Seit einem Jahr bietet Roland Kreuzer seinen Gästen nur noch ein Frühstück an. Dass sich die Dinge so schnell ändern, hätte er nicht gedacht. Eine Bilanz.
Neulich ist er mal wieder losgezogen, nach vielen Jahren. Roland Kreuzer tourt nicht mehr mit dem Rucksack durch Asien. Diese Zeiten sind vorbei, er ist 64. Aber irgendetwas zog ihn zurück an die Orte, die er als junger Mann bereiste. Drei Wochen nahm sich Kreuzer Urlaub. Für einen Hotelier ist das Luxus. Großer Luxus.
"Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Rollen ein Hotelier übernimmt", sagt Kreuzer aus Erfahrung. Ein Gastgeber sei Küchenchef und Hausmeister zugleich, Ausbilder, Personalchef und Steuerberater in einem. Mindestens. Kreuzer lacht. 1996 übernahm er das Hotel am Mühlbach neben der Georgi-Halle. Seine erste Auszubildende - "eine Perle", sagt Kreuzer. Heute ist sein Team von einmal zwölf Leuten auf drei zusammengeschrumpft. "Man kriegt nicht mehr das exzellente Personal", sagt Kreuzer, "leider."
In die Heimat zurück
Anfangs waren die Tage zu kurz.
Natürlich hatte sich Sanierungsbedarf angestaut: neue Fernseher, die Telefonanlage, später alle Bäder im Haus. 2001 erweiterte Kreuzer die Mühle, das alte Mühlrad hinter dem Anwesen ließ er restaurieren. "Es ist viel Geld reingeflossen", sagt er, mehr nachdenklich als stolz.
Kreuzer ist in Arnshausen geboren, im "Steigenberger" in Bad Kissingen machte er seine ersten Schritte im Beruf. "Die Gastronomie ist etwas Wunderbares. Das habe ich geliebt, weil ich die ganze Welt dadurch sehen konnte", erzählt er. London, die Schweiz, zwei Jahre Südafrika. Die beste Zeit aber verbrachte er an Bord der MS Britannia. Ein Zufall brachte ihn zurück in die Heimat, als er sich schließlich selbstständig machen wollte.
"Die Lage und die Ruhe haben es mir angetan", sagt Kreuzer über das Anwesen.
Kein Käufer in Sicht
Dieses eine Jahr, sagt Kreuzer, habe ihm die Augen geöffnet. Dass es auch anders geht, anders gehen muss. Es sei entspannter, übersichtlicher. "Die Zahlen sind jetzt besser", sagt Kreuzer. Vorgestellt freilich hat er sich alles ganz anders. "Man hätte nie gedacht, dass sich das alles so schnell wandelt." In Bad Brückenau. Und überhaupt.
Was fehlt? Die Anbindung, sagt Kreuzer - und nicht nur er. Das Gastverhalten. Kreuzer meint das Fordern und die Selbstverständlichkeit von vielen Dingen. Und die Größe. 78 Betten in 42 Zimmern seien schwer wirtschaftlich zu betreiben. Er weiß aber auch: "Es geht jedem so, auch den Familienbetrieben, wenn die Kinder nicht übernehmen möchten."
Kreuzer hat keine Kinder. Und er sucht einen Nachfolger, schon länger.
Langfristig könne er sich vorstellen, einzelne Zimmer zu Appartements umzubauen und an Selbstversorger zu vermieten. "Es müsste ein Umdenken geben", sagt Kreuzer und öffnet die Tür. Die Dienstleistung werde nicht mehr wertgeschätzt. "Das wird kommen", ist er sich sicher. Vermutlich erst, wenn die Talsohle durchschritten ist.