Diskussionen über den möglichen dritten Nationalpark in der Rhön gab es in der Ortsversammlung in Unterweißenbrunn: Kritik am Vorgehen der Staatsregierung.
In der Ortsversammlung in Unterweißenbrunn wurde eifrig um einen möglichen Rhöner Nationalpark diskutiert. Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert (CSU) berichtete von der Informationsveranstaltungen, die vergangene Woche als gemeinsame Stadt- und Gemeinderatssitzung der Kreuzbergallianz-Gemeinden sowie den betroffenen Kommunen Niederlauer und Hohenroth, stattfand.
"Ich persönlich habe noch keine Tendenz", sagte Seiffert: "Ein klares Ja und auch ein klares Nein wären zum jetzigen Zeitpunkt falsch." Für die Stadt Bischofsheim seien noch viele Fragen offen, die es noch abzuklären gelte.
Chancen und Risiken
"So ein Nationalpark hat Chancen und auch Risiken." Bei dieser Ansage von Bürgermeister Seiffert hakte Sandro Kirchner (MdL) ein: "Was sind die Chancen?", wollte er wissen. Seiffert verwies auf den touristischen Bereich, die Aufwertung, die die Region erfahren würde und die finanziellen Mittel des Freistaates, die mit einem Nationalpark in die Region fließen würden.
Als Risiko bezeichnet er die Unklarheiten, die es derzeit noch zu den Auswirkungen und Auflagen gebe. "Das muss verhandelt und kommuniziert werden", sagte Seiffert und machte drauf aufmerksam, dass nach Aussage der Umweltministerin ein Ausstieg aus dem Prozess auch in der sogenannten Konzeptphase möglich sei. "Wer entscheidet über den Ausstieg?", fragte Kirchner. "Die Stadt Bischofsheim, die Gemeinde Sandberg?" Genau das sei eine der offenen Fragen, die es zu klären gelte, betonte Seiffert. "Ich möchte weitermachen und nähere Information bekommen", bezog er Stellung.
Was geschehe, wenn Bischofsheim ja und Sandberg nein sage, wollte Peter Klug wissen. "Genau das ist nicht bekannt", bestätigte Seiffert. Es heiße zwar, es werde vor Ort entschieden, doch wie das genau ablaufen soll, sei unklar. "Es muss definiert werden, was vor Ort konkret heißt."
Diskussion nicht gut gelaufen
Leo Baumeister wollte von Sandro Kirchner wissen, ob der Nationalpark als Ausgleichsfläche für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen dienen soll. Kirchner konnte das nicht direkt bestätigen, sagte aber: "Es liegt nahe, so etwas zu vermuten. Es ist ein Grund, warum die Diskussion um einen dritten Bayerischen Nationalpark begonnen hat."
Rudi Büttner steht dem Brennholzmanagement kritisch gegenüber, wenn 10.000 Hektar Wald aus der Bewirtschaftung genommen werden. "Das ist unser Rohstoff, der nachwächst. Im Moment habe ich das Gefühl, es soll uns übergestülpt werden."
Sandro Kirchner erinnerte an den bisherigen Werdegang, anfangen vom Beschluss des Ministerrats, in Bayern einen dritten Nationalpark auszuweisen im Juli 2016. "Es ist festzustellen, dass die Diskussionen nicht so glücklich vonstatten gehen", befand Kirchner und kritisierte das Vorgehen des Umweltministeriums, gleich in vier Regionen aktiv zu sein. "Neben der emotionalen Begeisterung rückt die Ablehnung immer mehr in den Vordergrund." Das Thema bringe eine gewisse Spaltung in die Gesellschaft. Die Anfänge seien am Montag auf dem Kreuzberg zu erleben gewesen, wobei diese Demonstration als noch relativ ruhig bezeichnet werden könne.
Nicht viele neue Erkenntnisse
Auch in den anderen Regionen herrsche keine große Begeisterung, berichtete Kirchner und sagte "Da ist etwas Schwieriges im Gange." Er erinnerte an die Verbändeanhörung am 13. April in Burglauer - Gründonnerstagnachmittag mit nur einer Woche Ladungsfrist. Das alles sei denkbar ungünstig, es habe zu viel Unmut, Verunsicherung und vielen Spekulationen geführt. Sechs Wochen habe der Fragenkatalog im Ministerium gelegen, am Montag wurde er nun auf dem Kreuzberg vorgestellt. Sandro Kirchner sei als Zuhörer unter den Gästen gewesen. "So wie der Fragenkatalog vorgestellt wurde, hat er nicht viele neue Erkenntnisse gebracht, vieles ist offen und unverbindlich geblieben."
Wird Kommunalwald benötigt?
Kirchner sei zudem überrascht, dass nun weiter diskutiert werden soll, ohne die Meinungen anderer einzuholen. Unklarheit herrsche über die Gebietskulisse, die mit 9000 Hektar angegeben sei, aber 10.000 Hektar seien notwendig.
Wird doch noch Kommunalwald benötigt? Wird jemand, der jetzt nicht dabei ist, dann doch dabei sein?
In einer Expertenanhörung im Bayerischen Landtag zum Thema dritter Bayerischer Nationalpark sei die Rhön nicht als Favorit genannt worden, sondern erst an vierter oder fünfter Stelle. Die Rhön sei wegen ihrer zerstreuten Kulisse nicht geeignet.
Kirchner ging auf die Frage nach der Holznutzung ein und stellte die Frage, ob es überhaupt Sinn mache, Wald hier brachzulegen und stattdessen Holz aus Regionen, die nicht nachhaltig wirtschaften zu importieren. Die finanzielle Situation sei auch nicht gerade rosig. Zehn Millionen Euro jährlich für die Nationalparkverwaltung, da müsse geschaut werden, dass dies kein Nullsummenspiel werde, denn auch bisher werden im Forstbetrieb Löhne gezahlt und Investitionen getätigt. Was die Arbeitsplätze angehe, da dränge sich der Eindruck auf, dass "Schach" gespielt werde und der eine oder andere auch vom Spielfeld fliege. "Mit dem Thema ist sensibel umzugehen, es geht um die Menschen, die in der Region leben."