Viele Fragen tun sich bei der Suche nach einem dritten Nationalpark in Bayern auf. Selbst Landrat Thomas Bold "würde auch lieber mehr wissen"...
Bei der Hegeschau des Bayerischen Jagdverbandes gaben Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner und Landrat Thomas Bold (beide CSU) die aktuellen Informationen bezüglich des dritten bayerischen Nationalparks bekannt. Kirchner betonte, dass ein Nationalpark "nicht gegen den Willen des Volkes vor Ort" durchgesetzt werde. Der Dialogprozess werde weitergeführt.
Vier Seiten voller Fragen
Landrat Thomas Bold pflichtete Kirchner bei. Mit sachlich geführten Diskussionen sei der Landkreis bislang gut gefahren, als jüngste Beispiele nannte Bold die Windkraft und Südlink. "Das Nationalpark-Thema hat keiner erwartet", sagte er. Der Landkreis könne sich momentan noch nicht positionieren, da noch keine Informationsgrundlage vorliege. Alle derzeit offenen Fragen des Landkreises, der Gemeinden und Verbände seien nun in einem Fragenkatalog auf vier Seiten aufbereitet worden.
Zu Nutzungsrechten, Betretungsrechten, der Gebietskulisse, Wildtiermanagement, Zuständigkeiten sowie weitere Fragen würden Informationen eingeholt. Als sinnvoll nannte es Bold, Bürgerversammlungen anzubieten, in denen den Bürgern auch die Möglichkeit zu Fragen bestehe.
Für und Wider eines Bürgerentscheids
In der anschließenden lebhaften Diskussion betonten Kirchner und Bold wiederholt, aus der Diskussion "die Schärfe rauszunehmen", die "Emotionen flach zu halten" und Informationen einzuholen zu wollen. Nicht gegen den Willen des Volkes zu entscheiden, sei als Landtagsbeschluss festgehalten. Wie man denn die Meinung des Volkes herausfinden könne, war eine Frage aus den Reihen der Jäger. Ein Bürgerentscheid sei denkbar, doch müsse man diese Möglichkeit gut prüfen, da bayernweit jeder, also auch Städter, die mit der jeweiligen Region nicht verbunden sind, wählen dürfen. Zu mancher Frage konnten Kirchner und Bold nur auf den Fragenkatalog verweisen. Bold: "Ich würde auch lieber mehr wissen."
Anne Wischemann, Wildlebensraumberaterin beim Fachzentrum für Agrarökologie am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt, referierte über Möglichkeiten zur Verbesserung von Wildlebensräumen. Für Einrichtung von wildtierfreundlichen Lebensräumen sei eine individuelle Beratung wichtig, verschiedene Programme stehen den Landwirten zur Verfügung, so das Kulturlandschaftsprogramm, das Vertragsnaturschutzprogramm, Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen sowie produktionsintegrierte Maßnahmen und die Biotopförderung.
Acker sollen Grünland werden
Detailliert ging Wischemann auf das Kulturlandschaftsprogramm ein. Landwirtschaftliche Betriebe mit mindestens drei Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche können bis zum 17. Februar 2018 den Förderantrag stellen. Die Laufzeit des Förderprogramms beträgt fünf Jahre. Die Möglichkeiten für eine Förderung seien beispielsweise die Umwandlung von Ackerland in Grünland, mit oder ohne Hecken, ebenso möglich ist die Schaffung von Blühflächen, Streuobstwiesen sowie Gewässer- und Erosionsschutzstreifen.
Letztgenannte Maßnahme hat die höchstdotierte Förderung mit 920 Euro pro Hektar. Bayernweit gebe es 9400 Hektar Blühfläche, Unterfranken sei mit 2300 Hektar prozentual weit oben angesiedelt. Der Altlandkreisbereich weise lediglich bis zu fünf Hektar Blühfläche auf, doch sei dieser Wert auf Grund der vielen Waldflächen laut Wischemann durchaus nicht negativ zu sehen.
Artenvielfalt erhalten
Für das ebenfalls geförderte "Greening" ist die Stilllegung von unrentablen Flächen denkbar, ebenso die Grünlanderhaltung von eventuell brachliegenden Flächen durch beispielsweise eine Zwischenfrucht. Auch für das Mulch- und Mähkonzept gab Wischemann Hinweise. Wenn später und generell seltener gemäht und gemulcht würde, sei dies für die Artenvielfalt hilfreich. Ebenso seinen Sperrfristen zu beachten.