Regen, Regen, Regen - nichts als Regen. An so ungemütliches Wetter bei einer Heidelsteinfeier können sich selbst eingefleischte Rhönklubler nicht erinnern. Der guten Laune tat dies aber keinen Abbruch.
Der seit Juli neu gewählte Rhönklub-Präsident Jürgen Reinhardt und sein gesamtes Präsidium nahmen den Dauerregen am Sonntag gelassen. Die Heidelsteinfeier des Rhönklubs ist noch nie ausgefallen, selbst in Kriegszeiten fand sie statt, da könne doch in der heutigen Zeit selbst ein noch so heftiger Regen der Tradition nicht Einhalt gebieten.
Gleich zu Beginn dankte Vizepräsident Bernd Müller-Strauß allen, die gekommen waren. "Ich bin stolz auf euch. Bei so einem Wetter. Respekt." Die Heidelsteinfeier ist eine traditionsreiche Feier. Es war in diesem Jahr die 91. Immer wieder werde die Frage aufgeworfen, ob eine Feier zum Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege und die Toten des Rhönklubs noch zeitgemäß ist. Lange Reden, Verlesung der Namen der Toten, Kranzniederlegung und "Ich hatte einen Kameraden". "Muss ich mir das antun?", fragte der Vizepräsident.
Seit Jahren werde im Rhönklub diskutiert: "Ist die Heidelsteinfeier altbacken?" Bernd Müller-Strauß
fragte: "Muss eine Tradition beendet werden, nur weil der so genannte Besucherstrom nachlässt?"
Die Heidelsteinfeier sei mehr als ein Totengedenken, sei eine Gelegenheit, um alte Bekannte wiederzusehen und um gemeinsam nach vorne zu schauen. Alt zu sein, das sei nichts schlimmes. Jung und alt können voneinander lernen und miteinander den Rhönklub gestalten. Bernd Müller-Strauß bat: "Machen Sie aus der Heidelsteinfeier kein Grab, und wenn wir nur zu 50 hier stehen." Dass Tradition bewahrt und zugleich entwickelt werden kann, das zeigte sich bei der ersten Heidelsteinfeier, der Jürgen Reinhardt als Präsident vorstand. So wurde das Lied "Ich hatte einen Kameraden" nicht mehr gespielt und durch den Choral "Näher mein Gott zu Dir" ersetzt.
Als Grund führte Reinhardt an, dass "Ich hatte einen Kameraden" dem militärische Zeremoniell vorbehalten und daher für die Heidelsteinfeier nicht mehr zeitgemäß sei. In der Anfangszeit war die Heidelsteinfeier ein Gedenken der gefallenen Rhönklubmitglieder, und daher war es auch angebracht, sei heute aber überholt.
Neue Lieder Neu in der Musikfolge war auch das Lied "Über die Berge schallt". Dieses Lied spiegele in besonderer Weise das Land der offenen Fernen wieder. Vielfach werde auch der Wunsch geäußert, am Schluss der Heidelsteinfeier das Rhönlied zu singen, mit der Begründung, dass diesse Lied von allen Teilnehmern auswendig gesungen werden könne.
Da es sich bei diesem Lied um ein Wanderlied handele, sei es für eine ernste Feierstunde nicht angemessen, begründete der Präsident die Entscheidung gegen das Rhönlied.
Seit Juli ist Jürgen Reinhardt nun im Amt. In einem Gespräch mit unserer Zeitung vor Beginn der Feierstunde räumte er ein, dass der zeitliche Aufwand, das Präsidentenamt des Rhönklubs auszuüben, um einiges zeitaufwendiger sei, als angenommen. In den ersten Wochen habe er sich eingearbeitet und eine Unmenge an Antrittsbesuchen absolviert. Seit 19 Jahren ist Reinhardt im Hauptvorstand vertreten, doch in viele Zusammenhänge musste er sich jetzt neu einfinden.
Froh über Ruhe Froh und glücklich ist Reinhardt, dass im Rhönklub nun Ruhe eingekehrt ist. "Ich hoffe, dass es nun auch so bleibt.
Sicher wird es immer wieder Meinungsverschiedenheiten geben, aber solange es ruhig bleibt, bin ich zufrieden." Eigentlich war in diesem Jahr ein besonderer Beitrag der Jugend vorgesehen, die Bilder eines Malwettbewerbs zeigen wollten, doch das musste aufgrund des Regens ausfallen. Auch konnten nicht alle Musikstücke gespielt werden. Doch die Feuerbergmusikanten aus Langenleiten harrten tapfer aus, um zumindest zur Kranzniederlegung zu spielen.
Zuvor hatte Jürgen Reinhardt einige Gedanken über Sterben und Tod weiter gegeben und stellvertretend für die insgesamt 303 Rhönklubmitglieder, die im vergangenen Jahr gestorben sind, einige Namen verlesen. An erster Stelle nannte er den ehemaligen Präsident des Rhönklubs, Ewald Klüber. Namentlich benannt wurde auch Berthold Braun, der langjährige Vorsitzende der Region Saale.
Ein Vierteljahrhundert ist es er, dass der eiserne Vorhang, der Europa in zwei Blöcke spaltete, beseitigt wurde. Heute kann grenzenlos durch die Rhön gewandert werden. Bundestagsabgeordneter Michael Brand hat dies in seiner Gedenkrede deutlich zum Ausdruck gebracht. "Grenzenlose, wunderbare Rhön" nannte er seinen Vortrag, in dem er einen großen politischen und zeitgeschichtlichen Bogen spannte.