Wenn über Brückenaus Georgi-Kurpark weißer Rauch aufsteigt, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass wieder Backofenfest gefeiert wird.
Verbunden mit der Traditionsveranstaltung Backofenfest war heuer ein ganz besonderer Anlass. Der Obst- und Gartenbauverein Bad Brückenau als Ausrichter kann in diesen Tagen auf sein 40-jähriges Bestehen zurückblicken. Offiziell gewürdigt worden war diese Jubiläum bereits im März mit einem Ehrenabend, jetzt stand mehr die Geselligkeit auf dem Programm. Und dafür hatten die Organisatoren beste Voraussetzungen geschaffen.
Gleich zu Festbeginn am Samstagnachmittag warteten schon die ersten treuen Stammkunden, die sich erneut auf das nach einem überlieferten Rezept gebackene Brot aus dem Steinofen freuten. Diese Spezialität ist im wahrsten Sinne des Wortes heiß begehrt und wird in den nächsten Tagen den Frühstückstisch vieler Brückenauer komplettieren. Aber auch die anderen Schmankerln wie Bratwurst im Brotteig, Zwiebelplootz oder Pizza fanden dankbare Abnehmer. Auf jeden Fall hatte das Team im Backhaus immer alle Hände voll zu tun, um für frischen Nachschub zu sorgen.
Als dann noch die Rhöner Hochsitzmusikanten munter im Festzelt aufspielten, war das nicht gerade einladende Wetter draußen mit Regen noch Wolken schnell vergessen.
Mittlerweile zum guten Ton gehört es bei vielen Bad Brückenauer Vereinen, dass ihre Feste am Sonntagvormittag mit einem ökumenischen Gottesdienst bereichert werden. Bei den Obst- und Gartenbauern gestalteten diese Feier unter dem Motto "Brot und Rosen" der evangelische Pfarrer i. R. Reinhard Wolf und der katholische Diakon Kim Sell. Beide brachen in ihren Ansprachen mehrfach eine Lanze für die Ökumene. Gott habe keine evangelische oder katholische Schöpfung geschaffen, sondern eine Schöpfung für alle Menschen, so der Tenor der Geistlichen. Sie versäumten es auch nicht, die Verdienste des Vereins zum Wohle der Allgemeinheit hervorzuheben, "ohne den die Stadt wesentlich ärmer wäre".
Altar geschmückt
Die Mitglieder würden mit ihrem Engagement und viel Fachkompetenz nicht nur zur Verschönerung des Ortsbildes beitragen und das Brauchtum intensiv pflegen, sondern uns darüber hinaus mit ihrem Einsatz auch immer wieder die wunderbaren Vorgänge in der Natur anschaulich vor Augen führen. Um dem "großen Zusammenhang des Lebens", wie Wolf es ausdrückte, einen plakativen Anstrich zu geben, wurde der improvisierte Altar im Festzelt im Verlauf der Feier nach und nach mit etlichen Utensilien geschmückt. Dabei fanden Blumen und Brot ebenso ihren Platz wie kurze Zeit später Kreuz und Kerze - immer begleitet von entsprechenden religiösen Worten und Dankgebeten. Dazu passte vortrefflich die zu Gehör gebrachte Geschichte von der Speisung des Volkes Israel in der Wüste. Schließlich wurde nach der Segnung das frische Brot gebrochen und unter den Gottesdienstbesuchern verteilt.
Dass der Mensch nicht allein vom Brot lebt, sondern hin und wieder auch eine Stärkung für die Seele braucht, veranschaulichte Kim Sell mit einer herzlichen Geste. Symbolisch überreichte er seiner Frau vor versammelter Gemeinde eine Rose.
Dann spielt das Wetter mit
Der eindrucksvolle Gottesdienst hatte nicht nur im übertragenden Sinne, sondern auch ganz konkret Appetit gemacht. So blieb ein Großteil der Besucher gleich zum Mittagessen, dass der Obst- und Gartenbauverein in gewohnter Manier organisiert hatte. Und pünktlich zur Mahlzeit ließ sich auch die Sonne blicken, so dass später noch lange unter freiem Himmel gefeiert werden konnte. Bei Kaffee und Kuchen bestand reichlich Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit den Experten. Wer sich nicht in Gespräche vertiefen wollte, kam allerdings auch auf seine Kosten. Mit einem bunten Rahmenprogramm war für Abwechslung für alle Altersgruppen bis hin zu den Kindern gesorgt. Am Montag klang das dreitägige Jubiläumsfest mit einem Schlachtschüsselessen aus.