalls schon mehr als zwei Jahrzehnte zurück. Somit besteht Handlungsbedarf. Nicht nur, weil das Gebäude nicht barrierefrei ist und inzwischen auch zur Nachmittagsbetreuung der Schüler genutzt wird, sondern vor allem in energetischer Hinsicht.
Schließlich wird in der Mittelschule einiges an Energie verbraucht, was man mit einer umfassenden Modernisierung deutlich verringern könnte. Zu diesem Ergebnis kommen die Fachleute vom Architekturbüro Werner Haase aus Karlstadt. Die haben im Auftrag der Allianzkommunen des Kissinger Bogens, zu denen neben
Bad Bocklet auch Burkardroth, Oberthulba und Nüdlingen gehören, ein Energiekonzept erstellt. Dabei wurden pro Kommune zwei öffentliche Gebäude auf ihr Einsparpotenzial hin untersucht, so auch das Bad Bockleter Schulhaus samt Turnhalle. Das komplette Energiekonzept und die dazugehörenden Ergebnisse wurden auf der gemeinsamen Gemeinderatssitzung Mitte Dezember vorgestellt.
Wie wie zwölf Einfamilienhäuser
Demnach werden jährlich rund 210 000 Kilowattstunden (KWh) benötigt, um das Bad Bockleter Schulgebäude zu heizen sowie weitere 95 000 KWh für die Turnhalle. Das macht zusammen rund 300 Megawattstunden (MWh) pro Jahr. Zum Vergleich: Um ein durchschnittliches Einfamilienhaus zu heizen, werden jährlich rund 25 MWh benötigt, ist im Internetblog der Seite www. Energieheld.de nachzulesen. Somit könnte man mit dem Gas, was für die Heizung der Bad Bockleter Mittelschule samt Turnhalle verwendet wird, zwölf Einfamilienhäuser erwärmen.
Ähnlich sieht es mit dem Strombedarf in dem Schulhaus aus. Rund 21 000 KWh werden dort pro Jahr verbraucht. In der Turnhalle sind es 7 500 KWh. Macht zusammen 28 500 KWh. Wenn man berücksichtigt, dass ein Vier-Personen-Haushalt jährlich rund 5000 KWh verbraucht, könnte man mit dem Strom, der in dem Bad Bockleter Schulkomplex benötigt wird, sechs solcher Familien im Jahr versorgen.
Bei der Beleuchtung sparen
Nun heißt das aber nicht, dass die rund 80 Schüler und sieben Lehrer zu viel Strom verbrauchen. Vielmehr sehen die Fachleute des Büros Haase als einen Grund für den hohen Bedarf die Beleuchtung in den beiden Gebäuden. Diese besteht überwiegend aus Leuchtstoffröhren mit konventionellen Vorschaltgeräten. Die Beleuchtung könnte man beispielsweise durch LED-Leuchten ersetzen, da sie deutlich weniger Strom benötigen. Doch damit allein ist es nicht getan. Vielmehr empfehlen die Experten eine Generalsanierung der Schule samt Turnhalle "mit besonderem Augenmerk auf energetisch relevante Bauteile".
Im Bad Bockleter Rathaus ist man von dieser Empfehlung nicht überrascht. "Dass die Schule energetisch saniert werden sollte, ist unbestritten", sagt der amtierende Bürgermeister Andreas Sandwall auf Nachfrage dieser Zeitung. Zudem sei die Idee dazu auch nicht neu. Schließlich habe die Gemeinde bereits eigene Pläne für eine energetische Sanierung erstellt. Demnach wären rund 1,65 Millionen Euro nötig, um das Schulhaus unter diesem Aspekt zu modernisieren, weitere 900 000 Euro für die Turnhalle. "Wir haben die Halle beim Kommunalen Investitionsprogramm KIP eingereicht, wurden aber nicht berücksichtigt", erklärt Thomas Beck, der Geschäftsführer der Bad Bockleter Gemeindeverwaltung.
Bis zu 90 Prozent Förderung wären darüber möglich gewesen. Deshalb wurden die Pläne für die energetischen Sanierungen vorerst auf Eis gelegt. "Schließlich ist es nicht sinnig, jetzt mehrere Einzelmaßnahmen durchzuführen." Was aber nicht heißen soll, dass nichts mehr an dem Schulkomplex gemacht wird. Im Gegenteil. "Wir investieren ständig. Erst 2014 haben wir eine neue Heizung eingebaut und auch den Brandschutz erneuert", so Beck. Schließlich ist der Schulstandort enorm wichtig.
Der Standort bleibt erhalten
Derzeit werden rund 80 Jungen und Mädchen der 5. bis zur 10. Klasse in dem Schulhaus unterrichtet sowie die Viertklässler des Marktes Bad Bocklet. Einige davon werden auch am Nachmittag im Schulhaus betreut. Die jüngeren Grundschüler besuchen das Schulhaus in Steinach. "Die Mittelschule in Bad Bocklet ist für uns unverzichtbar. Laut aktueller Zahlen bleibt der Standort auch erhalten", fügt Thomas Beck hinzu. Umso bewusster sei man sich, dass langfristig in das Schulhaus samt Turnhalle investiert werden muss. Etwa vier bis fünf Millionen Euro würde eine Generalsanierung laut seiner Einschätzung kosten, die voraussichtlich erst in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren erfolgen wird. Beck: "Aktuell haben wir keinen akuten Handlungsbedarf. Die Schule ist in einem ordentlichen Zustand.