Die Musik der Seele Russlands

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Wenn Eva Smirnova am Flügel sitzt, ist die Bühne fast abgedunkelt. Hoch konzentriert interpretiert sie ihre Konzertliteratur völlig auswendig. Foto: Peter Klopf
Wenn Eva Smirnova am Flügel sitzt, ist die Bühne fast abgedunkelt. Hoch konzentriert interpretiert sie ihre Konzertliteratur völlig auswendig. Foto: Peter Klopf

Eva Smirnova begeisterte ihr Publikum mit mitreißendem Spiel und den Werken russischer Meister.

Peter Tschaikowski, Sergej Prokofjew und Sergej Rachmaninow sind große Komponisten. Ihre Namen verbindet man mit dem Ausdruck der "russischen Seele". Noch immer geht eine besondere Faszination von den Komposition dieser Männer aus, insbesondere wenn ihre Werke für das Klavier geschrieben oder dafür bearbeitet wurden. Dies merkte man auch, als die bekannte Pianistin Eva Smirnova die 88 Tasten ihres pechschwarzen Konzertflügels im Rossini-Saal des Regentenbaues zum Klingen brachte.
Perfektion gepaart mit Feingefühl sind ihr Markenzeichen. Kraftvoll ist ihr Tastenanschlag beim Fortissimo forte, zärtlich beim Pianissimo. Wenn Eva Smirnova am Flügel vergisst sie Raum und Zeit, spielt für sich und geht in der Musik ganz auf. Der Zuhörer kommt dabei nicht zu kurz. Ganz im Gegenteil. Sie nimmt jeden mit der gefühlvollen und leidenschaftlichen Interpretation ihrer Musik an die Hand und entführt ihn in berauschende Klangwelten der Klaviermusik.


Die Jahreszeiten

Dies spürte man besonders beim Hauptwerk ihres Vortrages, dem Zyklus für Klavier "Die Jahreszeiten" op. 37a von Peter Tschaikowski (1840 - 1894). Bei den Jahreszeiten handelt es sich um zwölf Monate und sind für Tschaikowski nicht nur ein willkommener Gegenstand musikalischer Schilderung. In ihnen sieht er das Symbol für den unaufhaltsamen Wandel der Zeiten, das ewige Werden und Vergehen. Jedes Stück besitzt ein literarisches Motto aus Gedichten russischer Lyriker. So gehört der Januar noch zur Sphäre der winterlichen Träumereien, wird im Februar mit ausgelassener Freude und nächtlichem Mummenschanz der bewusste Kontrast gegenübergestellt.


Sehnsucht und Schwermut

Die "Troikafahrt" im November schildert vor allem die Sehnsucht und Schwermut des Menschen. Schwerelos transparent wirkt das in einer Parallelbewegung vorgetragene Thema auf dem sparsam harmonisierten Akkordgrund. Zum Kontrast herrscht im belebten August ("Die Ernte") Freude am metrischen Konflikt. Brillant in der Umsetzung begeisterte Eva Smirnova nicht nur durch ihr außergewöhnliches musikalisches Können, sondern auch durch die Tatsache, dass sie den über 40 Minuten dauernden Zyklus, wie auch alle weiteren Stücke völlig auswendig interpretierte.
Weitere Werke waren die Konzert-Suite für Klavier aus dem Ballett "Romeo und Julia"(op. 75) von Sergej Prokofjew (1891-1953) sowie zwei "Études tableaux"(op. 33) Nr. 8 g-Moll, Moderato und Nr. 5 (op. 39) es-Moll, Appassionato von Sergej Rachmaninow (1873 - 1943). Interessant auch Tschaikowskis Konzert-Suite für Klavier aus dem Ballett "Nußknacker" (op. 71), arrangiert für Klavier von Mikhail Pletnev.
Die Nußknacker-Suite kann als gehobene Unterhaltungsmusik im besten Sinne bezeichnet werden und dürfte zu den populärsten Werken Peter Tschaikowskis zählen. Eva Smirnova spielte einen Auszug von bekannten Ohrwürmern wie den "Tanz der Zuckerfee" oder den "Blumenwalzer".
Es war ein überaus gelungenes Konzert, das auch durch die gelungene Auswahl der Konzertliteratur begeistern konnte. Mit anhaltendem Applaus forderten die hingerissenen Zuhörer zwei Zugaben, ein Wunsch, den die Künstlerin gerne erfüllte.