Bad Bockleter Kabarett: Mitten im Leben erwischt

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Da kann man schon mal zur Weißglut getrieben werden: Die "Nürnberger Oldiekiste" in Aktion, Gertrud Kutzberger und Dieter Fraunholz gingen ganz in ihren Parodien auf. Foto: Björn Hein
Da kann man schon mal zur Weißglut getrieben werden: Die "Nürnberger Oldiekiste" in Aktion, Gertrud Kutzberger und Dieter Fraunholz gingen ganz in ihren Parodien auf. Foto: Björn Hein

Dieter Fraunholz und Gertrud Kutz- berger boten in ihrer Vorstellung Lebenssituatio- nen, wie sie jeder erlebt hat, oder erleben kann.

Eine Beziehung zu führen ist nicht leicht. Sieht man am Anfang noch alles durch die rosarote Brille und fallen einem die Fehler des anderen zu Beginn noch nicht auf, so kommt das - vielleicht böse - Erwachen erst später. Da entpuppt sich dann der eine zu gesprächig, der andere als einsilbig.
Nicht leicht ist es, dies am eigenen Leib zu erfahren, aber vielleicht lustig als Zuhörer, wenn man das auf der Bühne parodiert serviert bekommt. Mit ihrem Auftritt - mit dem passenden Titel "Aus dem Leben gegriffen" - nahm sich die "Nürnberger Oldiekiste" dieses Themas an, bei einer Aufführung im Kursaal in Bad Bocklet. Die zwei Protagonisten Gertrud Kutzberger und Dieter Fraunholz gingen dabei ganz in ihren Rollen auf.


Erfahrung hilft

Dabei merkte man beiden die jahrelange Schauspielerfahrung an: Kutzberger ist unter anderem im Staatstheater in Nürnberg aktiv und besetzt dort seit 25 Jahren immer wieder größere Rollen. Dieter Fraunholz war bis zu seiner Pensionierung Handelsvertreter. Dass er auch hierbei manchmal in eine andere Rolle schlüpfen musste, kommt ihm auf der Bühne sehr gelegen.
Bei ihrem Auftritt verstanden es die beiden, in den verschiedenen Szenen den typisch fränkischen Humor durchblitzen zu lassen. Anklänge an Loriot und der anarchistische Stil eines Karl Valentin kamen gleichermaßen durch, was den Abend abwechslungsreich werden ließ. Das Publikum ertappte sich dabei, die eine oder andere Szene bereits am eigenen Leib erfahren zu haben, was noch einmal für zusätzliche Lacher sorgte. Und immer wieder wurde die Zuhörerschaft miteinbezogen.


Missratener Nachwuchs

Dass auch der Nachwuchs manchmal missraten sein kann, zeigte sich beim Stück, das mit "Der Burle" überschrieben war. Fraunholz ging dabei ganz in der Rolle des schmarotzenden Jünglings auf, der sich bei seiner alten Mutter zum Essen einlädt und dabei - immer besorgt um ihr Wohlergehen - Vorschläge für ein leicht zu bereitendes Mahl macht, das in ein mehrgängiges Menü ausartet. Selbstredend muss die Mutter für den Sohn auch noch Zigaretten besorgen, um ihn rundum zufriedenzustellen. Köstlich.
Ganz der Beziehungsthematik hatte sich "Der Partnertest" verschrieben. Dabei bemerkte in einem Illustriertentest Fraunholz, dass er als Ehemann eigentlich recht langweilig ist. "Manche Frauen mögens fad", kann die Reaktion seiner Partnerin gedeutet werden, die eben das "Lädscherde" und Fade an ihrem Ehegespons so mag. Obwohl in der Liebe eher eine "Beamtenseele", so schien diese Ehe doch recht gut zu klappen.


Im Laden

Peinliche Momente wurden beim "Einkaufszettel" eindrucksvoll vor Augen geführt. Dieses ach so wichtige Schriftstück war vergessen worden. Und da stand man schon im Laden, als man das bemerkte. Flugs griff man zum Hörer, um die wichtigen Informationen übermittelt zu bekommen. Das, was darauf geschrieben stand, erheiterte das Publikum: Vom "Zehennägel schneiden" bis "Mahnungen bezahlen" reichten die Notizen, was die Ehefrau peinlich berührt machte, für den Mann aber unverzichtbar war.
Doch auch leisere, fast poetische Töne wurden angeschlagen, als Gertrud Kutzberger über den "Wandel der Zeit" philosophierte und aufzeigte, was damals und heute glücklich macht. Mit einer Portion Wehmut blickte sie zurück und berührte dabei das Publikum.


Das Publikum fand's gelungen

Das Spiel mit Klischees und Vorurteilen, bei dem aber immer ein Stück selbsterfahrbare Realität durchblitzte, gefiel dem Publikum außerordentlich gut, wie sich am Applaus am Ende zeigte. Der "Nürnberger Oldiekiste" war es mit ihrer sympathischen und humorvollen Art gelungen, herrlich zu unterhalten und dem Publikum auch manchmal einen Spiegel vorzuhalten.