In Nüdlingen ist jetzt Schluss mit wilder Parkerei und verbotswidrigem Verhalten von Auto- und Radfahrern. Auf Beschluss des Gemeinderates wurde eine kommunale Verkehrsüberwachung eingeführt.
Es schmeckt sicherlich nicht jedem und einige haben ihrem Ärger bereits auf Internetportalen Luft gemacht. Doch es gibt Regeln für alle Verkehrsteilnehmer. Um diese in Nüdlingen und Haard einzuhalten, hat der Gemeinderat am 9. Oktober 2018 beschlossen, eine kommunale Verkehrsüberwachung für den ruhenden Verkehr einzuführen. Jetzt wurde der Beschluss vollzogen. Seit Mitte Mai führt Nancy Stahl jeweils sechs Stunden wöchentlich Kontrollen zu unterschiedlichen Zeiten durch.
Hauptsächlich erfolgt die Verkehrsüberwachung in der Hauptstraße von Nüdlingen, wo zahlreiche Autofahrer ihr Gefährt auf dem Gehweg abstellen. "Das ist besonders teuer", weist Nancy Stahl in einem Gespräch mit dieser Zeitung auf die gesetzlichen Bestimmungen hin, die sich in diesem Jahres verschärft haben. Am 28. April wurde der neue Bußgeldkatalog veröffentlicht. Seitdem gilt: Halten auf dem Gehsteig (bis drei Minuten) kostet 50 Euro, Parken sogar 55 Euro. Auch wer länger als drei Minuten an der Bushaltestelle steht (das ist grundsätzlich erlaubt, sofern kein Zusatzschild Absolutes Halteverbot aufgestellt ist), bezahlt 55 Euro.
Besonders gerne parken Autofahrer außerdem links, sprich gegen die Fahrtrichtung, oder zu nah vor oder hinter einer Kreuzung beziehungsweise Einmündung (sprich sie halten keine fünf Meter Abstand). "Viele machen sogar gleich drei Sachen falsch", so Stahls Erfahrung nach der ersten Woche. Dann werde jedoch nur der teuerste Verstoß geahndet. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass so gut wie kein Autofahrer vor Bank, Metzger oder Konditorei in der Hauptstraße eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe klemmt - wie es eigentlich vorgeschrieben wäre. Die Beschilderung, für die in der Ortsdurchfahrt (B287) das Landratsamt als Verkehrsbehörde zuständig ist, wird meist geflissentlich missachtet.
Besonders schlimm sei das Parken laut Stahl in der Schenkgasse, obwohl es dort ausgewiesene Parkplätze gibt. Einige Falschparker machten ihrem Ärger bereits auf Facebook Luft. Dort hat sie dann prompt den Titel "Knöllchenfrau" bekommen, aber "damit kann ich leben", sagt die gelernte Einzelhandelskauffrau. Beschimpft oder gar tätlich angegangen wurde sie bislang nicht. Spannend sind jedoch die Ausreden, die ertappte Falschparker erfinden. "Eine Frau hat gesagt, sie hätte lediglich das Tor an ihrem Grundstück geöffnet und auf die Nachfrage, warum das acht Minuten gedauert hat, sagte sie, sie musste noch Schuhe anziehen", erzählt die Kontrolleurin. Womit die Fahrerin vorher hinter dem Steuer saß, blieb ungeklärt.
Wenn die Behinderung durch den Falschparker zu groß ist, muss Nancy Stahl die Polizei informieren. Dann hat sie selbst keine Handlungsbefugnis mehr, weil es dann einen Punkt in Flensburg für den Falschparker gibt und die Strafgebühr wandert nicht mehr in den Gemeindesäckel.
Wenn jemand einmal zwei Tickets an der Windschutzscheibe hängen hat, ist wohl sein TÜV abgelaufen. Denn auch das darf die Dame vom VÜD verwarnen. Ebenso wie Verstöße von Radfahrern. Und auch der Gemeindeteil Haard wird nicht verschont.
Mahnungen für Nichtzahler verschickt die Gemeinde. Dort gibt Nancy Stahl regelmäßig die Beweisfotos ab, die sie von jedem Verstoß machen muss. Sie habe allerdings bereits nach zwei Tagen das Gefühl gehabt, dass es weniger Verstöße gegeben hat. Und "viele finden es auch gut, dass jetzt kontrolliert wird", berichtet Nancy Stahl. Sie werde sogar oft gefragt, ob man da Parken darf.
Bravo, weiter so und am besten noch ausweiten auf andere Kommunen, damit die Autofahrer die glauben sie dürfen alles, mal etwas erzogen werden.
Durch die Erhöhung des Tickets tut´s vielleicht auch dem notorischen " ich darf das " weh.