Mit 27 Jahren wird Dirk Stumpe in den Stadtrat gewählt. 18 Jahre später kandidiert er als Bürgermeister. Er will die Bürger in kommunalpolitische Entscheidungen einbinden und wieder Leben in die Innenstadt bringen.
Es ist Dienstag, der 20. Dezember 2016, da steht Dirk Stumpe vor dem Gasthaus zum Löwen. Er hat eine Todesanzeige für die Fußgängerzone ausgedruckt. Für die Einzelhändler kommt diese Aktion mitten im Weihnachtsgeschäft zur Unzeit. Im Internet aber überschlagen sich die Kommentatoren. Sogar aus dem Ausland äußern Bad Brückenauer ihre Betroffenheit über den Niedergang ihrer Heimatstadt.
Seitdem, und eigentlich schon viel länger, verfolgt Stumpe das Ziel, sich stärker für Bad Brückenau einzusetzen. "Ich sehe mich grundsätzlich nicht als Politiker. Ich sehe mich als Fan unserer Stadt", sagt der 45-Jährige. Dabei stößt er an Grenzen. Als Selbstständiger arbeite er schlicht zehn bis zwölf Stunden am Tag. Als Stadtrat beklagt er, dass vor allem in Projekte der Daseinsvorsorge investiert werde, also Schulen, Kindergärten, Straßen. "Wir haben keinen Nordstern, nach dem wir uns ausrichten", sagt er.
Diesen Nordstern möchte er gemeinsam mit den Bürgern finden. Dabei ist für Stumpe offen, ob sich Bad Brückenau weiter als Gesundheitsstandort etabliert, als Wohnstadt für Fulda aufstellt oder als Standort für Start-up-Unternehmen vermarktet. "Die erste Priorität sehe ich in der Belebung der Innenstadt", stellt er klar. Für ihn gehöre zu den Aufgaben eines Bürgermeisters, aktiv nach Investoren zu suchen und auf die Hauseigentümer persönlich zuzugehen.
Wertschätzung gegenüber Mitbewerbern
Zudem möchte Stumpe die Werbegemeinschaft breiter aufstellen und wieder Ausschüsse im Stadtrat einführen, damit Projekte schneller umgesetzt werden können. Er will vom alten Bahnhof bis zur Sinnflut freies Internet anbieten. Stumpe findet, dass der Jugendraum im ehemaligen Gymnasium am Kirchplatz nicht geeignet ist. Er will die Jugend in die "Zauberhöhle" in der Marktgasse holen und dort ein Begegnungszentrum für Jung und Alt schaffen.
Ein Schatten aber liegt über seiner Kandidatur. Vor mehr als zehn Jahren hatte er, damals als Handballtrainer, ein einvernehmliches Liebesverhältnis mit einer Spielerin. "Es stimmt", sagt Stumpe. Das Mädchen sei 16 gewesen. "Ich habe das elterliche Vertrauen verletzt und damals eine Geldstrafe bezahlt. Es ist ein Teil meiner Vergangenheit und dazu stehe ich."
Damals, erzählt Stumpe, habe er viel Gerede erlebt und sogar überlegt, seiner Lieblingsstadt den Rücken zu kehren. Er bleibt. Und kandidiert. Für seine Mitbewerber äußert er Wertschätzung. Die Ideen von Jan Marberg seien sehr gut. Auch den Mottener Bürgermeister Jochen Vogel schätze er sehr. Einen Vorteil aber sieht er für sich: "Ich bin halt Brückenauer."
Drei Fragen an Dirk Stumpe
1. Eine Beziehung zwischen einer 16jährigen und einem Mann, der fast so doppelt so alt ist, kann niemals einvernehmlich sein.
2. Sexuelles Interesse an Minderjährigen ist bei dieser Person kein Einzelfall - er war sehr lange Zeit dafür bekannt, sich an Minderjährige online wie offline ranzumachen. Jeder wusste es. Es ist albern, dies als eine einmalige "einvernehmliche" Geschichte abzutun.