Dass einem Konzert ein "Chor-Workshop" vorausgeht, ist selten der Fall. Beim Männerchor des Fränkischen Sängerbundes ist dies allerdings fast immer so.
Der Auftritt in Bad Bocklet machte da keine Ausnahme. "Um 10 Uhr haben wir heute mit den Proben angefangen. Auch neue Lieder haben wir einstudiert, die wir ihnen heute präsentieren wollen", begrüßte Chorleiter Hermann Freibott das Publikum. Der Männerchor des Fränkischen Sängerbundes ist ein Zusammenschluss von Laiensängern aus ganz Franken, die sich alle vier bis sechs Wochen einmal für einen ganzen Tag zum Proben treffen. Man widmete sich dabei ausschließlich deutschsprachiger Chorliteratur, die sehr anspruchsvoll war.
Mit "Hab oft im Kreise der Lieben" ging man gleich in die Vollen. Sehr konzentriert zeigte der Chor, was er kann. Dabei überzeugte er durch eine sehr klare Artikulation und große Stimmkraft, die dennoch gefühlvoll eingesetzt wurde. Bei "Das zerbrochene Ringlein" nach einem Text von Joseph von Eichendorff wagte man ein Experiment: Die Sänger verteilten sich in Gruppen im Kursaal, um einen räumlichen Effekt zu schaffen. Dieses Klang-Experiment kam sehr gut an und wirkte recht interessant, wobei die melancholische Weise des Liedes die Zuhörer recht nachdenklich stimmte.
Mutige Programmauswahl
In dem Konzert zeigte der Chor, dass er auch vor schwereren Stücken nicht Halt macht. So geschehen bei "Trösterin Musik" aus der Feder von Anton Bruckner. Der Komponist erfreut sich zwar großer Beliebtheit bei den Chören, und Bruckner hatte ein Faible für Männerchöre, wie Hermann Freibott ausführte. Dennoch werden seine Werke selten aufgeführt, da sie recht anspruchsvoll sind. Bei diesem Stück war ein reizvoller Wechsel in der Dynamik festzustellen, der sehr schnell vonstatten gehen musste. Dies meisterte der Chor, der von Thomas Betzer am Klavier begleitet wird, mit Bravour.
Instrumentale Zwischenspiele aus dem Barock verschafften dem Chor ein paar Atempausen. Thomas Betzer (Klavier) und Pia Betzer (Altblockflöte) spielten Werke von Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel und Benedetto Marcello und boten damit auch den Zuhörern Raum zur Entspannung.
Nach der Alt-Rhapsodie von Johannes Brahms widmete sich der Chor einer ganz besonderen Weise: dem "Te deum" von August Ferdinand Häser. "Sollten Sie diesen Komponisten nicht kennen, ist das keine große Bildungslücke: Auch uns war er zuvor vollkommen unbekannt" erklärte Hermann Freibott. Diesem Stück hatte sich der Workshop ganz besonders gewidmet.
Alte Werke wieder ausgraben
"Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, auch ältere und nicht mehr aufgeführte Werke wieder auf die Bühne zu bringen. Wir dürften die Ersten sein, die sich seit langer Zeit wieder an dieses Stück herangewagt haben." Lächelnd fügte er hinzu: "Der Eintritt heute war frei; ich habe keine Hemmungen, das Stück aufzuführen, auch wenn es nicht klappen sollte". Die Warnung war vollkommen überflüssig: Obwohl das Stück den Sängern einiges abverlangte, konnten sie es gut bewältigen. Überhaupt widmete man sich beim Konzert Stücken, die selten zu hören sind wie auch "Landkjending" von Edvard Grieg.
Langanhaltender Applaus am Ende zeigte, dass es den Zuhörern sehr gut gefallen hatte. Mit dem "Wiedersehen ist ein schönes Wort" und "Zum Abschied" nach einer schottischen Volksweise als Zugaben verabschiedete sich der Chor.