Der Künstler Gunter Demnig verlegt acht weitere Stolpersteine in der Stadt. Das Projekt haben einst Schüler des Franz-Miltenberger-Gymnasiums angestoßen.
An einer Straßenecke eröffnete Zweiter Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) am Donnerstag die zweite Verlegung von Stolpersteinen in Bad Brückenau. Er begrüßte Gunter Demnig, den Künstler, der mit seiner Idee inzwischen bereits mehr als 70.000 Erinnerungssteine für jüdische Bürger in Europa geschaffen und verlegt hat. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) weilte bei einem Termin in Bad Kissingen, stieß aber später zu der Runde.
Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, schickte ein Grußwort. Seine Vorfahren stammen aus Bad Brückenau. Es kamen sicherlich etwa 80 Menschen zur Verlegung - darunter etliche Schüler des Franz-Miltenberger-Gymnasiums. Sie hatten sich dafür eingesetzt, dass sich Bad Brückenau am größten dezentralen Mahnmal für die Opfer der Schoah (der hebräische Ausdruck für Holocaust) beteiligt.
Ergriffene Stille
"Alle jüdischen Mitbürger waren in Brückenau gesellschaftlich integriert und anerkannt, bis die Nationalisten sie ab 1933 aus der Mitte der Gesellschaft rissen", sagte Pfister. Acht Schicksale habe der Arbeitskreis nachgezeichnet, die "Erinnerung, Mahnung und Auftrag" seien. Während der Künstler die Steine einsetzte, lasen Schüler die einzelnen Biografien vor, es herrschte ergriffene Stille unter den Zuhörern.
Erstaunlich viel ist belegt. In akribischer Arbeit haben Heimatpflegerin Cornelia Mence und der frühere Pfarrer Ulrich Debler das Leben vieler jüdischer Bürger rekonstruiert. Der Arbeitskreis "Jüdisches Leben in Brückenau" am Gymnasium konnte auf diese Vorarbeit zurückgreifen. Manche Puzzleteile fügte der inzwischen entstandene Arbeitskreis "Stolpersteine" noch hinzu - zum Beispiel den von Irma Kahn.
Ehemalige Schülerin ermordet
Das Schicksal des in Brückenau zur Schule gegangenen jüdischen Mädchens war lange ungewiss. Erst kürzlich gelang es, die Umstände ihres Todes zu klären. "Im Frühjahr 2019 hatten wir Geburtsdatum und Schulzeit erfahren, dann einen alten Schülerbogen im Archiv entdeckt", berichtete Dirk Hönerlage vom Gymnasium. Inzwischen ist klar: Die junge Frau kam in eine Nervenheilanstalt und wurde im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms Aktion T4 ermordet.
So ist es kein Zufall, dass das Franz-Miltenberger-Gymnasium den Stein für die ehemalige Schülerin stiftete. Wer eine Patenschaft für weitere Stolpersteine übernehmen möchte, kann sich ans städtische Kulturbüro im Alten Rathaus oder das Gymnasium wenden.
An diese jüdischen Mitbürger erinnert die Stadt Bad Brückenau: