Sie ist Ansprechpartnerin für die Fragen, für die Lehrer einfach keine Zeit haben. Oder nicht den Nerv. Anke Amon arbeitet als Jugendsozialarbeiterin an der Mittelschule. Ihr Vorteil ist, dass sie eben keine Lehrerin ist.
Der Gong schallt, aber er ruft nicht zur Pause. "Achtung, Achtung! Ich rufe alle Klassensprecher auf, in den Computerraum zu kommen", ertönt die Stimme der Schulleiterin Birgit Herré etwas blechern aus den Lautsprechern. Überall im Schulhaus öffnen sich die Türen zu den Klassenzimmern, und da kommen sie schon, die Klassensprecher und ihre Stellvertreter. Noch schauen sie etwas vorsichtig, was der ungewöhnliche Aufruf soll. Dann sehen sie Anke Amon. Die Jugendsozialarbeiterin sitzt zwischen den Bildschirmen und lächelt. Da ist das Eis schon fast gebrochen.
"Mein Vorteil ist, dass ich kein Lehrer bin", sagt Amon. "Ich stehe außen vor, bin neutral." Ihre Aufgabe ist es, für die Schüler der Mittelschule Bad Brückenau da zu sein - und zwar von Montag bis Freitag. Die Anliegen der Kinder und Jugendlichen sind dabei ganz unterschiedlich.
"Das fängt bei Liebeskummer oder Problemen mit den Eltern an und geht bis zum Umgang mit dem Tod einer nahestehenden Person", erklärt Birgit Herré. Auch die Lösung von Konflikten und Prävention zum Thema Mobbing gehören zu den Aufgabengebieten. Die Schulleiterin freut sich, dass die Mittelschule eine Vollzeitstelle bewilligt bekommen hat. Der Weg dahin war weit, erinnert sie sich, und stellt eins klar: "Die Leistung von Jugendsozialarbeit an Schulen ist in Bayern Standard. Bisher waren wir da noch der weiße Fleck", sagt Herré.
Gemeinsame Projekte im Jugendzentrum
Anke Amon ist 28 Jahre alt und stammt aus Steinach. Sie hat zunächst Erzieherin gelernt und studierte später Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Erziehungshilfe. So ist sie nicht nur Ansprechpartnerin für die Schüler, sondern auch für Eltern, die einen Rat für die Erziehung ihrer Kinder suchen.
Berufliche Erfahrung sammelte sie bereits in einem Kindergarten in Westheim und bei der Jugendarbeit der Stadt Schweinfurt. Finanziert wird die Stelle vom Landkreis Bad Kissingen und der Stadt Bad Brückenau. Auch der Freistaat Bayern beteiligt sich.
Auch in anderen Schulen im Landkreis sind Jugendsozialarbeiter im Einsatz.Für die Mittelschule Bad Brückenau ist die Jugendsozialarbeiterin eine Bereicherung des Angebots. Die bisherige pädagogische Arbeit geht aber nach wie vor weiter. Eine Schulpsychologin ist sechs Stunden pro Woche vor Ort, zudem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst.
Boris Höttinger, Gemeindejugendpfleger in Bad Brückenau und Wildflecken, hat bereits Kontakt mit Anke Amon aufgenommen. "Wir haben zusammen die AG Juz+ entwickelt", berichtet er. Im Rahmen des Ganztagsangebotes setzen die Schüler gemeinsam Projekte im Jugendzentrum um - sei es, dass sie eine Wand gestalten oder eine Party organisieren. "Die AG verbindet das schulische Angebot mit dem offenen Angebot der gemeindlichen Jugendarbeit", erklärt Höttinger.
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