Zündstoff im Marktgemeinderat

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Die Sanierung der Wildfleckener Grundschule mit Neubau der Turnhalle steht in den Startlöchern. "Es wird mit der Entkernung begonnen", so Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). Zunächst steht der Abbruch der Turnhalle und des Hallenbades auf dem Programm. "Wir sind noch im Zeitplan. Wir sind auf einem guten Weg." Im Jahr 2018 sollen die Schüler aus der Kaserne wieder zurück in den Ortskern umziehen. "Ich bin zuversichtlich, dass es rechtzeitig gelingt." Foto: Sebastian Schmitt-Mathea
Die Sanierung der Wildfleckener Grundschule mit Neubau der Turnhalle steht in den Startlöchern. "Es wird mit der Entkernung begonnen", so Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). Zunächst steht der Abbruch der Turnhalle und des Hallenbades auf dem Programm. "Wir sind noch im Zeitplan. Wir sind auf einem guten Weg." Im Jahr 2018 sollen die Schüler aus der Kaserne wieder zurück in den Ortskern umziehen. "Ich bin zuversichtlich, dass es rechtzeitig gelingt."  Foto: Sebastian Schmitt-Mathea

Wildfleckens Bürgermeister sieht zu viele Fragen offen: "Wenn keine großen Überraschungen passieren, ist unser Beschluss schon jetzt klar".

Die Planungen für einen dritten Nationalpark in Bayern sorgen im Wildfleckener Marktgemeinderat für erheblichen Zündstoff. Während dritter Bürgermeister Herbert Nowak (OWII) auf eine schnelle Entscheidung des Marktgemeinderates drängte, rief erster Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) dazu auf, die angekündigte Informationsveranstaltung am 29. Mai auf dem Kreuzberg abzuwarten.
Bereits am 30. Mai, also einen Tag nach dem Treffen der Rhöner Kommunen, wollen die Wildfleckener Kommunalpolitiker einen Grundsatzbeschluss fassen hinsichtlich eines möglichen Nationalparks in der Rhön. "Konkrete Fragen müssen noch beantwortet werden", sagte Kleinhenz. "Erst wenn der Fragenkatalog erledigt ist, können wir uns eine fundierte Meinung bilden und eine tragfähige Entscheidung treffen", sagte der Rathauschef.
"Der Dialogprozess hat noch gar nicht richtig begonnen", so Kleinhenz. Die tatsächlichen Konsequenzen aus einem Nationalpark Rhön seien nicht klar. "Fest steht jedoch: Die bislang dargestellte Gebietskulisse ist untragbar für mich. Für Wildflecken ist das in dieser Form nicht hinnehmbar. Wildflecken steckt in einem Korsett gefangen", sagte Kleinhenz.
Zum dritten bayerischen Nationalpark gibt es weiterhin erheblichen Gesprächsbedarf, befindet der Wildfleckener Bürgermeister. Mehr als 60 ungeklärte Fragen treiben die Kommunen in der Rhön um. Einige dieser offenen Punkte legte Kleinhenz im Gremium dar. "Welche Gebietskulisse ist konkret im Blickpunkt des Ministerium? Wie viel Holz aus der vorgesehenen Gebietskulisse wurde bisher an Selbstwerber vergeben? Wie soll der Holzbedarf zukünftig gedeckt werden? Wie viele private Jäger sind in dem vorgesehenen Gebiet aktiv? Wie soll das Wildtiermanagement genau aussehen? Wie viele Privatleute werden am Wildtiermanagement beteiligt? Werden Tierarten im Nationalpark zusätzlich angesiedelt? Wie viele Arbeitsplätze existieren im Bereich der Forstwirtschaft? Was soll mit den Arbeitsplätzen geschehen?"
Zu ganz unterschiedlichen Themenfeldern bräuchten die Kommunen mehr Informationen. Dabei geht es auch um die Auswirkungen auf das Biosphärenreservat, um Betretungsrechte, Pilzsammeln, Wintersport, Wallfahrten auf den Kreuzberg oder auf den Maria Ehrenberg. Unklar ist nach Auskunft von Kleinhenz, auf welche Weise die Kommunen eingebunden werden sollen. "Gibt es Erfahrungswerte aus anderen Nationalparks? Welche touristischen Auswirkungen sind zu erwarten? Soll bis zum Juli 2017 die endgültige Entscheidung getroffen werden?" Herbert Nowak vertrat die Ansicht, dass sämtliche Fragen am 29. Mai nicht konkret beantwortet werden. "Das Thema Tourismus wird ständig positiv verkauft. Das ist für mich ein Witz. Tourismus kann doch nur in einem Nationalpark gefördert werden, wenn es das Schutzziel nicht beeinträchtigt." Für Nowak steht fest, dass in einem Nationalpark die bestehenden Wege nicht mehr gepflegt werden und dadurch langsam kaputt gehen. "Das Ganze nimmt uns die Freiheit auf Raten. Wir haben dann keinen Einfluss mehr auf unsere Region. Die Ausrichtung des Nationalparks wird sein, dass er wachsen will. Wir werden in unserer Freiheit also noch stärker eingeschränkt." Christoph Schmitt (PWW) vermisst konkrete Informationen aus dem bayerischen Umweltministerium. "Die Stimmung in der Bevölkerung schlägt um", sagte Walter Rüttiger (PWW). "Es gibt keine ausreichenden Informationen. Der Rhönklub-Zweigverein in Oberbach ist strikt gegen einen Nationalpark. Wir wollen Plakate aufstellen mit einem klaren Nein zum Nationalpark."
Bürgermeister Kleinhenz machte deutlich, dass derartige Protestplakate auf Gemeindegrund erst dann möglich sind, wenn sich der Marktgemeinderat in einem offiziellen Beschluss gegen den Nationalpark Rhön ausgesprochen hat. "Vorher geht das nicht." Holger Trump (CSU/PWG) sagte: "Der Faktor Zeit lässt nur wenig Spielraum zu. Wir als kleine Kommune, haben wir denn überhaupt ein richtiges Stimmrecht? Wie positionieren sich denn die zwei Landkreise dazu? Haben wir überhaupt Mitsprache-Möglichkeiten? Oder verpufft unsere Stimme?"
Herbert Nowak unterstrich die Wichtigkeit eines Beschlusses im Gremium. "Die Landräte warten auf ein Zeichen der Basis. Und: Was verbaut man sich, wenn man Nein sagt?" Für Holger Trump steht fest: "Wir sind die direkten Volksvertreter. Wir müssen die Stimmung der Bevölkerung weitergeben." Zweiter Bürgermeister Wolfgang Illek (PWG) nahm den Druck aus der hitzigen Diskussion: "Man kann doch ganz klar erkennen, wie die Stimmung im Marktgemeinderat ist. Im Moment ist keiner von einem Nationalpark begeistert. Ich war auch hin- und hergerissen. Lasst uns nach der Informationsveranstaltung einen Beschluss fassen."
Für Herbert Nowak ist sicher: "Wenn bei der Veranstaltung keine großen Überraschungen passieren, dass ist unser Beschluss schon jetzt klar."
Im Gremium wurde auch über die Sanierung der Wildfleckener Grundschule mit dem Neubau einer Turnhalle gesprochen. Jetzt werde mit der Entkernung begonnen. Im Jahr 2018 sollen die Schüler aus der Kaserne wieder zurück in den Ortskern umzienen.