Am Abend des Karfreitags findet "All-In - Alles oder nix" im Staatsbad Bad Brückenau statt. Das Thema lautet in diesem Jahr "Zwischen Tod und Auferstehung".
Leben genießen, Ostern feiern, tiefgehende Gedanken meditieren, eintauchen in die biblische Geschichte von Tod und Auferstehung. All das ist am Abend des Karfreitags an verschiedenen Orten im Staatsbad
Bad Brückenau zu erleben. Wie schon im vorigen Jahr werden bei "All-In - Alles oder nix" szenische Darstellungen, Musik und Meditation die menschlichen Erfahrungen der Gegenwart in die uralten und immer neuen Zusammenhänge von Gott und Mensch bringen. Das Thema lautet "Zwischen Tod und Auferstehung". Treffpunkt ist um 19 Uhr auf dem Sonnenplateau im Staatsbad (Nähe Wandelhalle). Die Veranstaltung, die von der Bad Brückenauer Projektgruppe "Modell Gemeinde Liturgie, Bistum Würzburg" vorbereitet wurde, findet bei jedem Wetter statt und dauert ungefähr zweieinhalb Stunden.
Diakon Kim Sell, Seelsorger in der Pfarreiengemeinschaft Bad Brückenau und Pastoralreferent Bernhard Hopf, Mitarbeiter am Liturgiereferat der Diözese Würzburg arbeiten beide mit an dem
Projekt "Modell Gemeinden Liturgie". Sie waren bereit, einige Fragen zu dem Projekt und der Veranstaltung im Staatsbad zu beantworten.
Was kann man sich unter dem Projekt "Modell Gemeinden Liturgie" vorstellen?
Bernhard Hopf: Die Modell Gemeinden Liturgie sind infolge des Dialogprozesses der deutschen Kirche in den vergangenen fünf Jahren entstanden. Dabei geht es darum, dass vor Ort mit interessierten Menschen Gottesdienste entwickelt werden, die neben den normalen Liturgiefeiern Menschen in unserer Zeit in ihren besonderen Situationen ansprechen.
Kim Sell: In Bad Brückenau arbeiten wir in verschiedenen Teams bei diesem Projekt mit. Im Vordergrund steht dabei, dass wir an besonderen Orten zu besonderen Zeiten Menschen einladen, um über ihr Leben und über Gott nachzudenken und zu feiern.
Warum braucht man heute neue Gottesdienstformen? Gibt es nicht genug Möglichkeiten in der Kirche bisher?
Sell: Seit Jahrzehnten machen wir in der katholischen Kirche die Erfahrung, dass unsere traditionellen Gottesdienste nicht mehr alle Menschen erreichen. Das hat vielfältige Gründe. Durch verschiedene Umfragen sind wir darauf gekommen, dass es in unserer Zeit noch mannigfaltigere Angebote an
Liturgie geben muss.
Hopf: Und das ist nicht nur der Fall in großen Städten, sondern auch in den vielen kleinen Dörfern unseres Bistums machen wir die Erfahrung, dass die traditionelle Liturgie nicht mehr allein die Sehnsucht der Menschen nach Sinn erfüllen kann.
Gibt es für diese neuartige Formen fertige Vorlagen, oder wie werden diese Feiern erarbeitet?
Hopf: Um möglichst nahe an den verschiedenen Milieus unserer Zeit dran zu sein, braucht es zur Zeit keine fertigen Vorlagen sondern interessierte Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machen und so neue Gottesdienste entwickeln.
Sell: Und deshalb gibt es bei uns in der Pfarreiengemeinschaft unterschiedliche Teams, die sich zielgerichtet zusammen finden um diese Liturgien vorzubereiten und zu feiern.
Wie viele Menschen arbeiten in ihren Teams mit und bilden diese die verschiedenen Generationen ab?
Sell: Wir machen die Erfahrung, dass wir durch diese neue Art auch jüngere Menschen ansprechen können. Diese können aus ihren jeweiligen Erfahrungen die Liturgie mitgestalten. Bei den konkreten Gottesdienst am Karfreitag arbeiten acht Leute mit, dazu kommen die im Hintergrund, die zum Beispiel für die Werbung verantwortlich sind.
Diese Gottesdienstform am Karfreitag werden Sie nach 2017 nun zum zweiten Mal anbieten. Welche Erfahrungen bringen Sie aus dem vergangenen Jahr mit?
Hopf: Die Überlegungen im letzten Jahr gingen schon in die Richtung, dass ganz viele Menschen an Ostern maximal einmal einen Gottesdienst besuchen. Deswegen haben wir uns auf die frühkirchliche Praxis besonnen und feiern Tod und Auferstehung in einer Feier. Eine weitere Überlegung war, dass wir die neuen pastoralen Räume in den Blick genommen haben. In Zukunft werden nicht mehr überall die gleichen Gottesdienste gefeiert werden können, sondern es braucht an besonderen Orten eine besondere Gestaltung. So können die Menschen entscheiden, welche Gottesdienstformen für Sie die Richtige ist und wie sie Ostern feiern wollen.
Auch in diesem Jahr findet der Gottesdienst unter der Überschrift "All In - alles oder nix" statt. Was bedeutet diese Überschrift für die, die zum Mitfeiern kommen?
Sell: Zum einen wollen wir damit ausdrücken, dass der eine Gottesdienst alles beinhaltet, was die christliche Liturgie in den Kar- und Ostertagen feiert. Zum anderen ist es natürlich ein thematischer Einschluss, der sagen will, dass Gott allen alles gibt, und dass derjenige, der sich durch Leid und Kreuz hindurch verwandeln lässt, zu neuem Leben kommen kann.
Hopf: Das theologisches Programm in diesem Jahr wollen wir mit tiefgründigen Texten, Riten und Symbolen erfahrbar werden lassen.
Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dieser modernen Gottesdienstform?
Hopf: Wir erhoffen uns, dass wir in zeitgemäßen Formen die Menschen unserer Tage mit ihrem Leben und dem traditionellen Glauben des Christentums konfrontieren können. Gerade in unserer Zeit ist es sehr wichtig, auch durch die Herausforderungen der verschiedenen Religionen in unserem Land, dass wir neue Möglichkeiten erschließen unseren christlichen Glauben auszusagen und zu feiern.
Sell: Wir hoffen auch, dass wir neben den zehn Prozent, die zur Zeit noch regelmäßig in die Kirche kommen, andere Menschen mit diesen Feiern ansprechen können. Deshalb gehen wir ja auch ganz bewusst an andere Orte, um mitten im Leben der Menschen dabei zu sein.