Bad Brückenau: Immer weniger Mittelschüler

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Sie kommen aus dem gesamten Altlandkreis: Lismary aus Zeitlofs (von links), Sina aus Motten, Leonie aus Schondra, Linus aus Modlos und Daniel aus Bad Brückenau gehen in die 5. Klasse der Mittelschule am Schulzentrum Römershag. Foto: Ulrike Müller
Sie kommen aus dem gesamten Altlandkreis: Lismary aus Zeitlofs (von links), Sina aus Motten, Leonie aus Schondra, Linus aus Modlos und Daniel aus Bad Brückenau gehen in die 5. Klasse der Mittelschule am Schulzentrum Römershag. Foto: Ulrike Müller
Mittelschüler im Altlandkreis Bad Brückenau; Grafik: Franziska Schäfer
Mittelschüler im Altlandkreis Bad Brückenau; Grafik: Franziska Schäfer
 

26 Kinder besuchen die Mittelschule Wildflecken. Alle anderen Mittelschüler im Altlandkreis fahren nach Bad Brückenau. Wie lange hält sich der Standort?

Ziemlich geräuschlos hat das Schuljahr am Schulzentrum Römershag begonnen. Diesmal sind alle Mittelschüler aus Schondra auf dem Pausenhof anzutreffen. Die dortige Mittelschule hat im Juli ihre Türen geschlossen - vermutlich für immer, wenn auch der Standort erst einmal nur als inaktiv bezeichnet wird. "Keinen einzigen Kommentar, weder von Eltern noch von Schülern", musste sich Schulleiterin Birgit Herré seit September anhören. Die Schondraer Schüler pendeln genauso wie ihre Mitschüler aus Zeitlofs oder Motten in die Stadt.

Die Schülerzahlen im Altlandkreis Bad Brückenau sinken. Wenn sich nach der Grundschule die Kinder auf Mittelschule, Realschule und Gymnasium verteilen, bleiben unter Umständen nur noch wenige Kinder pro Klasse für die Mittelschule übrig. Deshalb hat sich der Schulverbund Bad Brückenau gegründet, zu dem die Mittelschulen Römershag, Schondra und Wildflecken gehören. Seit dem Schuljahr 2014/15 wurden schrittweise alle Siebtklässler nach Bad Brückenau geholt. Nur noch 5. und 6. Klassen wurden wohnortnah in Schondra und Wildflecken unterrichtet.


Klassen nicht besonders groß

Wer nun vermutet, die aktuellen 5. und 6. Klassen seien verhältnismäßig groß - jetzt, da auch die Schondraer Schüler im Unterricht sitzen -, der liegt falsch. Die beiden 5. Klassen haben jeweils 22 Schüler, in der 6. Klasse sind es einmal 22 und einmal 18 Kinder. "An diesen Zahlen sieht man ja schon, dass eine Zusammenlegung durchaus Sinn macht", begründet Herré. Ein weiterer Vorteil: Durch die Schließung der Mittelschule Schondra muss Herré nicht mehr Stunden, die dem Schulverbund insgesamt zur Verfügung stehen, abzweigen. Außerdem entfällt Fahrzeit für die Lehrer.

Dennoch war die Trauer in Schondra groß, als die Nachricht bekannt wurde. Kommunalpolitiker bedauerten die Entwicklung. Wildflecken könnte bald ein ähnliches Schicksal treffen. "Ich betone es immer: Wir halten unsere Klassen so lange, wie es geht", sagt Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). Aktuell besuchen 26 Schüler die 5. und 6. Klasse in Wildflecken. Die Grundschule, die ebenfalls im Schulgebäude der Amerikaner auf dem Truppenübungsplatz untergebracht ist, hat aktuell 90 Schüler.


Schwerpunkt Inklusion

Schulleiterin für Grund- und Mittelschule ist Christiane Helfrich. In Wildflecken werden Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf - seien es Lernschwierigkeiten oder eine Behinderung - gemeinsam mit allen anderen Kindern unterrichtet. "Das ist in Bayern möglich", erklärt Helfrich. "Eltern können sich auch entgegen eines Gutachtens für den Regelunterricht an einer Grundschule entscheiden." Helfrich bewarb sich um das Schulprofil Inklusion, im aktuellen Schuljahr wurden aber zwei andere Schulen in Unterfranken berücksichtigt.

Helfrich hofft, dass es im nächsten Schuljahr klappt. Vom Inklusionsschwerpunkt der Grundschule könnten auch die beiden Mittelschulklassen profitieren, so ihre Idee. Die Gemeinde saniert die Schule im Ortskern von Wildflecken. Das Raumkonzept dort sieht Platz genug für alle vor - Grund- und Mittelschüler. Für das kommende Schuljahr gibt Verbundskoordinatorin Birgit Herré jedenfalls Entwarnung. "Ich gehe davon aus, dass die Situation erst einmal so bleibt, wie sie ist." Auch Christiane Helfrich hofft, dass ihre Mittelschüler noch lange in Wildflecken in die Schule gehen können. Natürlich hoffe sie, dass der Schwerpunkt Inklusion dem Standort in Zukunft nütze. Zudem sei nächstes Jahr die Talsohle der geburtenschwachen Jahrgänge erreicht, danach gehe es wieder aufwärts. Illusionen macht sie sich aber keine. "Wie schnell es gehen kann, haben wir an Schondra gesehen. Ausschlaggebend sind die Schülerzahlen im gesamten Verbund", sagt sie.


329 Mittelschüler besuchen aktuell das Schulzentrum Römershag. In Wildflecken sind es noch 26 Mittelschüler in der 5. und 6. Klasse.

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