Seit Februar geht die Grippewelle im Landkreis Bad Kissingen um. Besonders stark betroffen sind Kindergartenkinder. Aber auch junge, gesunde Erwachsene leiden an schweren Verläufen, die bis ins Krankenhaus führen.
Seit Wochen schwappt die alljährliche Grippewelle über den Freistaat.
Sie kommt "mit dem vollem Programm", sagt Dr. Gernot Schneeberger, Amtsarzt des Bad Kissinger
Gesundheitsamtes. Mit Husten, Schnupfen, Fieber und Gliederschmerzen. "Influenza beginnt meistens
akut."
Im fiebrig-verschleimten Würgegriff befindet sich der Landkreis nicht
mehr; die Hochphase ist offenbar überschritten. In den letzten 14 Tagen wurden acht bis neun
neue Fälle gemeldet. Gernot Schneeberger kann für 2013 insgesamt 54 Erkrankungen
offiziell bestätigen. "Die Zahlen sind konstant geblieben. Seit der ersten Februarwoche liegen
die Zahlen immer in diesem Bereich", fasst der Mediziner zusammen. Damit könne zwar noch nicht
von einem Abebben der Krankheitswelle gesprochen werden. Die Zahl der Erkrankungen liege aber im
Rahmen dessen, was zu erwarten war.
"Ob das viel oder wenig ist kann man nicht
sagen." Nicht jeder Arzt erfasst die Zahlen. Und es geht nicht jeder Patient sofort zum Arzt, um
sich krankschreiben zu lassen. Außerdem treten momentan häufig Atemwegserkrankungen
auf, die eine klare statistische Zuordnung erschweren. Leidet der Patient nun an
Lungenentzündung, Bronchitis, Schnupfen, Husten oder Grippe? "Insgesamt macht mir die
Situation aber nicht den Eindruck, als ob es dieses Jahr sehr viele Erkrankungen
gibt", schätzt Gernot Schneeberger.
Schwere
Krankheitsverläufe In den Kindergärten stellt sich die Lage anders dar.
"Uns hat die Grippewelle stark erwischt", sagt Erzieherin Stephanie Gläser vom
Sinnberg-Kindergarten. Zum Teil waren die Gruppen sehr ausgedünnt, nicht einmal die
Hälfte der Kinder besuchte die Einrichtung. "Die Kinder waren länger krank und hatten
hohes Fieber", hat sie beobachtet. Vereinzelt traten laut Gläser schwere
Krankheitsverläufe mit Lungenentzündungen auf. Ein paar Kinder mussten im Krankenhaus
behandelt werden. "Das haben wir in dieser Masse bisher nicht gekannt."
Kornelia
Assel, stellvertretende Leiterin des Garitzer Kindergartens "Am See" stimmt ihrer Kollegin zu.
Im Februar blieb ein Großteil der Kinder krank zuhause. "Erst diese Woche läuft es
wieder normal", sagt Assel.
Darin, dass besonders die Kindergärten betroffen sind, sieht
der Bad Bockleter Allgemeinmediziner Joachim Jaitner kein ungewöhnliches Phänomen.
"Das haben wir immer beobachtet."
Mit Blick auf seine Sprechstunden stuft Jaitner die
Zahl der Grippefälle in den letzten Wochen als überdurchschnittlich ein, wenngleich sie
abnehmen. Er betont, dass man immer wieder überdurchschnittliche Jahre erlebe.
Bei schweren Verläufen falle jedoch auf, "dass es dieses Jahr viele junge, gesunde Leute
trifft", berichtet Jaitner. Das entspreche dem typischen Muster der Schweinegrippe.
Neben dem Schweinegrippevirus H1N1 grassieren der Influenza A-Virus H1N2 und Influenza
B-Viren. Ärzte empfehlen für die aktuelle Grippewelle Schutzimpfungen.
Außerdem raten sie, sich häufig die Hände zu waschen und auf das Hand geben zu
verzichten.
Entwarnung bei den Arbeitgebern
Gernot Schneebergers Einschätzung, dass die Grippewelle dieses Jahr nicht
übermäßig heftig auftritt, bestätigen die Bad Kissinger Arbeitgeber.
"Alles normal", heißt es von den Heiligenfeld -Kliniken. Natürlich sei mal der eine oder
andere krank, aber man habe bisher keine großen Probleme gehabt.
Ähnlich beurteilt auch Manfred Klabouch von der Bayerischen Spielbank die Lage: "Wir haben
aktuell keine Grippekranken."
Im Landratsamt und in der Sparkasse Bad Kissingen sind
die Krankenmeldungen rückläufig. "Vor 14 Tagen war es ganz schlimm.
In der Spitze hatten wir 70 Krankenmeldungen gesehen auf eine Woche", berichtet Wolfgang
Schottdorf, Personal-Bereichsleiter bei der Sparkasse. In dieser Zeit hat jeder sechste Mitarbeiter
krankheitsbedingt gefehlt.
"Die Grippewelle ist bis jetzt kein besonderes
Thema", bestätigt Andreas Elsässer, Leiter der Realschule. Der Krankenstand unterscheide
sich dieses Jahr nicht wesentlich von anderen Wintern. Momentan bleiben 50 Schüler dem
Unterricht fern, an einem typischen Februartag waren es 70. "Das sind im Durchschnitt nicht einmal
zwei Schüler pro Klasse. Das ist nichts außergewöhnliches." Auch am
Jack-Steinberger-Gymnasium und dem Kissori-Lernzentrum haben die Verantwortlichen keine
ungewöhnlichen Beobachtungen gemacht. Grippe ja, aber nicht schlimmer als sonst.