In der Urlaubszeit gönnen sich viele Gäste eine Auszeit in der Kur- und Gesundheitsstadt Bad Brückenau. Aber warum sollten nicht auch die Einheimischen von der Kompetenz vor Ort profitieren? Teil I unserer Sommerserie.
Sie ist zierlich und sitzt im Büro. Zwei Wochen im Jahr verbringt Gabi S. (Name von der Redaktion geändert) aus Hannover in Bad Brückenau. Seit neun Jahren kommt sie schon, um sich von ihrem Alltag zu erholen. "Inzwischen kenne ich die Abläufe in meinem Körper", sagt sie über die Fastenkur der Malteser-Klinik Dr. Erich von Weckbecker. Der Satz gilt aber auch für andere Bereiche ihres Lebens, zum Beispiel für den täglichen Marathon des Büro-Alltags.
"Viele Leute machen sich überhaupt nicht klar, welchen Belastungen sie ausgesetzt sind", erklärt Sebastian Wurster, Leiter des osteopathischen Schmerzzentrums. Gabi S. zum Beispiel klagte über Migräne und Verspannungen im Nacken. Kein Wunder, sagt Wurster und gibt ein Rechenbeispiel: Ein Anschlag auf der Computertastatur erfolge etwa mit einem Druck von acht Gramm. Bei durchschnittlich 120 Anschlägen in der Minute summiere sich das schnell auf fast ein Kilogramm pro Minute und folglich 60 Kilogramm in der Stunde. So stellt sich ein einfacher Bürojob schnell als Hochleistungssport heraus.
Strecken, und zwar täglich
Und dann erklärt Sebastian Wurster Gabi S. genau, was in ihrem Körper vorgeht, wenn die Finger scheinbar leicht und flüssig über die Tastatur gleiten. Die Muskeln werden gebeugt, und zwar nicht nur in den Fingern, sondern auch in den Armen. Die Enden der Muskeln aber sitzen - kurz gesagt - im Schulterbereich. Liegt der Kopf dann noch im Nacken, etwa weil der Bildschirm zu hoch hängt, ist die Anspannung perfekt.
"Es gibt im Körper keine Zufälle", ist Wurster überzeugt. Es sei denn, die Beschwerden rühren von einem außergewöhnlichen Ereignis wie einem Unfall. Deshalb schaut er sich das individuelle Bewegungsmuster seiner Patienten an, fragt nach Arbeit, Hobbys und sportlichen Vorlieben. Denn es muss ja gar nicht die ganz große Belastung sein, auch kleine Handgriffe, millionenfach ausgeführt, hinterlassen Spuren.
Disziplin gehört dazu
Wurster empfiehlt Gabi S. ein paar leichte Übungen, mit denen sie bewusst die Muskeln streckt, die sonst immer gebeugt sind. Außerdem hat sie Dinge in ihrem Alltag geändert, zuerst ihren Arbeitsplatz (siehe Info-Kasten). Kleine Hilfsmittel wie ein Wackelkissen, ein Pezziball oder eine Unterlage für die Handgelenke tun ihr Übriges. Eines aber muss Gabi S. selbst tun, nämlich dranbleiben. "Die Übungen sind in meinen Tag integriert wie das Frühstück oder Kaffee trinken", erzählt sie, dass das bisher ganz gut klappt. Die 60-Jährige lacht. "Ich habe ja keine andere Wahl, ich habe sonst zu viele Beschwerden."
So gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz um:Bürostuhl Der Stuhl vor dem Schreibtisch sollte von der Höhe optimal eingestellt sein. Das heißt: die Füße stehen flach auf dem Boden, zwischen Unter- und Oberschenkeln ist ein rechter Winkel. Auch die Arme sollten einen rechten Winkel bilden, wenn die Hände auf der Tastatur liegen. Der Sitzende sollte trotzdem die gesamte Sitzfläche ausnutzen und sich auch anlehnen können.
Bildschirm Am wichtigsten ist, den Bildschirm weit genug vom Gesicht entfernt zu stellen, bei 15-Zoll-Monitoren mindestens 50 Zentimeter. Der Kopf sollte nicht im Nacken liegen, um alles gut sehen zu können. Eine gerade Blickrichtung ist optimal. Die Zeichengröße sollte ausreichend sein, um die Augen nicht unnötig anzustrengen. So genannte Augengymnastik (also das bewusste Schauen in die Ferne oder die Befeuchtung der Augen durch Zwinkern beispielsweise) entlasten die Augen zusätzlich.
Licht Bildschirme sollten nicht direkt am Fenster stehen, eine Blickrichtung parallel zur Fensterfront ist ideal. Tageslicht ist wünschenswert. Darüber hinaus gilt: Der Raum sollte möglichst gleichmäßig ausgeleuchtet sein, Spiegelungen, Reflexionen und Blendungen sollten vermieden werden.
Luft Regelmäßiges Lüften sollte zum Standard gehören. Um die Qualität der Luft zu verbessern, eignen sich auch Pflanzen.
Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin