Ab heute gilt gesellschaftliche Isolation. Die Polizei ist vorbereitet, um die Verbote zu kontrollieren. Derweil wird der 14. Infizierte gemeldet, einer von ihnen war in einer Reha-Klinik. Sie musste geräumt werden, 29 sind isoliert.
Die Corona-Fälle erhöhen sich, Stand gestern um 18.30 Uhr waren 14 Menschen im Landkreis infiziert. Ein Patient kam aus der Reha-Klinik "Klinik Saale" ins Krankenhaus. Die Folge: Die Einrichtung musste geschlossen werden, 29 Personen sind isoliert.
Der Patient kam bereits am Dienstag mit Fieber in die Klinik, ein Test bestätigte den Verdacht. "Alle 29 Mitarbeiter mit direktem Kontakt zum Rehabilitanden sind in häuslicher Isolation", so Dirk von der Heide, Sprecher der Deutschen Rentenversicherung. Alle anderen Mitarbeiter seien über die Situation informiert worden. Seit Donnerstag ist die Rehaklinik laut von der Heide geschlossen. Die rund 90 anderen Patienten wurden nach Hause geschickt. "Die ,Klinik Saale‘ ist ab heute ohne Rehabilitanden", so von der Heide.
Die Ausgangsbeschränkung, die Ministerpräsident Markus Söder am Freitagmittag bekanntgab, beschäftigt das Kissinger Landratsamt. Landrat Thomas Bold: "Das Wichtigste ist, dass niemand in Panik verfällt, auch wenn es eine schwierige Herausforderung ist, die wir alle so nicht kennen." Es sei unabdingbar, sich an die neuen Vorgaben zu halten. "Jeder kann seinen Beitrag leisten, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, indem er soziale Kontakte meidet." Bold ist am Freitag auch an die Bürgermeister im Landkreis herangetreten und hat sie ermuntert, private Nachbarschafts- oder Ortshilfen zu unterstützen. "Da kann jede Kommune ihren Beitrag leisten." Er setzt auch auf die soziale Kontrolle in den Gemeinden: "Wenn sich jemand doch auf dem Spielplatz trifft, sollten die Bürger angesprochen werden: Geht heim, haltet euch dran."
Das Landratsamt ist weiter mit der Hotline nah am Bürger (Tel.: 0971/71 65-0). "Wir kriegen die Rückmeldung, dass es sehr wichtig ist, dass die Leute Ansprechpartner für ihre Fragen haben." Rund 100 Mitarbeiter kümmern sich um die Thematik Corona, "was uns in unserem Dienstbetrieb nicht nur durch die Schließung auch einschränkt". Im Ordnungsamt arbeiteten momentan zehn Menschen, "die Zahl können wir beliebig ausweiten, so sieht es die Struktur des Katastrophenschutzes vor", sagt Bold. Die Kontrollen über die Vorgaben, die die Ausgangsbeschränkung nach sich ziehen, übernimmt allerdings die Polizei.
Verwarnung bis 25 000 Eruo
Und die scheint vorbereitet zu sein: "Wenn nötig", so Oliver Platzer, Pressesprecher des Bayerischen Innenministeriums, "wird die Bereitschaftspolizei unterstützen". Um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, werden die Inspektionen mit Streifen verstärkt, sagt Platzer. Sie kontrollieren vor allem, ob sich Menschen auf offener Straße versammeln und die Geschäfte geschlossen bleiben.
Wer sich nicht daran hält, bekommt ein Problem. Platzer: "Von Verwarnung bis Bußgeld ist alles drin", und das Bußgeld kann empfindlich werden. Platzer: "Es geht bis zu 25 000 Euro - und theoretisch ist auch eine Freiheitsstrafe denkbar."
In den Partnerstädten der Stadt Bad Kissingen ist die Lage schon länger dramatisch. "In Massa ist man uns ein wenig voraus", sagt Maren Schmitt, Vorsitzende des Bad Kissinger Städtepartnerschaftskomitees. Bereits Ende Februar spitzte sich die Situation in Italien so zu, dass die Lehrer des Jack-Steinberger-Gymnasiums sich zu einer Verschiebung des Schüleraustausches entschlossen haben, der für Ende März geplant war. Anfang März wurde die "rote Zone" auf ganz Italien ausgedehnt. Alle Schulen wurden bis Ostern geschlossen. "Wir haben den Schüleraustausch daher für dieses Schuljahr abgesagt und hoffen auf den Herbst", informiert Schmitt.