Die Trockenheit macht den Gewässern zu schaffen. Das beeinflusst die Diskussion um den Bau neuer Kläranlagen im Sinntal. Dazu wird den Bürgermeistern am 16. Juni ein Gutachten vorgestellt.
Sanft plätschert die Sinn talwärts. Wer beispielsweise am Weg hinter der Sinnflut entlang spaziert, erschrickt mitunter darüber, wie leer das Bett des Wildbaches erscheint. "Der Wasserstand ist noch hoch genug", beruhigt Armin Sauermann vom Bad Brückenauer Fischereiverein. An dieser Stelle sei ohnehin weniger Wasser in der Sinn, da der Mühlbach zwischen dem Metallwerk und dem Rhön-Center einen Teil des Wassers abzweige.
"Die Wassertemperatur ist noch sehr gut in der Sinn. Der Sauerstoffgehalt passt auch noch", berichtet Sauermann. In den vergangenen Wochen haben die Fischer 10.000 Brütlinge der Bachforelle ausgesetzt. Allerdings stellt Sauermann fest, dass sowohl die Fließgeschwindigkeit der Sinn als auch der Wasserstand in den vergangenen Jahren "merklich weniger" geworden sind. Inzwischen komme es vor, dass Nebenbäche wie der Grünchesgraben von Mitgenfeld hinab ins Sinntal austrocknen würden. Früher war das undenkbar.
"Alle unsere Gewässer sind niedrig. Das liegt am regenarmen Winterhalbjahr", sagt Leonhard Rosentritt, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen (WWA). Bäche und Flüsse werden hauptsächlich vom Grundwasser gespeist, das an die Oberfläche tritt, erklärt er. Der Regen der vergangenen Tage lasse den Wasserstand dagegen nur kurzzeitig steigen. Aktuell sei die Situation aber besser als vor einem Jahr.
Die Rhön gilt als wasserreich
"Es kommt darauf an, wie der Sommer wird", sagt Rosentritt und verweist darauf, dass die Rhön - was das Wasser angeht - vergleichsweise gut in Unterfranken dastehe. Um die Sinn drehten sich in den vergangenen Jahren auch viele Gespräche der Brückenauer Rhönallianz. Die Kläranlagen in Wildflecken, Oberbach und Riedenberg sind in die Jahre gekommen und müssten dringend ersetzt werden. Mit mehreren Studien ließen die Bürgermeister untersuchen, ob nicht das gesamte Abwasser des Sinngrunds zentral in der Kläranlage der Stadtwerke in Trübenbrunn aufbereitet werden könnte.
Der Vorteil wäre, dass der Wildbach dann bis kurz vor der hessischen Landesgrenze nahezu frei von Einleitungen wäre. Im Dezember kam die große Ernüchterung. Zwar wäre es möglich, dass die Gemeinde Riedenberg das Abwasser ins Kanalnetz der Stadt Bad Brückenau einleitet. Beim Bau eines Kanals durch das Wasserschutzgebiet bis nach Römershag müssten zwar etliche Auflagen beachtet werden. Trotzdem könnte der Anschluss für die Riedenberger eventuell günstiger ausfallen als der Bau einer neuen Kläranlage.
Die Abwassermenge aus Wildflecken aber ist zu groß, als dass das Bad Brückenauer Kanalnetz sie fassen könnte. Ein eigener Kanal müsste - am neuen Radweg entlang - bis zum Staatsbad gebaut werden. Im Sinne der Ökologie ließ die Rhönallianz die Kosten dieser Option berechnen. Am Dienstag, 16. Juni, stellt nun das Fachbüro das Ergebnis den Bürgermeistern vor.
Der Grund, warum die Frage um die Kläranlagen im Sinngrund solche Brisanz hat, sind anthropogene Spurenstoffe. Das sind Rückstände von Medikamenten, Kosmetika, Waschmitteln, und vielem mehr, die über das Abwasser in die Flüsse und zuletzt ins Meer gelangen. Auch immer mehr Mikroplastik wird in Gewässern nachgewiesen. Der Bund Naturschutz fordert seit Jahren mit Nachdruck, die Reinhaltung der Sinn voranzutreiben und dafür auch höhere Kosten in Kauf zu nehmen.