Die Ockergrube von Oberebersbach brachte im 19. Jahrhundert ihren Besitzern Reichtum. Die Farberde wurde in alle Welt geliefert.
Reiches Oberebersbach und armer Nachbar Unterebersbach. So war das früher, früher es als die Ockergrube in Oberebersbach noch gab. Heinz Gauly ist Oberebersbacher und kennt die Geschichte, denn er hat sie aufgeschrieben. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zu diesem Thema stammen vom Bad Neustädter Historiker Josef Koch aus dem Jahr 1838 und der fränkischen Zeitung "Argus" (1803) über die Ockergrube.
"Die Betriebsamkeit einiger Familien dieses Örtchens hat seit 16 Jahren ein Bergwerk eröffnet. Sie graben einen sehr reinen, fetten und gelben Eisenocker, brennen ihn zum Teil, und führen ihn, als das schönste englische Rot, ins Ausland" ist im "Argus" zu lesen.
Der Zufall half mit Entdeckt wurde der Schatz der Ockergrube durch einen Zufall: Der Hund des Pfarrers hatte sich auf einem Acker in die Erde gegraben
und dabei gelb eingefärbt. Der Besitzer ging der Angelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund, die Ockergewinnung nahm ihren Anfang. Natürlich kursieren noch weitere Geschichten über die Entdeckung. "Sehr schöne hockockergelbe Farbe" wurde nach alten Schriften wohl schon um das Jahr 1780 in "50 bis 70 Meter tiefen Schächten" in der Gegend gewonnen und roh oder gebrannt" verkauft.
Über den Beginn des Bergwerksbetriebs liegen allerdings
widersprüchliche Aussagen vor. Professor Dr. Georg Pickel, der um das Jahr 1785 schon Schriftstücke über die Ockergrube verfasst hatte, berichtete, dass im Jahr 1788 der eigentliche Betrieb durch Philipp Schmitt im größeren Umfang aufgenommen wurde. Die ersten Grabungen veranlassten die beiden Entdecker, die Brüder Johann Peter und Philipp Schmitt.
1798 kam mit Bartholomäus Schmitt, dem Enkel von Philipp Schmitt ein weiteres Mitglied der Schmitt`schen Sippe hinzu.
Das Geschäft, die Farberde zu verkaufen, lief blendend bis im Jahr 1801 ein schreckliches Unglück geschah: Beim Hinabsteigen in die mittlerweile über 30 Meter tiefen Schächte stürzte zuerst ein Arbeiter ab und dann zwei weitere, die helfen wollten. Alle drei starben.
"Drei Bergleute in der Grube von Oberebersbach sind an den unterirdischen Dampf erstickt", ist in der Sterbematrikel des Ortes zu lesen. Das Unglück, das allgemeines Aufsehen erregte, führte zur Anweisung der fürstbischöflichen Regierung, die das Befahren des Schachtes strengstens untersagte.
Ein lukratives Geschäft Aber dennoch: Der Bergbau erwies sich in den kommenden Jahrzehnten als äußerst
einträgliches Geschäft. Im Jahr 1850 wurde aus drei Schächten Eisenerz gewonnen, jährlich "zwischen 1000 und 2000 Zentner", hieß es. Addiert man die Einnahmen aus den 20 Förderjahren so ergibt sich eine Gesamtsumme von 102 254 Gulden, nach heutigem Stand 2 352 000 Euro. Der Wohlstand der Besitzer war immens.
Die Einnahmen in "der goldenen Zeit" waren sehr hoch, die Ausgaben, rund sieben Prozent, extrem niedrig.
Wenig davon profitiert haben die Tagelöhner, die unter "härtesten Arbeitsbedingungen" arbeiten mussten, bei einem Schichtlohn von 24 bis 30 Kreuzer, 1,30 Euro für vier Stunden.
Niedergang des Unternehmens Transportiert wurde der Ocker mit Pferdefuhrwerken, aber auch mit Schiffen, ab 1871 nutzte man die neue
Eisenbahn. Adressaten waren Kunden in der näheren Umgebung, im Umfeld von Würzburg, aber auch bis nach Übersee reichten die Lieferungen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich der Ockerbergbau erstaunlich erstaunlich gut entwickelt. Die Entwicklung synthetischer Farbstoffe und Probleme beim Abbau und beim Verkauf (unzureichende kaufmännische Kenntnisse) leiteten den Niedergang ein.
Die Versuche der Gesellschaft, die Ockergrube ab dem Jahr 1907 als Ganzes zu verkaufen, scheiterten. Der Verkauf der Grube gelang nicht. Im Laufe der Jahre hatte sich durch Vererbungen der Kreis der Anteilsinhaber, die in der ganzen Welt verstreut waren, enorm erhöht. Eine Einstimmigkeit war nicht mehr erreichbar. 1989 wurde die Gesellschaft rechtlich aufgelöst. Die Gemeinde, mittlerweile Eigentümer der Grube, verfüllte sie im Jahr 1990.
Damit waren alle sichtbaren Zeichen des ehemaligen Bergwerkbetriebs verschwunden.
Für Oberebersbach endete damit eine über zwei Jahrhunderte gehende wechselvolle Geschichte mit allen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Niederlagen menschlichen Tuns, das weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand.