Ärger über Trafo-Standort

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Hier unterhalb des Gartenzauns am Hang, nur wenige Meter entfernt, planen die Stadtwerke ein Trafo-Häuschen. Foto: Julia Raab
Hier unterhalb des Gartenzauns am Hang, nur wenige Meter entfernt, planen die Stadtwerke ein Trafo-Häuschen. Foto: Julia Raab

Die Stadt befürwortet die Hanglage am Bahnhofsgelände für eine Trafostation. Nun meldet sich ein Anwohner zu Wort. Er kritisiert, dass der Standort nicht durchdacht sei. Was Stadt und Stadtwerke darauf antworten.

Peter Ankenbrand steht in seinem Garten. Sein Blick ist auf das Bahnhofsgeländer gerichtet. Er ist verärgert. Einerseits über das Vorgehen der Stadtverwaltung, andererseits über die Planungen zur Trafostation nur wenige Meter von seinem Grundstück entfernt am Hang zum Bahnhofsgelände (wir berichteten). Und dafür bringt er viele Argumente an.

Aber der Reihe nach: Für die Versorgung des im Bau befindlichen Medzentrums, des Container-Kindergartens sowie des zukünftige Bahnhofsgeländes wird viel Strom benötigt. Dafür planen Stadtverwaltung und Stadtwerke seit dem vergangenen Jahr eine Trafostation. Es müsse schnell gehandelt werden, denn die Lieferzeit betrage rund 14 Monate, so äußerten sich die Stadtwerke zu dem Thema.

Der Hang neben dem Radweg eigne sich dafür besonders gut, denn von dort aus könnten alle Gebäude gut erreicht werden, heißt es aus der Stadtverwaltung. Stadträtin Adelheid Zimmermann (FDP) forderte allerdings die Einbindung des Stadtrates in die Standortentscheidung. Sie kritisiert vor allem den Standort Hanglage am Radweg bei dem Bahnhofsgelände. Dort würde es die Planung des zukünftigen Besuchermagneten stören.

Alternativvorschlag

Für Zimmermanns Engagement bei dem Thema ist Ankenbrand als direkter Anlieger sehr dankbar. Er weiß, dass eine Trafostation nötig ist, doch "es wurde vergessen, Stadtrat und Anlieger im Vorfeld darüber zu informieren", kritisiert er. Die angegebenen Maße für das Häuschen seien zwar korrekt, allerdings liegen Ankenbrand die Maße für die Bodenplatte vor, die weitaus größer sei.

Seine Bedenken: Die Wärme der Stromerzeugung und Elektrosmog werde nicht nur Tage oder Monate, sondern generationsübergreifend ins Umfeld verteilt. Ganz abgesehen vom umliegenden Ökosystem, das dafür entfernt werden müsste. Seine Frage richtet sich zudem an die Verwaltung: "Warum wurde der Alternativvorschlag, die Trafostation im Bereich Bahnhofsgebäude am alten Springbrunnen zu installieren, bisher als nicht effektiv bezeichnet?"

Dieser Standort hätte den Vorteil, bekräftigt Ankenbrand, dass vor allem Kosten gespart würden. Er zählt auf: "Ebenes Gelände, geringe Aushubkosten, kleinere Bodenplatte, keine Stützmauer, kein Geländer, der Radweg müsste nicht aufgegraben und Abwasserkanale verlegt werden", um nur einiges davon zu nennen. Die Summenersparnis läge seiner Berechnung nach im sechsstelligen Bereich. Außerdem wären die Kabelstränge kürzer und eine sternförmige Verteilung möglich, so seine Auffassung.

Ohne Bodenplatte

Sein Appell richtet sich deshalb an die Verantwortlichen: "Der Standort sollte aus den genannten Gründen überdacht werden." Das Medzentrum könnte, wie aktuell der Container-Kindergarten, mit einer provisorischen Stromleitung versorgt werden.

Auf Nachfrage bei den Bad Brückenauer Stadtwerken dementiert Felix Brust manche Einzelheiten: "Es wird keine Bodenplatte dort gebaut, die Station wird auf einem Schotterboden stehen." Die Bauarbeiten seien bei weitem nicht so groß, wie vom Anwohner befürchtet. Den angegebenen Maßen widerspricht er, die Stützmauer für den Hang "wird auf Magerbeton gebaut und wird rund 14 Meter lang."

Was die Bedenken zum Elektrosmog angehen, so wiederholt Brust: "Es gibt kein Gebläse, das aus dem Gebäude herausführt, sondern lediglich eine Lüftung an den Türen." So eine Station unterliege strengsten Vorgaben. Zudem betreiben die Stadtwerke viele weitere Stationen in Wohngebieten, wie zum Beispiel neben der TV Halle oder in der Torbrunnengasse in der Innenstadt. "Auch Kliniken im Staatsbad verfügen über eigene Trafostationen im Haus, da geht keinerlei Strahlung von aus", betont er.

Standorte abgewägt

Was die Kosten für den Bau in Hanglage betrifft, so seien zwar Mehrkosten einzuberechnen, allerdings nicht in sechsstelliger Höhe. "Wir reden hier von einem Umfang von rund 6000 bis 10.000 Euro", so Brust. Was allerdings den Standort angeht, so verweist er an die Stadtverwaltung, die dafür verantwortlich sei.

"Das Bahnhofsgelände ist noch in der Findungsphase", erklärt Marcus Markert vom städtischen Baubüro. Der Standort des Trafo-Häuschens sollte deshalb so geplant werden, dass er wenig Einfluss auf die Entwicklung des Geländes habe. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sind auch transparent damit umgegangen", sagt er.

Dabei seien mehrere Optionen besprochen und verworfen worden. Beispielsweise im Kurpark nahe der Bahnhofstraße oder direkt am Bahnhofsgebäude. Der Kurpark kam wegen des Überschwemmungsgebietes nicht in Frage. Und am Bahnhofsgebäude selbst, wie Ankenbrand erläutert hat? "Dort wäre es möglicherweise im Weg, wenn die Planungen für das Gelände fortschreiten", erklärt der städtische Mitarbeiter. Denn: Ob das alte Bahnhofsgebäude stehenbleibt, sei noch nicht geklärt.

Der Standort am Hang sei "baurechtlich genehmigungsfähig und einwandfrei", erklärt Markert weiter. Was die Stromversorgung von Medzentrum und Kindergarten angehe, so müsse indes schnell gehandelt werden, bringt außerdem Brust von den Stadtwerken an. Denn: Die Versorgung des Kindergartens wird derzeit über eine provisorische Station sichergestellt. "Das ist über die Sommermonate ausreichend, allerdings im Winter nicht, denn dort wird alles, auch die Heizung, über Strom betrieben."