Auf einer Reise ins Morgenland lernen die Kinder nicht nur Mozarts "Entführung" kennen

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Der schreckliche Osmin hat Blondchen und Pedrillo bei ihrem Fluchtversuch erwischt. Die beiden erwartet nichts Gutes.Foto: Klaus Werner
Der schreckliche Osmin hat Blondchen und Pedrillo bei ihrem Fluchtversuch erwischt. Die beiden erwartet nichts Gutes.Foto: Klaus Werner

Zwischen 3 und 10 Jahre alt waren die meisten Besucher des Familienmusicals "Die abenteuerliche Reise ins Morgenland" - eine Bearbeitung von Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" durch die "Kleine Oper" Bad Homburg - und die waren begeistert von der kunterbunten Aufführung im Kurtheater.

Der Kissinger Sommer für die Kleinen! Sicher ein erstrebenswertes Ziel, denn die Jungen werden irgendwann die Kunden der Konzerte. Doch wie inszeniert man einen Stoff mit oftmals langwierigen, schwer verständlichen Gesangsvorträgen und steifem Schauspiel? Man macht ein Märchen daraus - oder ein Musical als kurzweilige Inszenierung, die sich von der digitalisierten Vorstellungswelt der Kinder abhebt.
Das Team der "Kleinen Oper" Bad Homburg präsentierte das Stück, das frei nach der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart umgeschrieben, dadurch für das junge Publikum leicht verständlich war.

Abweichungen vom Original

Die Geschichte erzählt von dem Edelmann Belmonte, der seine von Piraten geraubte Braut Konstanze sowie das Liebespaar Pedrillo und Blondchen aus dem Serail (= Palast eines Herrschers) des Bassa Selim befreien will. Bewacht werden sie vom strengen Haremswächter Osmin, dem alles Fremde unheimlich ist. Osmin verliebt sich jedoch in seine Gefangene, das französische Blondchen, und achtet deshalb besonders auf sie und ihren Freund Pedrillo. Belmonte gibt sich als Religionsgelehrter aus, um so Einlass in das Serail zu bekommen und das Vertrauen des Bassa Selim zu erlangen. Die beiden führen Gespräche über die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, bei denen sie feststellen, dass jede der Religionen für sich stehen kann und keine die andere übertrumpft: "Welcher Glauben ist der richtige?" fragt Belmonte den aufgeschlossenen Selim Bassa, der darauf antwortet: "Es ist unmöglich, darauf eine Antwort zu geben."

Schwierige Gratwanderung

Nicht leicht war die Gratwanderung zwischen Mozarts Original und der kindgerechten Inszenierung, weil man einerseits die Kinder an einen klassischen Stoff heranführen möchte, andererseits aber auch für 75 Minuten fesseln möchte - darüber hinaus können die kleinen (und größeren) Zappelphilippe nicht konzentriert aufnehmen bzw. ruhig sitzen. So griff man - neben einer Verkürzung und Vereinfachung des Inhalts - auf den Affen Ramazan zurück, der das verbindende Element des Stückes war.
Plastisch herausgearbeitet waren die Charaktere des Stückes: Osmin als gefürchteter Despot mit schwachen Seiten, Blondchen als emanzipierte Sklavin, Selim Bassa als weltoffener, gerechter Herrscher sowie Belmonte als stürmischer Liebhaber, dem letztlich ein Happyend mit seiner Liebe Konstanze beschert wurde. Bis es soweit war, wurde klassisch gesungen und geschauspielert, wobei das Stück mit allerlei Popmusik und Tänzen aufgepeppt wurde.