Neun Windräder auf der Breiten First nordöstlich von Ramholz und nördlich von Sterbfritz genehmigte das Regierungspräsidium Darmstadt. Die Bürgerinitiativen und Gemeinde verärgert dies.
Die Nachricht von der Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb des Windparks Buchonia von der Buchonia Wind GmbH & Co. KG hat die Gemeinde Sinntal am Montag per Post erhalten. Die Begründung erfolgt in einem 43-seitigen Schriftsatz. "Obwohl die Genehmigung gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz im nichtöffentlichen Verfahren durchzuführen war, wurden Bedenken von Bürgern und Betrieben geprüft und so weit möglich berücksichtigt", teilt das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) mit. Um Bedenken Rechnung zu tragen, erfolge eine Lärmmessung.
Weiterhin gebe es im Bescheid viele naturschutzrechtliche und sicherheitstechnische Nebenbestimmungen. So seien Schutzvorkehrungen für Rotmilan und Mopsfledermaus getroffen.
"Auch die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und Belange des Denkmalschutzes wurden untersucht und ergaben Vorkehrungen", schreibt das RP in einer Pressemitteilung: "Danach ergaben die Prüfungen im Genehmigungsverfahren, dass durch die Anlagen nicht mit schädlichen Umwelteinwirkungen, sonstigen Gefahren, erheblichen Nachteilen oder Belästigungen im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes für Allgemeinheit und Nachbarschaft zu rechnen ist."
Die Bürgerinitiative "Rettet die Kulturlandschaft Ramholz" sowie die Interessengemeinschaft gegen Windkraftanlagen in Sinntal sehen das anders. "Wir haben alles versucht, um den Windpark zu verhindern", sagt Reinhard Bulka aus Vollmerz. So habe die BI Gespräche geführt und Gutachten eingeholt, die einige hundert, wenn nicht gar 1000 Euro gekostet hätten. "Man hat unsere Argumente gehört und bewertet, aber der Ausgang ist traurig", betonte Bulka.
Rechtliche Schritte schließt er nicht aus, aber das müsse noch entschieden werden.
Weiter im Gespräch bleiben Die RhönEnergie Fulda, deren Tochter SynEnergie für das Projekt verantwortlich zeichnet, teilt auf Anfrage mit: "Die SynEnergie GmbH hat bereits 2013 durch einen ,Runden Tisch‘, etwa mit der BI Ramholz, und durch Informations- und Diskussionsveranstaltungen, auf denen Mitarbeiter zugegen waren, immer wieder Dialogbereitschaft signalisiert. Oft erfahren Bürger von ähnlichen Vorhaben erst, wenn der Bau beginnt. Wir haben aber unser Vorhaben schon im Vorfeld der Planungsphase transparent gemacht, umfangreiche Gutachten in Auftrag gegeben, waren bei Ausgleichsmaßnahmen kompromissbereit. Mit dem Eingang der Genehmigung bei uns am vergangenen Freitag ist aber dieser Dialog noch nicht abgeschlossen.
Wir stehen weiterhin für alle Bürger in den Gemeinden für Gespräche zur Verfügung."
RhönEnergie-Geschäftsführer Günter Bury zeigt sich erfreut, dass auf dem 92 Hektar großen Areal neun Anlagen mit einer Nabenhöhe von 143 Metern, einem Rotordurchmesser von 114 Metern und einer Nennleistung von neunmal 3,2 Megawatt entstehen könnten. Nach Planungsphase und Genehmigung startet laut Bury die Bauphase - von Herbst 2014 bis Herbst 2015.
Die Gemeinde Sinntal hat indes einen Anwalt beauftragt, einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Frankfurt zu stellen - vor allem, um den Sofortvollzug auszusetzen. "Wir fühlen uns vorgeführt, das ist ein starkes Stück, das sich das RP da geleistet hat", kommentiert Bürgermeister Carsten Ullrich (SPD). Die Gemeinde hatte im Dezember einen Aufschub gefordert, um selbst einen Teilflächennutzungsplan aufzustellen und einen Wildwuchs der Anlagen zu
verhindern. Den Aufschub lehnte das RP ab, wogegen Sinntal Klage beim Verwaltungsgericht einlegte. "Das RP hat Zeit für die Klageerwiderung bekommen. Aber stattdessen hat man in Darmstadt die Zeit genutzt, um Fakten zu schaffen", kritisiert Ullrich.
Was die Bedenken der Gemeinde anbelangt, erklärt das RP, der Windpark stimme mit der Regionalplanung sehr gut überein, speziell durch eine für südhessische Verhältnisse hervorragende Windhöffigkeit. Die Erschließung durch gut ausgebaute Waldwege sei unproblematisch.
Andreas Ungermann