Bürger-Info in 50 Metern Höhe

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Bauleiter Hartmut Metz (2. von rechts) stand den Teilnehmern des CSU-Bürgertisches direkt auf der Baustelle der neuen Autobahnbrücke Rede und Antwort. Fotos: Thomas Dill
Bauleiter Hartmut Metz (2. von rechts) stand den Teilnehmern des CSU-Bürgertisches direkt auf der Baustelle der neuen Autobahnbrücke Rede und Antwort. Fotos: Thomas Dill
Alt und neu: Rechts ist der Stahl-Doppelstrang zu erkennen, der die Fahrbahn trägt, links folgt die Gegen-Richtung mit bereits betonierter Fahrbahndecke, dahinter rollt der Verkehr auf der alten Brücke.
Alt und neu: Rechts ist der Stahl-Doppelstrang zu erkennen, der die Fahrbahn trägt, links folgt die Gegen-Richtung mit bereits betonierter Fahrbahndecke, dahinter rollt der Verkehr auf der alten Brücke.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 Bauleiter Hartmut Metz führt die mehr als 50 Teilnehmer des CSU-Bürgertisches über die Baustelle der neuen Sinntalbrücke.

"Fantastisch" war die einhellige Meinung der gut 50 Besucher des CSU-Bürgertisches: Die einen staunten vor allem über die Aussicht von der 50 Meter hohen Sinntalbrücke, andere über die gigantischen Dimensionen und wieder andere über die Präzision der Ingenieursleistung. Quer durch alle Fraktionen, von Eckarts bis Oberbach, von Schönderling bis Volkers, vom Baby bis zum Rentner waren Bürger - mit Regenschirm und Gummistiefeln gewappnet - auf der Brückenbaustelle unterwegs.
Der Bauleiter der Autobahndirektion Nordbayern, Hartmut Metz, erläuterte zunächst die Geschichte der alten Brücke, die Notwendigkeit des Neubaus, die technischen Details des Neubaus und den Baufortschritt. Ein kurzer Film über den Einbau der mächtigen Kastenträger rundete den Vortrag ab, der immer wieder durch Fragen der Besucher unterbrochen wurde.
Die Bürobaracken oberhalb der Stockpapiermühle mit Rundumblick auf alle Bauabschnitte haben eigens einen Vortragsraum. "Wir informieren gerne alle Interessierten, denn schließlich werden hier unsere Steuergelder verbaut", betonte Metz. Die Größe der Gruppe, die die Initiatoren der CSU überraschte, war deshalb auch kein Problem.
Trotz des Nieselregens ließ es sich niemand nehmen, die Brücke zu besichtigen. Hartmut Metz wusste auf alle Zwischenfragen detailreiche Antworten. Neben den Widerlagern interessierten sich die Teilnehmer für den Schalwagen, auf dem der letzte Betonguss mit einem Teppich vor dem regnerischen Rhöner Wetter geschützt wurde.
"Der milde Winter brachte uns keine Vorteile, da hier Arbeiten anfielen, die temperaturunabhängig waren, das feuchte Wetter momentan behindert aber die Arbeiten an den Anbindungen etwas, wir sind aber trotzdem noch voll im Zeitplan", sagte Metz zur Wetterabhängigkeit. Deutlich wurde auch, wie wagemutig die Ingenieure die alten Brücke geplant hatten, nur damit sich das Bauwerk möglichst gut in die Landschaft integriert. Die Statik der 1960er Jahre beruhte jedoch auf verkehrstechnischen Werten der Nachkriegszeit. So hat sich laut Metz der Dauerverkehr bis heute versechsfacht, der Schwerlastverkehr gar verzehnfacht.
Hochrechnungen der Statiker sagten 1998 gar voraus, dass spätestens 2010 die Brücke gesperrt werden müsse. Die Frist konnte nur durch technische Kniffe verlängert werden wie Tempolimit, Fahrbahnverengungen und Lkw-Überholverbot. Hat die alte Brücke "nur" ein Gewicht von 270 Kilogramm je Quadratmeter Fahrbahn, wird die neue Brücke das zehnfache Eigengewicht haben und entsprechend auch mehr tragen können.
Seit Mitte der 1980er Jahre ist die alte Brücke auf Grund der filigranen Bauweise eine Dauerbaustelle, wobei laut Metz die Überwachung und Sanierung der über 20 000 laufenden Meter Schweißnähte nicht mehr lange technisch vertretbar ist. Mancher Besucher meinte zu sehen, wie sich das nur 1,5 Zentimeter starke Stahlblech der Fahrbahndecke der alten Brücke unter den Rädern der vorbeibrausenden Laster wand und bog.
Die Riedenberger Besucher bedauerten den bevorstehenden Abriss der alten Brücke ab Mitte 2013, würde sie doch einen guten Schallschutz bieten. Die Thematik Lärm und Spritzschutz wird derzeit noch hinter verschlossenen Türen verhandelt, die endgültige Schutzgeländerhöhe scheint also noch verhandelbar. Bislang sind 1,50 Meter hohe Wände geplant.
"Wir müssten Hamster über die Brücke jagen oder Fledermäuse ansiedeln", waren scherzhafte Vorschläge für Gegenmaßnahmen zum geplanten Abbruch. Wie abgerissen wird, ist laut Metz noch in der Planung, eine Sprengung dürfte ausgeschlossen sein, schon allein wegen Starkstrom- und Gashochdruckleitung darunter.