Gemeinderat Wolfgang Illek kritisiert, dass die Bevölkerung nie wirklich informiert worden sei.
Die rote Brücke in Wildflecken ist gesperrt. Wolfgang Illek (CSU) fragte in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats nach, was es mit dieser Sperrung auf sich hat. Bürgermeister Alfred Schrenk (SPD) erläuterte, dass die rote Brücke im Eigentum der BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) ist. Die Gemeinde habe daher hierbei kein Mitspracherecht.
Schrenk selbst habe schon mehrfach versucht, detaillierte Informationen zu der Sperrung zu bekommen, bislang ohne größeren Erfolg. Die offizielle Begründung der BIMA beziehe sich auf die Verkehrssicherheit. Die rote Brücke sei demnach nicht mehr für schwere Lasten wie Panzer und Kettenfahrzeuge geeignet. Illek sagte, dass die Sperrung in der Bevölkerung nie wirklich publik gemacht worden sei.
Und so komme es immer wieder vor, dass Autofahrer verdutzt vor der Absperrung stehen und wenden müssen: "Eine unnötige Belastung für die Anwohner".
Der demografische Wandel mit seinen Folgen war ebenfalls Thema im Rat. "343 Seiten in 15 Minuten präsentieren", lautete das ehrgeizige Vorhaben von Philipp Ruhstorfer vom Planungsbüro IPU Erfurt.
Den Kommunalpolitikern waren die Prognosen und Warnungen hinlänglich bekannt, daher konzentrierte sich Ruhstorfer auf mögliche strategische Maßnahmen, um der Landflucht zu begegnen und einer vorhersehbaren Überalterung der Bevölkerung gerecht zu werden.
Weil der Einzelhandel gerade in den kleineren Rhöner Orten komplett aufgegeben hat, müssten sich die Gemeinden neue Wege der Versorgung suchen.
Ruhstorfer schlug einen mobilen Service vor, bei dem mehrere Anbieter gebündelt ihre Waren anbieten könnten. Denn gerade angesichts der steigenden Zahl von Senioren werde das Problem der Immobilität im ländlichen Raum noch zunehmen.
In diesem Zusammenhang verwies Ruhstorfer darauf, dass der öffentliche Personennahverkehr nicht aus den Augen verloren werden darf.
Zwar gebe es einige Buslinien, die einen ausreichenden Takt bieten, an der Landkreisgrenze zwischen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld gestalte sich die Situation jedoch äußerst kompliziert. So seien selbst Orte, die nur wenige Kilometer auseinanderliegen, mit dem Bus überhaupt nicht innerhalb vernünftiger Zeitvorgaben erreichbar.
Bürgermeister Alfred Schrenk (SPD) nannte ein Beispiel: Von Wildflecken mit dem Bus nach Langenleiten zu kommen, sei schlichtweg nicht zu realisieren.
Auch die Versorgung mit Ärzten sprach Ruhstorfer an. Noch in diesem Jahr wollen sich die Mediziner der Region nach Auskunft des Planers zusammensetzen, um mögliche Synergieeffekte auszuloten. Die medizinische Versorgung sei ein wichtiges Kriterium für die Attraktivität eines Ortes.
Besonders in der Marktgemeinde Wildflecken lasse sich sehr schnell erkennen, dass der Leerstand von Wohnungen und Gebäuden zu einer Mammutaufgabe der Kommunen heranwachsen werde.
Das Ausweisen von neuen Baugebieten sei daher schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und bringe unnötige Zusatzkosten für die gesamte Ortsbevölkerung mit sich.
"Je größer das Netz ist, umso mehr muss bezahlt werden." Die Folgekosten von neuen Kanälen, Straßen oder Versorgungsleitungen seien für die Gemeinden kaum noch tragbar. Daher gelte es, die Lücken in den Ortskernen zu schließen oder vorhandene Immobilien sinnvoll an den Mann zu bringen.
Ein konkreter Vorschlag hierbei war ein sogenannter Baulotse, der als Berater für die Innenentwicklung von Gemeinden fungiert.
Dieser Baulotse wäre ein zentraler Ansprechpartner für Bauwillige, zum Beispiel innerhalb der Kreuzbergallianz. Auch die Beratung in Sachen energetischer Sanierung könnte den Bürgern angeboten werden. Der Planer machte deutlich, dass sicherlich auch finanzielle Anreize geboten werden müssten, um die Innenentwicklung voranzutreiben. Ruhstorfer schlug zudem eine gemeinsame Plattform der Gemeinden als eine Art Immobilienbörse vor.
Die notwendigen Daten seien bereits erhoben worden. Mit Zustimmung der Eigentümer könnte sich auf diese Weise eine ganze Region präsentieren und das Angebot so bündeln.
Die Revitalisierung der Ortskerne sei allerdings auch mit einem Umdenken der Bauherren verbunden. Denn jahrelang wurde vorwiegend auf der grünen Wiese gebaut, um ein möglichst naturnahes Wohnen zu ermöglichen. In den historisch gewachsenen Ortskernen sei dies nur begrenzt möglich.
Dennoch werde angesichts der drohenden Landflucht den Ortskernen eine noch größere Bedeutung zukommen: "Es ist einfach besser, wenn im Ort selbst etwas los ist und nicht ein Haus nach dem anderen leersteht."