Der Dorfladen nimmt Fahrt auf

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Ob es sich lohnt das bestehende Gebäude in Premich für den Dorfladen zu nutzen (wie hier in dieser Fotomontage, die Andreas May für Premicher Arbeitskreis Dorfladen erstellt hat) oder ob eventuell ein Neubau billiger wäre müssen Fachleute prüfen. Fotomontage: Andreas May
Ob es sich lohnt das bestehende Gebäude in Premich für den Dorfladen zu nutzen (wie hier in dieser Fotomontage, die Andreas May für Premicher Arbeitskreis Dorfladen erstellt hat) oder ob eventuell ein Neubau billiger wäre müssen Fachleute prüfen. Fotomontage: Andreas May
Volker Hahn, Unternehmensberater und Betriebswirt der infs. Foto: Kathrin Kupka-Hahn/ Archiv
Volker Hahn, Unternehmensberater und Betriebswirt der infs. Foto: Kathrin Kupka-Hahn/ Archiv
 

Den Informationsabend zum Thema Dorfladen nutzte der Unternehmensberater Volker Hahn um die weiteren Schritte bekannt zu geben.

Ob das Projekt Dorfladen weiterverfolgt werden soll, fragte Volker Hahn vom Institut für Nahversorgungs-Services (ifns) in der Versammlung am Dienstagabend nach. Alle Anwesenden, etwa 70 Premicher sowie Bürgermeister Waldemar Bug (ödp), Ortssprecher Mario Krebs und weitere Gemeinderäte, sprachen sich spontan dafür aus. Es gab keine Gegenstimme.
"Premich hat gutes Potenzial für den Dorfladen, eine Immobilie ist vorhanden, die obendrein noch einen guten
Standort hat", fasste Hahn die Argumente zusammen. Zuvor hatte der Unternehmensberater und Betriebswirt die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema Einkaufen vor Ort vorgestellt. Diese waren zwischen März und April bei einer eigenen Fragebogenaktion erfasst worden. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte sich auch dabei für den Dorfladen ausgesprochen.
Doch wie geht es mit dem Vorhaben weiter? Zunächst wird der eigens gegründete Arbeitskreis, dem ungefähr 20 Premicher angehören, gemeinsam mit dem Institut ifns einen Businessplan inklusive Betreibermodell erstellen. Parallel dazu empfiehlt Hahn, dass ein Architekt oder Bauingenieur schon mal das Gebäude begutachtet, den Aufwand für einen Umbau schätzt und auch schon erste Pläne macht. "Das sollte am besten noch vor den Sommerferien geschehen", fügte er hinzu.
Im nächsten Schritt könnten die Fördermöglichkeiten für das Vorhaben geprüft und beantragt werden. Es gebe entsprechende Programme sowohl beim Amt für ländliche Entwicklung (ALE) als auch über den europäischen Sozialfonds Leader. Beide würden sich auch miteinander kombinieren lassen. Deshalb empfiehlt der Unternehmensberater die Zuschüsse des ALE, die bis zu 65 Prozent maximal jedoch 250 000 Euro betragen, für den Erwerb und Umbau der Immobilie zu nutzen. Die Förderung aus dem Leader-Programm könnte für die Ausstattung des Dorfladens genutzt werden. "Kredite bei einer Bank solltet Ihr nicht aufnehmen", so der Betriebswirt.


Betreiber Mini-GmbH

Als Gesellschafterform schlägt er eine sogenannte "Mini-GmbH" in Form einer UG & Still vor. Hintergrund: Für die Gründung einer GmbH sind 25 000 Euro Stammkapital notwendig, bei einer UG & Still reicht ein Euro aus. Als Gründungsgesellschafter sieht Hahn die drei Kapitalgeber - den Premicher Eigenheimerverein, die Soldatenkameradschaft und die Rhön-Biker. "Es handelt sich dabei um juristische Personen, die ins Handelsregister eingetragen werden", erklärte er.
Die drei Vereinigungen hatten bereits zugesagt, sich mit 1000, 2000 beziehungsweise 500 Euro Einlage an dem Projekt Dorfladen zu beteiligen. Alle anderen Anteilseigner, unter anderem die Premicher, die Anteilsscheine zeichnen, seien dann stille Teilhaber, die nicht extra ins Handelsregister eingetragen werden müssen und bei einem Umzug etwa ihre Einlage unproblematisch zurückerhalten.
In der sich Fragerunde äußerte sich auch Bürgermeister Bug. Er zeigte sich von dem positiven Votum der Premicher sichtlich erfreut. Hinsichtlich des Gebäudes gab er bekannt, dass die Gemeinde bereits Verhandlungen mit der Eigentümerin, der Raiffeisenbank, aufgenommen habe. Schließlich gibt es Überlegungen, dass der Markt Burkardroth die Immobilie an der Ecke Kirchstraße/Waldberger Straße kauft und an die künftigen Betreiber des Dorfladens verpachtet. "Denn verschenken kann heutzutage niemand was", so das Ortsoberhaupt.


Neubau möglich

Ein Premicher gab jedoch zu Bedenken, dass das alte Lagerhaus schon einige Jahre alt sei, energetisch nicht mehr den Anforderungen entspräche und für einen barrierefreien Dorfladen aufwendig umgebaut werden müsse. "Habt Ihr Euch schon mal Gedanken darüber gemacht, das Ganze abzureißen und neu zu bauen?", hakte er nach. Bug sagte zu, dass man neben dem Umbau des Lagerhauses auch den Abriss samt Neubau im Blick habe. "Schließlich sind wir bei den Kindergärten im Markt auch so vorgegangen. Oftmals hat sich der Neubau als die günstigere Variante erwiesen."
Ein weiterer Besucher der Versammlung wollte wissen, ob es für den Dorfladen einen Geschäftsführer geben wird. Hahn erklärte, das diese Position ebenfalls ehrenamtlich besetzt werden müsse. Seine Erfahrung habe gezeigt, dass dies zwei bis drei Leute übernehmen müssten, da der Aufwand für eine Person zu groß sei. "Doch wer soll das machen?", wurde aus der Versammlung nachgehakt.
Hahn versicherte, dass sich bei den rund 60 Projekten, die er bisher betreut, immer jemand gefunden habe. Schließlich wurde auch die Frage aufgeworfen, ob sich jemand mit privatwirtschaftlichem Interesse gemeldet habe und den Dorfladen als Unternehmer betreiben will. "Mir ist nichts bekannt", sagte Volker Hahn. Aus seiner Sicht sei außerdem das unternehmerische Risiko sehr hoch, da Kredite aufgenommen werden müssten und die genannten Fördergelder des ALE und aus den europäischen Sozialfonds für so ein privates Vorhaben nicht fließen.
Als weitere Argumente für den Dorfladen und gegen einen privatwirtschaftlichen Betrieb nannte er den Neidfaktor. Ein Bürgerladen werde immer besser angenommen. Und: "Die Gewinnerzielung steht bei einem Dorfladen nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Sicherung der Nahversorgung."