Der Stadtrat Bad Brückenau hat sich bei der Polizei umgesehen und informiert. Beide warnen vor Vorurteilen: Asylbewerber sind genauso friedlich wie die Brückenauer.
"Die Brückenauer sind ein friedliches Volk", sagt Herbert Markert, Erster Polizeihauptkommissar. Dennoch hat die Polizei-Inspektion in der Villa Franziska mit ihren 35 Beamten gut zu tun. Waren 2013 im Vergleich zum Vorjahr weniger Delikte zu verzeichnen, sei abzusehen, dass es im laufenden Jahr wieder mehr werden. Der Brückenauer Stadtrat hat sich bei Polizei-Inspektion umgesehen. Mancher konnte dabei in die Rolle eines Verdächtigen oder Straftäters schlüpfen und sogar mal hinter Gitter.
Markert informierte über die polizeilichen Tätigkeitsfelder und klärte auch in Sachen Jugend- und Ausländerkriminalität auf.
Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) hatte zwar keinen "Dreck am Stecken", sehr wohl aber an den Händen, nachdem Polizeihauptkommissar Clemens Markert ihre Fingerabdrücke abgenommen hatte. Zur erkennungsdienstlichen Behandlung gehörten natürlich auch die Fotos, und somit war die Stadtchefin "polizeilich erfasst". Brigitte Meyerdierks bekam ihre Fingerabdrücke lediglich als Erinnerungsfoto mit, doch Fingerabdrücke von Verdächtigen und Straftätern werden noch eingescannt und in die Datenbank übertragen.
Dieser Vorgang erfolgt unter standardisierten Bedingungen, ebenso wie die Verwahrung in den beiden Zellen. Egal, ob Schutz- oder Sicherheitsgewahrsam, der Inhaftierte wird nicht mit einer Kamera überwacht. Stattdessen vergewissern sich die Beamten stündlich über den Zustand des Gefangenen und der Zelle. Interniert wird im Zweifelsfall nur nach einer bescheinigten Haftfähigkeit durch einen Arzt.
Beobachtungen melden In ihrem vielfältigen Aufgabenbereich muss die Polizei oft repressiv tätig werden, legt aber viel Wert auf Prävention. Nach Markerts Angaben wurde 2013 mehr als ein halbes Beamtenjahr für 79 Präventionsveranstaltungen im Altlandkreis aufgebracht. Sowohl bei der allgemeinen Abwehr von Gefahren, als auch im Straßenverkehr legen Herbert Markert und seine Kollegen großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Gemeinden, Schulen, der Sicherheitswacht, aber auch mit der Bevölkerung. Hier appellieren sowohl Brigitte Meyerdierks, als auch Herbert Markert auf mehr Bürgerbeteiligung bei der Kriminalitätsaufklärung und -prophylaxe. "Ungeniert 09741/ 6060 anrufen und die Wahrnehmungen kundtun", wirbt Markert für die Unterstützung aus der Bevölkerung. Nicht wenige Festnahmen waren schon durch Hinweise von Bürgern ermöglicht worden. Auch bei einem Einbruch soll unbedingt sofort zum Handy gegriffen werden, anstatt zu versuchen, den Einbrecher selbst zu stellen.
Gehörtes Hinterfragen Große Vorsicht sollten Bürger ebenfalls walten lassen, wenn es um Einbrüche geht, die durch Hörensagen mit Ausländern in Verbindung gebracht werden. Im Fall von einer Einbruchserie in Schondra war sicher, dass die Asylanten erst nach den Einbrüchen in Schondra angekommen waren. "Es wird viel Dummes geredet, gerade wenn es um Ausländer geht", mahnt Markert dazu, Gehörtes zu hinterfragen. Ein Streifenwagen vor einem Asylantenheim bedeute nicht zwangsläufig eine Strafverfolgung. In den meisten Fällen sind Beamte wegen Verwaltungsvorgängen vor Ort. Von 24 protokollierten Tätigkeiten in Asylbewerberunterkünften, davon 10 Anzeigen, kam es lediglich in zwei Fällen zu "nennenswerten Maßnahmen". Herbert Markert betonte, dass Asylbewerber genauso friedlich seien wie der Rest der Bevölkerung.
Durch die Ausführungen von Dienststellenleiter Herbert Markert waren alle Fragen des Stadtrats geklärt. Auch Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks bestätigte, dass sich in Volkers "die Fälle in Grenzen halten". Mit der gegenwärtigen Asylbewerber-Situation ist sie eindeutig zufrieden, zollt dies unter anderem auch dem "Wahnsinns-Einsatz von Ehrenamtlichen". Sowohl durch Sprachkurse, als auch im Kindergarten werden die Asylbewerber gut eingebunden.
Was der Polizei "Sorge" bereitet, ist die Jugendkriminalität. Diese sei in Bad Brückenau mit 20,5 Prozent weit über dem unterfränkischen Durchschnitt von 12,3 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden 25 Kinder (bis 13 Jahre) bei 44 Straftaten erwischt, bei den 14- bis 18-Jährigen begangen 60 Jugendliche 80 Straftaten. Die Liste führen bei den Kindern Beleidigungen, meistens über Facebook, und Diebstähle an. Die Jugendlichen wurden vor allem bei Sachbeschädigungen erwischt.
Keiner Schuld bewusst Das Problem Rauschgift hat die Polizei unter Kontrolle, vier Fälle waren sowohl bei Kindern, als auch bei Jugendlichen bekannt geworden. Entgegen hartnäckigen Gerüchten gäbe es keine "Deals auf dem Pausenhof". Hier mache sich laut Markert die Zusammenarbeit mit den Schulen bemerkbar. Was bei den Jugendlichen Thema wird, ist vermehrt die Verbreitung pornographischer Schriften und Verstöße gegen das Urheberrechtsgesetz. "Das Unrechtsbewusstsein ist sehr niedrig. Sie sind sich keiner Schuld bewusst", sagt Markert. In diesem Zusammenhang lobten Brigitte Meyerdierks und Markert die Informationsveranstaltung, die kürzlich in Riedenberg stattgefunden hatte. Markert richtetet eine Bitte an den Stadtrat, die Arbeit von Jugendsozialarbeiter Boris Höttinger und dem JUZ zu unterstützen: "Wenn die Kids beschäftigt sind, haben sie keine Zeit für Blödsinn." Die Stadtchefin verwies auf die Problematik um die Container am Felsenkeller. Der Müll stelle ein "Ärgernis und hohen Aufwand" dar. Ein anderer Standort ist nicht in Sicht, eine Videoüberwachung nicht möglich. Laut Markert ist das Recht auf Selbstbestimmung auch an Müllcontainern höher einzustufen als die Strafverfolgung. Auch hier wünscht sich Brigitte Meyerdierks mehr Mithilfe aus der Bevölkerung.