Applaus für ihre Kostüme

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Jutta Reinhard hat - grob geschätzt - 1200 Kostüme für die Schauspieler am Theater Maßbach genäht. Dazu kommen noch jede Menge Änderungen. Foto: Theater Maßbach
Jutta Reinhard hat - grob geschätzt - 1200 Kostüme für die Schauspieler am Theater Maßbach genäht. Dazu kommen noch jede Menge Änderungen. Foto: Theater Maßbach

Jutta Reinhard entwirft und näht seit 30 Jahren die passende Kleidung für die Schauspieler im Theater Maßbach.

Sie kann sich noch gut erinnern, wie vor 30 Jahren, am ersten Geburtstag ihres zweiten Sohnes, das Telefon klingelte und die damalige Prinzipalin des Fränkischen Theaters, Lena Hutter, am Apparat war. Ob sie jemanden kenne, der als Schneiderin im Theater anfangen könne? Oder ob nicht vielleicht sie selbst Lust habe, "ein wenig auszuhelfen" als Kostümschneiderin?
Das konnte sich die Großwenkheimerin Jutta Reinhard, die bei Stoffhaus Markert in Schweinfurt ihre
Ausbildung zur Maßschneiderin gemacht hatte, gut vorstellen und sagte zu - ohne zu ahnen, dass das "bisschen aushelfen" darin bestand, ganz alleine für sämtliche Kostüme aller gespielten Stücke verantwortlich zu sein.
In den ersten drei Monaten im Theater dachte sie, "die sind alle bekloppt hier", denn die Schauspieler waren doch erst einmal ganz anders, als die Menschen, die sie sonst so kannte. Aber das Umfeld war auch interessant und die Tätigkeit herausfordernd. Und so hat sie es unter den Theaterleuten ausgehalten und feiert nun ihr 30-jähriges Betriebsjubiläum am Fränkischen Theater Schloss Maßbach.
Sie hat in dieser Zeit etwa 220 Stücke ausgestattet. Man kann kaum ausrechnen, wie viele Kostüme sie in dieser Zeit geändert, entworfen und genäht hat. Wenn man nur die neu geschneiderten sehr grob schätzt, sind es an die 1200. Darunter waren moderne Haute-Couture-Kleider ebenso wie Trollkostüme, barocke Gewänder oder Fett-Suites, das sind Anzüge aus Schaumstoff, die Schauspieler dicker aussehen lasssen.

Immer unter Zeitdruck

Inzwischen gibt Jutta Reinhard ihr Wissen und Können auch weiter und bildet aus - zwei Maßschneiderinnen haben bei ihr ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, eine davon - Christina Halbfas - wurde sogar Kammersiegerin.
Seit einigen Jahren ist sie zum Glück nicht mehr ganz allein für die Kostüme zuständig, doch sie entwickelt Kostümkonzepte, erfindet Schnitte und näht fast alles selbst, und das immer unter dem Zeitdruck der Probenzeit - bis zur Fotoprobe muss alles fertig sein.
Das macht sehr viel Arbeit und braucht auch großes Verständnis von der Familie, denn es ist schon vorgekommen, dass ein "Ich-komm-etwas-später"-Anruf bedeutete, dass sie erst um 4 Uhr früh nach Hause kam.
Toll ist, wenn dann ein Kostüm von ihr "Auftrittsapplaus" bekommt und sie nachher von Zuschauern auf ihre Arbeit angesprochen wird. red