Angebot über dem Bedarf

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Für Doris Huber, Mieterin der Bad Brückenauer Baugenossenschaft, ist das Heizen mit Holz selbstverständlich. Fotos: Ulrike Müller
Für Doris Huber, Mieterin der Bad Brückenauer Baugenossenschaft, ist das Heizen mit Holz selbstverständlich. Fotos: Ulrike Müller
Andreas Schauk auf seinem Balkon in der Düsseldorfer Straße in Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller
Andreas Schauk auf seinem Balkon in der Düsseldorfer Straße in Bad Brückenau.  Foto: Ulrike Müller
 

Staatliche Programme sollen Neubau und Sanierung fördern. Für den Landkreis Bad Kissingen sind allerdings nicht alle geeignet.

Andreas Schauk wohnt seit zehn Jahren in der Düsseldorfer Straße in Bad Brückenau. Die Wohnung gehört der Baugenossenschaft, geheizt wird darin mit Holz. Kein Problem, sagt Schauk. "Ich mag das." Seine Nachbarn Doris und Ernst Huber leben sogar bereits seit 1978 in der Düsseldorfer Straße. Früher heizten sie mit Öl, heute ebenfalls mit Holz. In der Küche, im Wohnzimmer und im Bad stehen die Öfen.
"Ich kenn's ja nicht anders", sagt Doris Huber, deren Bruder das Holz bringt. In der Kanne im Hintergrund wärmt sie das Spülwasser fürs nächste Abwaschen an. Wesentlich aufwendiger ist es, das Badewasser aufzuheizen. Im Winter dauert das bis zu zwei Stunden.


60 Wohnungen stehen leer

Was für Andreas Schauk und das Ehepaar Huber selbstverständlich ist, macht das Vermieten vieler Wohnungen schwierig. "Von unseren 276 Wohnungen stehen rund 60 leer", berichtet Heinz Zähler, einer der drei Vorstände der Baugenossenschaft Bad Brückenau. Zwei Häuser am Berliner Platz sind seit Jahren ganz geschlossen. "Es kommt mir so vor, dass der Bereich hier gemieden wird", kommentiert er die Nachfrage.
Die Baugenossenschaft werbe sogar direkt in der Gemeinschaftsunterkunft Volkers bei anerkannten Asylbewerbern für ihre Wohnungen. Allerdings gebe es kaum Nachfragen. "Es muss was getan werden und wir wollen auch, dass Menschen in Bad Brückenau bleiben", sagt Zähler. Deshalb plane die Baugenossenschaft eine Modernisierung des Wohnungsbestandes. Details gebe es allerdings noch keine. Auf alle Fälle sollten auch die bestehenden Mieter profitieren, die Gebäude wie etwa in der Konrad-Zirkel-Straße würden nicht vergessen, betont Zähler. Für diese Woche ist ein Gespräch mit der Regierung von Unterfranken geplant.
Ähnlich ist die Situation bei der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (Gewo) in Bad Kissingen: "Die Gewo plant Bestandssanierungen und wird Förderung beantragen", kündigt Rathaus-Sprecher Thomas Hack an.


"Kein Mangel in Bad Kissingen"

Über zusätzlichen Wohnraum sei allerdings noch nicht entschieden, denn: "In der Stadt Bad Kissingen ist derzeit kein Mangel an Wohnungen aller Kategorien ersichtlich, insbesondere ist eine rege Bautätigkeit von privaten Investoren im Wohnungssektor festzustellen."
Die Gewo besitzt in Bad Kissingen 604 Wohnungen in 71 Gebäuden, alleine die Seniorenwohnanlage in der Hartmannstraße umfasst 71 Wohnungen. "Wir haben fast keinen Leerstand", berichtet Prokurist Wilfried Heppt. Gerade für kleinere Wohnungen gebe es sogar eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten. Nachgedacht werde aktuell über Sanierungen des Bestands, viele der Gebäude stammen aus den 1950er Jahren. Aber: "Wir sind noch ganz am Anfang." Auch die Gewo will sich zunächst mit der Regierung von Unterfranken abstimmen.
In Würzburg ist Franz Senger für den Bereich Wohnraumförderung zuständig. Rund 42 Millionen Euro genehmigte die Regierung von Unterfranken 2015 aus unterschiedlichen staatlichen Förderprogrammen für Wohnraum. Für die kommenden vier Jahre wurde zudem der Wohnungspakt Bayern angekündigt: 150 Millionen Euro jedes Jahr sollen Kommunen für die Schaffung von Wohnraum erhalten, die Regelförderung soll auf 380 Millionen Euro aufgestockt werden. Bis zu 300 Euro pro Quadratmeter bei Neubauten und bis zu 100 Euro pro Quadratmeter für Sanierungen seien möglich, berichtet Senger.


Bezahlbarer Wohnraum

Im kommunalen Programm seien bis zu 30 Prozent der Kosten als Zuschuss möglich, aber: "Bauherr muss eine Kommune oder eine hundertprozentige Tochter sein." Die Baugenossenschaft Bad Brückenau und die Gewo mit den Gesellschaftern Stadt (75 Prozent) und Sparkasse (25 Prozent) scheiden also aus. Hinzu komme eine Orientierung am Bedarf: "Wir werden uns zunächst darauf konzentrieren, wo der Wohnungsdruck am größten ist", betont Senger und verweist auf die Leerstände in vielen Kommunen des Landkreises Bad Kissingen. Allerdings gebe es noch keine endgültigen Entscheidungen: "Das ist alles mit heißer Nadel gestrickt", verweist Senger darauf, dass der Wohnungspakt erst vor kurzem beschlossen wurde. Ein Schwerpunkt sei die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum - nicht nur, aber auch für Flüchtlinge. Dabei soll laut Senger aber darauf wert gelegt werden, dass es keine Konzentration von Menschen einer bestimmter Herkunft in einzelnen Häusern oder Straßen gebe: "Der soziale Frieden soll gewahrt bleiben", nennt er als Grundsatz.
Zudem laufen bestehende Programme weiter, etwa Zuschüsse zur Anpassung von Wohnungen an die Belange von Menschen mit Behinderung sowie die Förderung barrierefreier Wohnungen oder Pflegeheime. Eine Übersicht gibt die Internet-Seite www.wohnen.bayern.de.