Der "Freundeskreis für das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau" begeht sein 25-jähriges Bestehen. Knapp 200 Mitglieder fördern die Musiker nach Kräften. Diese belohnen das Engagement mit einem hochklassigen Konzert.
Sie stammen aus Gruppen quer durch die Gesellschaft. Und sie werden immer jünger. Die Rede ist von den Mitgliedern des "Freundeskreises für das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau e.V.". Dessen Vorsitzender Joachim Hunger kann eine positive Bilanz ziehen für den Verein, der am kommenden Samstag mit einem Jubiläumskonzert sein 25-jähriges Bestehen feiert.
Hunger hat das Amt des Vorsitzenden im Jahr 2011 übernommen.
Er sei dazugekommen "wie die Jungfrau zum Kind", wie er sagt. Dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau (BKO) verbunden fühlte er sich schon lange, besuchte mit seiner Familie die Konzerte des Ensembles bereits, als es noch in Werneck ansässig war. So war er kein Unbekannter in der treuen Zuhörerschaft des Orchesters, als der Schatzmeister des Freundeskreises, Wolfgang Reichelt, ihn ansprach, ob er als dessen Vorsitzender zur Verfügung stehen würde.
Doch Hunger, der bis dato nicht einmal Freundeskreismitglied war, lehnte erst einmal ab: "Ich wollte mich nicht verfranzen." Dann überdachte er seine Entscheidung und beschloss, sich bei den BKO-Freunden zu engagieren. Er sieht sich als "Verbinder" zwischen Musikern, Orchesterverwaltung, Publikum und der Stadt, die Heimat des BKO geworden ist.
Rahmen und Struktur, findet er, seien ideal und ergänzten sich gut mit der privaten Atmosphäre, die das Staatsbad biete: klein genug, um sich wohl zu fühlen, aber auch mondän.
Die Aufgaben des Freundeskreises sind vielfältig. "Die Idee zum Freundeskreis kam aus dem Orchester", erinnert sich der Wernecker Herbert Deppisch, Hungers Vorgänger im Amt, der die Geschicke des Vereins von dessen Gründung im Jahr 1988 an viele Jahre lenkte.
1979 war der Klangkörper aus ehemaligen Mitgliedern des Bayerischen Landesjugendorchesters als "Bayerisches Kammerorchester Schloss Werneck" gegründet worden. "Es gab das Bestreben, das Orchester im Ort selber besser publik zu machen", sagt Deppisch. Als Ausrichter der "Wernecker Schlosskonzerte" hatte der "Liederkranz Werneck" bis dahin manches mitgetragen.Treibende Kraft bei der Gründung des Vereins war Prof. Dr.
Ludwig Hübner, damals Chefarzt des Orthopädischen Krankenhauses Schloss Werneck. Hübner habe das Orchester "auch durch seine Persönlichkeit sehr gefördert", sagt Deppisch. Die Gründung des Freundeskreises war ein Unternehmen, das Erfolg hatte: Mehr als 100 Personen traten ihm im ersten Jahr bei. Gastauftritte besonderer Künstler wurden möglich und machten den Besuch der Konzerte zusätzlich attraktiv.
Bis heute macht diese Unterstützung sich
bemerkbar - auch beim Jubiläumskonzert, zu dem der Trompeter Sergej Nakariakov eingeladen ist. "Ohne die Förderung des Freundeskreises hätten wir uns solche Solisten nicht leisten können", sagt Pavol Tkac, Orchestermanager des BKO. Immerhin 15 000 Euro stellt der Freundeskreis dem BKO jährlich zur Verfügung. "Geld, mit dem wir rechnen können", freut Tkac sich - gleich, ob es in die Förderung der musikpädagogischen Projekte des Orchesters
fließt, in CD-Produktionen, die Finanzierung von Open-Air-Konzerten oder die Anschaffung von Instrumenten. Denkbar ist grundsätzlich auch, dass der Freundeskreis einspringen würde, wenn außer der Reihe einmal Finanzierungsbedarf bestünde. "Dafür sind wir ja da", sagt Hunger. Doch das müsste von den Mitgliedern entschieden werden.
Der Vorsitzende lobt: "Die Gesprächskultur im Freundeskreis ist eine sehr schöne."
