Burkardroth: Wucher beim Wasser?

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Im Markt Burkardroth ist das Wasser ein wichtiges Thema. Die Einwohner zahlen dort seit dem 1. Januar diesen Jahres höhere Gebühren. Ursachen sollen im Bereich des Personals liegen. Die Redaktion hat nachgeforscht. Foto: Johannes Schlereth
Im Markt Burkardroth ist das Wasser ein wichtiges Thema. Die Einwohner zahlen dort seit dem 1. Januar diesen Jahres höhere Gebühren. Ursachen sollen im Bereich des Personals liegen. Die Redaktion hat nachgeforscht. Foto: Johannes Schlereth

Im Markt Burkardroth müssen die Einwohner seit Anfang dieses Jahres mehr für ihr Wasser zahlen. Einer der Gründe ist laut der Kommune zusätzliches Personal. Das kommt nicht bei jedem gut an. Was steckt dahinter?

Das Jahr 2020 hat für die Burkardrother mit Gebührenerhöhungen begonnen: Seit dem ersten Januar kostet ein Kubikmeter Wasser 1,88 Euro, außerdem entschloss sich die Gemeindeverwaltung dazu, die Grundgebühren zu erhöhen. Im Vorjahr lag der Kubikmeter Wasser bei 1,75 Euro. Bei den Bürgern sorgt das für Unmut. Denn bereits in den Vorjahren stiegen im Markt die Preise für das kühle Nass. Ein Grund für die neuerliche Preiserhöhung ist laut der Kommune zusätzliches Personal, wie etwa ein Wassermeister.

Burkardroth: Empörter Einwohner teilt seine Meinung in einem Leserbrief mit

Kurt Kirchner aus Burkar droth äußerte in einem Leserbrief seinen Unmut über die stetigen Preiserhöhungen beim Wasser und prangert Versäumnisse der Kommune an. Ursache für die gestiegenen Kosten sei "Inkompetenz der Verwaltung". Die vom Markt angeführten Gründe für die Preiserhöhung hält Kirchner in seinem Leserbrief für "fadenscheinig".

Allerdings: Einen Wassermeister braucht die Kommune tatsächlich. Das geht aus dem Regelwerk des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hervor. Die Anforderungen richten sich nach der Komplexität des Versorgungssystems.

Weil der Markt Burka r droth über 5000, aber unter 30 000 Einwohner hat, braucht die Kommune laut der Regularien einen Fachmann oder -Frau mit der "Mindestqualifikation: geprüfte ( r ) Wassermeister(in); geprüfte( r ) Techniker(in) mit Fachrichtung Versorgungstechnik oder gleichwertige Qualifikation". Auch die Aufteilung des Netzes zwischen der Rhön-Maintal-Gruppe und dem Markt mache es laut Jürgen Metz, dem geschäftsleitenden Beamten des Landratsamtes Bad Kissingen, notwendig, dass die Kommune einen Wassermeister hat. Der Markt beschloss daher, einen Mitarbeiter zum Wassermeister auszubilden.

Kommune musste handeln

Den Experten bräuchte die Kommune aber eigentlich schon seit längerem. "Das Augenmerk lag in den vergangenen Jahren allerdings eher auf den größeren Versorgern", sagt Heiko Schuhmann, der Kämmerer im Burkar dro ther Rathaus.

2021 möchte die Kommune zudem einen Ingenieur einstellen, das bestätigte Bürgermeister Daniel Wehner (CSU) auf Nachfrage dieser Redaktion. Das Ortsoberhaupt weiter: "Im Rathaus geht einer der Mitarbeiter in Ruhestand, dessen Stelle wir so nachbesetzen wollen." Den Entschluss fällte das Gremium in nichtöffentlicher Sitzung am vergangenen Dienstag.

Markt Burkardroth: Auf der Suche nach einem Ingenieur für den Hochbau

Eines der Einsatzgebiete des Ingenieurs soll der Hochbau sein, in dem der Markt in den kommenden Jahren verstärkt tätig wird. Dabei geht es beispielsweise um die Kläranlage in Premich oder den Anbau des Lauterer Horts.

Der Ingenieur könnte die Aufgaben der technischen Führungskraft bei der Wasserversorgung im Markt übernehmen. Damit hätte die Kommune zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Schuhmann bestätigt das. Aber: "Allerdings müsste er dann - je nach seiner fachlichen Ausrichtung - möglicherweise noch eine Fortbildung besuchen." Metz fügt an: "Wenn es sich um einen Hochbauingenieur handelt, braucht er zudem noch mehrjährige Erfahrung. Es sei denn er hat sich im Studium intensiver mit dem Thema Wasser auseinandergesetzt."

Thema schlug im Gemeinderat auf

Laut Schuhmann sei diese Möglichkeit im alten Gemeinderat zur Sprache gekommen. Florian Eickhoff, Marktgemeinderat aus Gefäll, bestätigt das. Die Mitglieder hätten laut Schuhmann die Meinung vertreten, dass wenn der Ingenieur die Aufgaben der technischen Führungskraft übernimmt, ihm in seinen eigentlichen Tätigkeitsbereichen die Zeit fehlt.

Um das auszugleichen, hätte womöglich ein zusätzlicher Arbeitsplatz geschaffen werden müssen. Und: Die Kosten wären laut Schuhmann höher gewesen, als beim letztlich gefassten Beschluss. "Außerdem muss man bedenken, ob wir als Kommune überhaupt einen Ingenieur finden, denn ein Gehalt wie in der freien Wirtschaft können wir nicht bieten", meint Eickhoff.

Erinnerungen an das Jahr 2017

Dabei denkt er an das Jahr 2017 zurück. Schon damals habe die Kommune die Stelle eines Ingenieurs ausgeschrieben. "Zu dem Zeitpunkt haben wir allerdings niemanden bekommen, der zu uns gepasst hat", sagt Wehner.

Laut Schuhmann haben weitere Gründe in das Votum des ehemaligen Gemeinderates hinein gespielt. In Gefahrensituationen, etwa bei einer Verkeimung des Leitungsnetzes, sei es wichtig jemanden zu haben, der zu 100 Prozent im Bereich des Wassers tätig sei. Der Fachmann könne schnell die richtigen Entscheidungen treffen. Ein Nichteinhalten des DVGW-Regelwerks könne haftungs- oder gegebenenfalls sogar strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.