Axel Milberg mischt in "Düsternbrook" Fakten mit Fiktion

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Axel Milberg hat sein erstes Buch geschrieben. "Düsternbrook". Foto: Sigismund von Dobschütz
Axel Milberg hat sein erstes Buch geschrieben. "Düsternbrook". Foto: Sigismund von Dobschütz

Unser Rezensent ist von dem Erstlingswerk des Schauspielers nicht richtig überzeugt.

Fehlen in der Autobiographie bekannter Schauspieler jene zur voyeuristischen Befriedigung ihrer Leser nötigen Höhepunkte, muss entweder der Verlag seine Öffentlichkeitsarbeit verstärken oder der Autor seinen Erinnerungen noch Fiktives hinzufügen. Beides scheint beim literarischen Debüt des vor allem als Kieler Tatort-Kommissar Borowski beliebten Axel Milberg (62) der Fall zu sein: In "Düsternbrook" schildert der Schauspieler seine Kinder- und Jugendjahre im gleichnamigen Kieler Villenviertel.

Düsternbrook ist die Welt des kleinen Axel. Ein Nobelviertel mit wohlsituiertem Elternhaus, humanistischem Gymnasium, Tennisclub, Segelverein, der Gemüsehändlerin und Bäcker Iwersen. Die Mutter ist Ärztin und Hausfrau, oft gestresst und zu den Kindern manchmal herb. Der Vater ist Rechtsanwalt und Notar, von eher harmlosem Charakter. Der Großvater ist Gutsbesitzer und verkehrt im Kreise holsteinischen Adels. Milberg schildert das großbürgerliche, fast klischeehafte Milieu einer akademisch gebildeten Familie in den Sechzigern und Siebzigern.

"Sich erinnern heißt erfinden", wird Milberg zitiert. "Wir denken: Genau so war es, aber wir ... verwechseln es mit dem, was damals vielleicht tatsächlich passiert ist." Doch passiert ist gar nicht viel in Milbergs Kindheit und Jugend. So erfindet Milberg einiges hinzu, mischt Fakten mit Fiktion. "Düsternbrook" ist also keine Autobiographie mit Fakten, Anekdoten und Erlebtem. Es ist allerdings auch kein Roman. "Düsternbrook" ist eine - chronologisch nicht immer sauber eingehaltene, deshalb manchmal irritierende - Sammlung von Episoden, teils aus der Erinnerung geschrieben, teils auch nur ausgedacht.

Doch reicht dies noch nicht für ein Werk literarischen Anspruchs. Man darf Milberg zugutehalten, dass er nie versucht, seine Person allzu stark in den Vordergrund zu drängen. Als Autor nimmt er sich zurück, ist eher ein Beobachter. Dieser Abstand macht es ihm möglich, bestimmte Szenen augenzwinkernd und ironisch zu schildern. Aber das reicht nicht, den Leser durchgängig zu fesseln, zumal manche Szene in ihrer Ausführlichkeit langweilt.

Es gibt durchaus interessante Passagen: Wenn Milberg von den Gesprächen mit seinem homosexuellen Onkel Don Fernando aus Mexiko erzählt oder über den Vortrag des Schweizer Ufologen Erich von Däniken berichtet. Oder wenn Milberg über sein Zusammentreffen mit "Goldfinger" Gert Fröbe schreibt, der mit seinem Morgenstern-Programm in Kiel gastierte. Warum Milberg zwischen seine Kindheitserlebnisse noch einige Kapitel über einen sich zum Triebtäter entwickelnden Mann mischt, bleibt offen. Vielleicht, um der sonst im Buch fehlenden Spannung etwas nachzuhelfen? War dieser Fall nun Fakt oder Fiktion? Der Autor lässt uns mit dieser Frage ebenso allein, wie er auch andere Episoden offen lässt.