Hier hat der Zahn der Zeit genagt. Investoren wollen aus dem ehemaligen Hotel "Post" ein Wohnangebot für Senioren machen - für knapp 15 Millionen Euro.
Die Aufkleber an der Glasscheibe erzählen von früher. "Kastrup Rejser" klebt neben "Forsby Buss AB" und "Reisebureau Dan-Express Kopenhagen". Darüber steht, aus einzelnen Buchstaben zusammengesetzt, schlicht das Wort R-e-z-e-p-t-i-o-n. Hinter der Glasscheibe geht's zu den Zimmern. Die Gänge sind leer, der Teppich im Treppenhaus ist lose, so dass man leicht stürzt. Im Keller: Gerümpel. Ein alter Staubsauger, Tüten, eine Tür. Wer sie öffnet, steht vor einer gemauerten Wand.
Das ehemalige Hotel "Post" ist verwinkelt. Wer hinein will, muss Günther Rieker fragen. Der Projektentwickler von der Imo Bau GmbH Bayern Immobilien aus Neumarkt öffnet die Seitentüre. "Ein schönes, geschichtsträchtiges Gebäude, mit dem man etwas anfangen kann. Das Tor zur Fußgängerzone", sagt Rieker. Er kommt von der Bürgermeisterin. Es geht um die Verhandlung um Fördergelder mit dem Bezirk Unterfranken.
Er geht weiter Richtung Markt. Ab 1. September - so der Plan - will die Imo Bau das ehemalige Sportgeschäft Kötzner mieten.
Ausstellungsraum auf dem Markt
"Die Gespräche laufen", sagt Rieker noch zurückhaltend. Voraussetzung sei aber, dass die Fördergelder bewilligt würden. Rieker benötigt das Geschäft auf dem Marktplatz als Ausstellungsraum und, um Ingenieure und Bauleute unterzubringen. Er hofft, dass bis Oktober alle Genehmigungen eingegangen sind. Wenn das Wetter mitspielt könnte Ende des Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Zunächst soll in einem ersten Schritt das denkmalgeschützte Gebäude saniert werden. Vor allem die Fassade in Richtung Ludwigstraße und Sparkasse sei schützenswert und müsse erhalten werden. Auch der Dachstuhl dürfe nicht neu errichtet, sondern müsse saniert werden.
"Das ist von unserer Seite aus auch akzeptabel", sagt Rieker. Er freue sich, dass die Planer vom Denkmalschutz nicht über die Maßen mit Auflagen konfrontiert worden seien.
18 Monate plant die Imo Bau für die Arbeiten am Hauptgebäude. In einem zweiten Schritt soll der Neubau von drei Wohnhäusern folgen, die in rechtem Winkel hinter dem Haupthaus stehen sollen. Mindestens sechs barrierefreie Wohnungen pro Haus sind vorgesehen.
Impuls für die Fußgängerzone
Für die Betreuung der Senioren strebt der Projektentwickler eine Kooperation mit Haus Waldenfels an. "Da kommt es darauf an, dass ein gewisser Prozentsatz vorab verkauft ist", stellt Rieker klar. Die Eigentümer, einzelne private Investoren, gingen das Risiko nur ein, wenn es am Ende rechne. Das denkmalgeschützte Gebäude im Sanierungsgebiet biete hohe Sonderabschreibungen, erklärt Rieker.
Insgesamt würden zwischen 14 und 15 Millionen Euro investiert - wenn das Projekt tatsächlich so umgesetzt wird wie geplant.
Die Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) sieht starken Bedarf an Wohnangeboten für Senioren - zumal Riekers Pläne an das neue Service Wohnen in Haus Waldenfels anschließen: Die Wohnungen würden zum Teil größer sein, außerdem seien sie käuflich zu erwerben. Die Sanierung des Hauptgebäudes hat für sie dennoch erste Priorität. "Ich erhoffe mir einen Impuls für die Fußgängzone", wünscht sich die Bürgermeisterin. Günther Rieker sieht ein weiteres großes Plus: "Man lebt in einer Kurstadt, die bezahlbar ist."