Viel konnten die Mitglieder in einem Vierteljahrhundert für das Orchester tun. "In 25 Jahren hat der Freundeskreis das BKO mit knapp 195 000 Euro unterstützt", hat Schatzmeister Wolfgang Reichelt ausgerechnet. Doch wer Mitglied im Förderverein ist, tut auch sich selbst etwas Gutes: 50 Euro (für Jugendliche 25 Euro) Mindestbeitrag im Jahr berechtigen nicht nur zu 20 Prozent
Ermäßigung auf Eintrittskarten zu den "Jahreszeitenkonzerten", sondern bietet weitere Vergünstigungen.
194 Mitglieder hat der Verein im Jubiläumsjahr, in dem man die magische Zahl von 200 zu erreichen hofft. "Das war das Ziel von Anfang an", sagt Herbert Deppisch. Interessant ist, dass 110 von ihnen aus Bad Brückenau und der näheren Umgebung kommen.
"Das ist auch hinsichtlich der Förderung, die wir von öffentlicher Seite erhalten, ein Beleg dafür, dass das BKO kein Fremdkörper ist, sondern am Ort verwurzelt", stellt Pavol Tkac fest.
29 Wernecker sind dabei; 19 Gründungsmitglieder haben dem Freundeskreis bis heute die Treue gehalten. Doch auch von weiter her kommen die Freunde des Orchesters: Im schweizerischen Adelboden, 579 Kilometer von Bad Brückenau weg, wohnt das am weitesten entfernt lebende
Mitglied; Hamburg, Freiburg, München sind andere Städte, die der Freundeskreis mit Bad Brückenau verknüpft.
Am Ort ist Joachim Hunger dankbar für die "kurzen Wege" zwischen Freundeskreis und Orchester: "Chefdirigent Johannes Moesus schafft sehr viel Verbindung. Gut ist auch die Arbeit mit dem Organisationsbüro. Es ist ein gewinnbringendes Miteinander." Das ist schön, denn diese Auffassung dient keinem Selbstzweck, sondern ermöglicht ein wichtiges
kulturelles Angebot und macht so auch die Region erheblich attraktiver.
Das Herbstkonzert des BKO, das zugleich Jubiläumskonzert des Freundeskreises ist, wird am Samstag, 28. September, um 20 Uhr im König Ludwig I.-Saal im Staatsbad Bad Brückenau gespielt. Solist in dem "Paganini der Trompete" überschriebenen Programm ist Sergej Nakariakov.
Der Bayerische Rundfunk wird das Konzert in Ton und Bild mitschneiden; die Saaltüren werden daher ab 19.50 Uhr geschlossen.
Das Konzert am Samstagabend ist bereits ausverkauft; die Warteliste für Karten ist lang, sodass keine Chance mehr besteht, Karten hierfür zu erhalten. Um möglichst niemanden abweisen zu müssen, hat das BKO entschieden, dass die (ebenfalls vom BR-Fernsehen mitgeschnittene) Generalprobe öffentlich sein wird. Sie beginnt am Samstag, 28.
September, um 10 Uhr und dauert bis 13 Uhr. Aus Rücksicht auf den Solisten wird die Programm-Reihenfolge in der Generalprobe gegenüber dem Konzert geändert, Sergej Nakariakov mit dem Trompetenkonzert von Johann Nepomuk Hummel kommt erst zum Schluss dran. Wer als Hörer an der Generalprobe teilnehmen möchte, muss bis 9.50 Uhr im Saal Platz genommen haben; danach werden die Türen geschlossen.
Die Möglichkeit, die Probe zu verlassen oder hinzuzukommen, besteht dann in der Pause. Der Besuch der Generalprobe ist kostenlos. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.
Am 26. September findet von 19 Uhr bis 20 Uhr im König Ludwig I.-Saal eine Probe mit dem Orchester für Freunde und Förderer statt, in der Chefdirigent Johannes Moesus auch Erläuterungen zur Probenarbeit gibt.
Diese Probe, in der der Solist Sergej Nakariakov nicht anwesend sein wird, ist ebenfalls öffentlich und bei freiem Eintritt zu besuchen. Um Voranmeldung beim BKO wird gebeten, Tel.: 09741/ 938 90.