Eine Schulklasse aus Zeitlofs erlebt hautnah, wie der Unterricht vor etwa 70 Jahren abgehalten wurde. Neben historischem Unterricht berichtet ein Zeitzeuge aus seiner Schulzeit im Zweiten Weltkrieg.
Zum 100. Geburtstag der Grundschule äußerten sich kürzlich alle wichtigen Bundespolitiker: Als "demokratische Revolution in der Schulpolitik" bezeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Einführung der Grundschule. Erstmals durften Kinder im Jahr 1919 - unabhängig der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung oder dem Religionsbekenntnis der Eltern - gemeinsam die Schulbank drücken.
Auch die Grundschulen selbst haben sich dem Thema angenommen und pädagogisch für die Schüler aufbereitet. Schulfräulein Emilie, mit echtem Namen Karola Helfrich und Lehrerin der Grundschule Zeitlofs, führte die Kinder der dritten Klasse am vergangenen Dienstag hautnah an die Geschichte heran. Die Schüler erlebten am eigenen Leib, wie der Unterricht in den Nachkriegsjahren ablief.
Zeitzeuge berichtet
Im historischen Klassenzimmer des Chrisam-Hofs in Weißenbach herrschte an diesem Morgen Disziplin und Ordnung. Neben Finger- und Haltungskontrolle führt die Lehrerin die gemischten Klassenstufen durch den sogenannten frontalen Anschauungsunterricht. "Ohne Disziplin ging das damals nicht, denn große Klassen mit mehreren Jahrgangsstufen wurden parallel unterrichtet", erklärt Helfrich im Anschluss. Methodisch und didaktisch sei das eine große Herausforderung gewesen, sagt die Lehrerin.
"Der außerschulische Lernort hat den Vorteil, dass das Gelernte sich bei den Kindern besser festsetzt", sagt Helfrich. Denn das Thema habe einen konkreten Lehrplanbezug und werde im Unterricht vor- und nachbereitet. Anhand von verschiedenen Quellen sollen die Inhalte an die Kinder gebracht. Heutiges Thema in der dritten Klasse: Getreidesorten. Hafer, Roggen, Gerste und Weizen stellt Zeitzeuge Anton Ebert anhand des Gebrauchs in der Landwirtschaft vor. Denn nicht nur der Mensch ernährte sich davon, sonder auch Schweine, Kühe und Pferde bekamen bestimmte Getreidesorten zum Fressen.
Sammeln aus Leidenschaft
Im Anschluss hatten die Kinder die Möglichkeit, den Zeitzeugen Anton Ebert zu seiner Schulzeit in Schondra während des Krieges zu interviewen. Fragen zum Schulalltag, der Kleidung der Schüler und zur Ausstattung der Klassenzimmer beantwortete der 82-jährige mit großer Freude. Zwar habe es oft an Lehrern gemangelt, doch habe er die Schulzeit als sehr eindrucksvoll und positiv in Erinnerung. Dankbar sei er heute noch für alles, was er dort lernen durfte.
Karola Helfrich alias Schulfräulein Emilie hat eine große Leidenschaft: Sie sammelt alles, was die Schulen an Lernmaterialien aussortieren. "Alles, was historisch ist, findet bei uns in der Museumsscheune im historischen Klassenzimmer einen Platz", sagt die Lehrerin der Grundschule Zeitlofs. Dei mittlerweile beachtliche Sammlung stellt sie gerne der jungen Generation vor:
"Ich sehe das historische Klassenzimmer als Botschaft an die Kinder." Und solange es Zeitzeugen wie Anton Ebert gebe, sagt sie, sollte man das Wasser der Erinnerung nutzen, das aus ihnen heraussprudelt.