Der Schutz des Rotmilans in der Rhön ist ein sinnvolles und erfolgversprechendes Projekt.
Ehrenamtliche und Vertreter aus Politik und Verwaltung, die sich im Biosphärenreservat Rhön im Rotmilanschutzprojekt engagieren, kamen erstmals zu einem Treffen am Dreiländereck am Schwarzen Moor zusammen. Seit dem Start des Projekts im September 2014 auf der Wasserkuppe habe sich schon einiges getan, um den "Charaktervogel der Rhön" zu schützen und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, zeigte Projektleiter Bastian Sauer auf. Wie er erläuterte, sei dieses erstes länderübergreifende Treffen sehr wichtig, um den ehrenamtlichen Akteuren Infos und ersten Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Der Aktionstag fand im Rahmen des Jubiläums "25 Jahre Nationalparkprogramm" und der "Woche des bürgerschaftlichen Engagements" statt.
In Zusammenarbeit mit "Europarc", dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, zu denen auch das Biosphärenreservat Rhön gehört, hatte die hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservat eingeladen.
Beispielhafte Teamarbeit und Begeisterung zeigen Dutzende von ehren- und hauptamtlichen Naturfreunden, Jung und Alt, bei ihrem Einsatz für den Rotmilan, hob Anne Schierenberg, Leiterin Bürgerschaftliches Engagement, Europarc Deutschland hervor. So sei das Rhöner Rotmilanprojekt beispielhaft, und mit weiteren 24 bundesweiten Projekten für das Jubiläum unter dem Motto "Taten für den Naturschutz in den Nationalen Naturlandschaften" ausgewählt worden.
Probekartierung
Die Akteure unternahmen eine Exkursion in die Natur, führten eine Probekartierung im Revier des Rotmilans durch und tauschen sich über Erfahrungen im Monitoring der geschützten Greifvögel
aus. Bastian Sauer gab Infos zum Rotmilanprojekt. Vom Vogelsberg bis zum Thüringer Wald, von Bad Hersfeld bis Hammelburg reicht die Gebietskulisse, die es abzudecken gelte. Auf 5000 Quadratkilometern soll die Rotmilanpopulation kartiert und mit Maßnahmen geschützt werden. Noch liegen nicht alle Ergebnisse der Kartierung aus dem Frühjahr und Sommer 2015 vor. Doch die Tendenz sei sehr zufriedenstellend und zeige, dass der Schutz des Rotmilans in der Rhön ein sinnvolles und erfolgversprechendes Projekt sei. Sauer griff Besonderheiten heraus. So sei es auffallend, dass am Rand zum Vogelsberg besonders viele Neststandorte von Brutpaaren auf recht engem Raum nachgewiesen werden konnten. Es liege die Vermutung nahe, dass der Druck der Windkraftanlagen im Vogelsberg den Rotmilan in Richtung Rhön treibe.
Mindestens 250 Helfer nötig
Rund 80 Ehrenamtliche seien derzeit im Rotmilanprojekt im Einsatz.
Sie nehmen Kartierung vor, beobachten die Tiere, versuchen Brutstandorte und Bruterfolg festzuhalten. Um die gesamte Fläche des Biosphärenreservat erfolgreich abdecken zu können, seien aber mindestens 250 ehrenamtliche Helfer notwendig. Deutliche Worte fand Sauer für die Pläne der Bundesregierung in einem Sonderzulassungsverfahren Mäusegift zuzulassen, um die Mäuseplage in der Landwirtschaft einzudämmen. Diese sei für das Rotmilanprojekt kontraproduktiv. Der Rotmilan vergifte sich, indem er die vergifteten Mäuse fresse. Wer tote Greifvögel finde, möge dies der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats mitteilen, damit das Thema an die Öffentlichkeit gebracht werden könne. "Da haben wir ein Millionprojekt in der Rhön, um den Rotmilan zu schützen und erlauben den Einsatz von Mäusegift in der Landwirtschaft, und vergiften in der Folge auch den Rotmilan.
Das ist nicht sinnvoll, das ist auch ethisch zu hinterfragen."
Verbreitung Der Rotmilan ist nicht vom Aussterben bedroht, doch er steht auf der Liste der Arten, für die Deutschland besondere Verantwortung trägt. Sein Verbreitungsgebiet der etwa 20 000 bis 25 000 Brutpaare beschränkt sich ausschließlich auf Europa. 200 Paare brüten in der Rhön. Leider hat die Zahl der brütenden Paare in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen. Einer der Hauptgründe ist die insgesamt zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung. Hinzu kommt die Gefährdung durch Windkraftanlagen, Stromleitungs-Trassen und illegale Verfolgung.
In der Rhön findet der Rotmilan immer noch relativ günstige Landschaftsstrukturen vor.
Artenhilfsprojekt Das Projekt Rotmilan in der Rhön hat eine Laufzeit von sechs Jahren und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt mit etwa 700 000 Euro gefördert. Weitere 200 000 Euro werden über die "Arge" und weitere Förderer aufgebracht.