Noch ist das Jahr nicht rum, doch ein Trend zeichnet sich schon jetzt deutlich ab: Immer häufiger greift die Polizei Menschen auf, die Rauschgift bei sich tragen. Dabei herrscht im Altlandkreis der so genannte Ameisenhandel vor.
Es sind Kleinstmengen, die die Polizisten bei ihren Streifenfahrten finden, aber sie häufen sich. Drogen sind im Altlandkreis Bad Brückenau bisher kein Thema gewesen, zumindest kein großes Thema. Konsumiert wurde, ja. Gedealt auch, wenn auch mit kleineren Mengen. 58 Rauschgiftdelikte verzeichnet die Kriminalstatistik für das Jahr 2012, 2013 waren es 40 Fälle, 54 im vergangenen Jahr. In diesem Jahr aber hat sich die Zahl der Drogendelikte - so viel ist schon vor der Veröffentlichung der offiziellen Statistik klar - nahezu verdoppelt.
Schwerpunkt der Prävention
Herbert Markert, Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau, spricht von etwas mehr als 100 Fällen, die bis Mitte Dezember in der Dienststelle registriert wurden. Die Zahl der Tatverdächtigen liegt mit mehr als 90 deutlich über dem Vorjahr.
2014 gab es im Altlandkreis 44 Tatverdächtige im Zusammenhang mit Drogendelikten. "Sorgen macht mir der sorglose Umgang mit Drogen", sagt Markert. "Das Bewusstsein für die Gefahren scheint nachzulassen."
Deshalb will die Polizei im nächsten Jahr ihre Präventionsarbeit der Drogenkriminalität widmen. "Der größte Teil sind Kleinstmengen. Auf der Straße oder bei Folgeuntersuchungen in der Wohnung finden wir mal zehn, mal 20 oder 30 Gramm", berichtet Dienstgruppenleiter Bernd Schuhmann. Anfang des Jahres seien verstärkt Kräutermischungen gefunden worden. Aber: "Inzwischen hat sich wohl herumgesprochen, wie unberechenbar der Konsum ist", erklärt Schuhmann. "Mal ist die Wirkung berauschend und euphorisierend. Ein anderes Mal bekommt man Suizidgedanken oder Panikattacken."
Kein Vorfall am Schulzentrum
Das Thema ist zu ernst, um gute Seiten daran zu finden.
Dennoch, eine gute Nachricht hat der Polizeichef doch. "Tatörtlichkeit Schule. Kein Vorgang", lässt er den Computer ausspucken. 2015 hat es keinen Fall von Drogen am Schulzentrum gegeben, zumindest keinen, bei dem die Polizei eingeschaltet wurde. Ein Blick auf die Tatverdächtigen zeigt aber deutlich, dass auch junge Leute unter den Drogenkonsumenten sind. 16 Personen zwischen 14 und 17 Jahre registrierte die Polizei.
"Ich bin zufrieden, dass wir an der Schule selbst keine Vorfälle haben", sagt Birgit Herré, Leiterin der Mittelschule. Sorgen mache ihr die Entwicklung aber trotzdem, deshalb findet es die Schulleiterin gut, dass die Polizei das Thema aufgreift. Aber nicht nur die Polizei ist aktiv. Im Januar organisiert der Arbeitskreis Prävention im Landkreis Bad Kissingen (bekannt durch die Aktion L.U.T.SCH - Legal und trotzdem scheiße) ein Theaterstück an der Mittelschule. Ansprechpartner für besorgte Eltern ist außerdem der Verein "Kidro - Niederschwellige Hilfen" in Bad Kissingen (Tel.: 0971 /6993803) oder die Außenstelle des Gesundheitsamts in der Sinnaustraße 14.