Mit gutem Beispiel für andere Senioren vorangehen will Sieglinde Leiding. Die 84-jährige Bewohnerin des Kurstifts hat jetzt ihren Führerschein freiwillig bei der Bad Brückenauer Polizei abgegeben.
Erster Polizeihauptkommissar Herbert Markert staunte nicht schlecht, als die stadtbekannte ältere Dame nach kurzer telefonischer Ankündigung mit ihrem Anliegen auf der Dienststelle an der Hammelburger Straße erschien. "Von meinem Privatwagen habe mich bereits 2007 getrennt, also jetzt rund zwölf Jahre nicht mehr am Steuer gesessen. Da brauche ich auch keine Fahrerlaubnis mehr", machte Sieglinde Leiding in wenigen Sätzen deutlich.
Ihren Führerschein hatte sie im Jahr 1965 in München gemacht. "Anfangs war ich mit unserem Firmenwagen unterwegs. Rund 42 Jahre hatte ich aber einen eigenen PKW, davon bin ich 34 Jahre einem französischen Fabrikat treu geblieben", erläuterte die Seniorin, die sich in ihrem langen Autofahrerleben nur an ein einziges "Knöllchen" für falsches Parken erinnern kann.
Zum Termin bei der Polizei hatte sie etliche Erinnerungsstücke mitgebracht. So präsentierte die 84-Jährige stolz einige schon historische Fotos und eine Urkunde, die sie für unfallfreies Fahren erhalten hatte. Und dann zog Sieglinde Leiding ein letztes Mal den alten "grauen Lappen" - denn sie war nach wie vor im Besitz der Erstausgabe - aus ihrem Portemonnaie. Der Zeitpunkt der freiwilligen Führerscheinabgabe war von ihr wohlüberlegt und besitzt für sie darüber hinaus eine Art Symbolcharakter. "Auf den Tag genau bin ich jetzt 25 Jahre im Kurstift. Da passt das Datum doch irgendwie perfekt".
Kein Pauschalurteil fällen
Und wie geht es jetzt weiter? Die künftige Fußgängerin sieht da überhaupt keine Probleme. Bad Brückenau sei recht gut an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angebunden. Mit geschickter Planung und Zeitabstimmung erreiche man auch mit den KOB-Bussen die Ziele, zu denen man hin muss. Und schließlich habe sie ja bereits zwölf Jahre Erfahrung, dass Mobilität auch ohne eigenes Auto funktioniert.
Markert lobte aus Sicht der Ordnungshüter Leidings Entscheidung, "obwohl die Dame ja noch sehr rüstig ist". Nach Ansicht des Polizeichefs sollten sich ältere Menschen regelmäßig selbst hinterfragen, ob sie noch fit genug für die motorisierte Teilnahme am Straßenverkehr sind. Ein Pauschalurteil könne man hier nicht fällen, die Gesamtsituation hänge immer von einer Vielzahl individueller Faktoren ab.
Nach der Führerscheinabgabe kam Leiding noch in den seltenen Genuss, eine kurze Strecke in einem Streifenwagen mitzufahren. Markert chauffierte sie persönlich zur Kfz-Zulassungsstelle, wo ihre Fahrerlaubnis ganz offiziell entwertet wurde. Das ungültige Dokument konnte die Seniorin als Souvenir mit nach Hause nehmen.
Zahlen und Fakten:
So ein Ufung!
Wenn ich kein Auto mehr fahren möchte, dann kann ich den Lappen auch oben in den Schrank beim Schmuck deponieren. Der hat doch mal viel Geld gekostet! Oder gibt es inzwischen die Führerscheinkosten zurück erstattet, wenn man den Lappen abgibt??
Wenn ich nicht mehr Schwimmen mag, gebe ich doch deswegen auch nicht plakativ den Badeanzug ab. (und bekomm noch eine Riesen Berichterstattung dafür).