Klaus Rind ist Pilgerführer. Auch jetzt hat er wieder Hunderte gläubige Wanderer auf einer der längsten Wallfahrten Frankens begleitet.
Roter Mantel, schwarzer Basthut mit einer ebenfalls im kräftigen Rot gehalten Bordüre und immer einen kräftigen Schritt vorlegend, so kennen ihn seine Pilger - die Rede ist von Pilgerführer Klaus Rind. Am frühen Dienstagabend brachte er seine 524 Wallleut' vom Kreuzberg zurück ins Nachtquartier nach Burkardroth.
Am Sonntagmorgen, es war noch dunkel, begann die Wallfahrt der "Bruderschaft zum Heiligen Kreuz" mit einer Messe in Würzburg. Dann machten sich die Pilger, so wie schon seit 1647 jeweils am 20. August, auf den insgesamt 173 Kilometer langen Weg zum heiligen Berg der Franken, zum Kreuzberg. Vier Tage lang "wallen" sie, begleitet von einem Fahrzeug des Malteser-Hilfsdienstes und mehreren Bussen fürs Übernachtungsgepäck.
Vier Mal wird auf der Strecke übernachtet, wobei die erste Etappe von Würzburg nach Euerdorf mit 49 Kilometern die längste ist. Am zweiten Abend wird dann schon der Kreuzberg erreicht. 86 Kilometer ist man dann schon "gewallt", und der eigentlich schwierigste und kräftezehrendste Teil, der Bergaufstieg, liegt hinter einem. Weil dort oben allerdings solch eine große Pilgerprozession nicht einmal in den Massenquartieren unterkommen kann, werden viele mit Bussen nach dem Kirchgang zurück ins Tal nach Bischofsheim gebracht, wo sie dann wie in den anderen Übernachtungsorten privat unterkommen.
Burkardroth ist der dritte Übernachtungsort, den Pilgerführer Klaus Rind ansteuert. 34 Mal war er nun schon bei dieser Pilgerprozession dabei, und jedes Jahr begleiten ihn 500 bis 600 Gläubige. Alte und Junge, Männlein und Weiblein schließen sich ihm singend und betend an. Marschieren hinter dem Mann im feuerroten Mantel mit den goldenen Kreuzen am Revers her, der ihn nun schon seit 15 Jahren als Pilgerführer auszeichnet.
In der Hand trägt er einen langen Wanderstab mit Eisenspitze, am anderen Ende ein Kreuz mit einem Weihbüschel. Viele besuchen unterwegs die am Wegrand stehenden Kirchen für ein stilles Gebet, halten kurze Rast an einigen uralten Feldkreuzen und Marterln. Die jungen Burschen neben ihm tragen die roten Fahnen, schwenken sie stolz, wenn sie ins Dorf kommen. Fast scheint es, dass auch Gebete und Gesang der Wallleut' im Ort lauter werden als auf den oft und gern genutzten schattigen Waldwegen, an dessen Rändern vor allem die Älteren gern Blumen und Kräuter pflücken, um sie dann nach der Wallfahrt in der guten Stube aufzuhängen.
40 Kilometer sind es von Burkardroth hinunter nach Arnstein, wo noch einmal genächtigt wird. Nur noch 26 Kilometer liegen am Schlusstag vor ihnen, bis es dann ins Maintal nach Würzburg hinuntergeht, wo der fünftägige Fußmarsch, eine der größten Wallfahrten Frankens, mit einem Hochamt im Dom offiziell beendet wird. "Passiert ist - Gott sei Dank - nichts Außergewöhnliches", so die Auskunft der beiden Sanitäter, die den mehrere hundert Meter langen Pilgerzug im Rettungswagen begleiten. Bis Burkardroth hatten nur etwa 20 Personen Probleme mit den Füßen, "die üblichen Blasen vor allem an den Fersen", so die beiden vom Malteser-Hilfsdienst. Und fügen an: "Aber wer läuft denn heute noch 173 Kilometer in fünf Tagen? Da gehört das doch schon fast dazu."