Der vier Millionen Euro teure Anbau des Hammelburger Dr.-Maria-Probst-Seniorenheims wurde mit einem Nachmittag der offenen Tür und einer Feierstunde am Sonntag eingeweiht.
Margot Neun ist sichtlich angetan von den hellen, modernen Räumen. "Gut, dass es solche Heime gibt", sagt die Höllricherin. Ihre Tante wird hier im Februar ein Zimmer beziehen. Pflegedienstleiterin Helga Noack führt sie herum und erklärt ihr die Einrichtung. "Wir waren schon im Sommer hier, als man den Rohbau besichtigen konnte. Es ist alles sehr schön geworden", bestätigt Margot Neun.
Auch Uwe Schmidt, Behindertenbeauftragter der Stadt Hammelburg, zeigt sich begeistert. "Da gibt es nichts zu kritisieren. Hier wurde an alles gedacht", lobt Schmidt und verweist auf rollstuhlgerechte Einrichtung, sich automatisch öffnende Türen und Notrufsysteme in den Zimmern.
Heimleiterin Andrea Eckert freut sich über die vielen Interessierten, die sich das Haus am Sonntagnachmittag anschauen.
"Neben Angehörigen von Bewohnern des Hauses II, die hier einziehen, waren auch schon einige dabei, die gesagt haben, das wäre was für meinen Vater oder meine Mutter", berichtet sie. Die Bewohner des Dr.-Maria-Probst-Seniorenheimes stammen vor allem aus Hammelburg und Umgebung. Einige kommen aber auch von weiter her, zum Beispiel auch aus Gemünden und Frankfurt.
Vier Gruppen mit elf Bewohnern Die Betreuung Demenzkranker soll im Neubau ein Schwerpunkt sein. Das Leben in der Gemeinschaft ist hierbei ein zentraler Gedanke. Daher werden vier Gruppen mit jeweils elf Bewohnern gebildet, die nach Bedürfnissen und Fähigkeiten zusammenpassen. Ein gemeinsamer Wohn- und Essbereich soll der Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens werden. Hier gibt es auch eine Küche, die in das Therapiekonzept eingebunden wird.
"Wir bieten den Demenzkranken feste Strukturen und einen geregelten Tagesablauf", erläutert Eckert.
Die Erinnerung anregen soll zum Beispiel eine Fototapete vom Hammelburger Marktplatz im Eingangsbereich sowie eine Ecke, die eingerichtet ist wie eine Küche der 50er Jahre. Außerdem gibt es ein Musikzimmer, und auch eine Gerontofachkraft kümmert sich um die Bewohner.
"Gute und lange Geschichte" Zur Einweihung und Segnung der Hauskapelle und der neuen Räume betonte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann die "gute und lange Geschichte des Dr.-Maria-Probst-Heimes, den Menschen eine Heimat zu geben." Ältere Menschen hätten oft Probleme, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Auch bewege sie die Frage, ob das nun das Ende sei oder ob es weitergehe.
Es gelte, ihren Glauben an das ewige Leben zu festigen, den Menschen zu sagen, dass sie auf Gott warten dürfen.
Heimleiterin Andrea Eckert unterstrich in ihrer Begrüßung, dass dieser Tag den Bewohnern des Hauses II gewidmet sei, von denen auch eine Delegation an den Feierlichkeiten teilnahm. "In knapp einem Jahr ist es uns gelungen, etwa Außergewöhnliches zu schaffen, und wir freuen uns schon auf den Einzug", sagte Eckert.
Landrat Thomas Bold (CSU) nannte den Neubau in seiner Ansprache "ein Stück bester sozialer Infrastruktur". Der Stiftungsrat habe beschlossen, das Haus II zu ersetzten, weil in dem ehemaligen Schwesternwohnheim eine Pflege alter Menschen nach neuesten Erkenntnissen auf Dauer nicht mehr möglich gewesen sei. Mit den 44 neuen Plätzen werde die Grundidee des Stifters Carl von Heß weiterentwickelt.
"Getragen von sozialer Verantwortung dient sie dazu, älteren Mitmenschen einen sorgenfreien Lebensabend in einem behaglichen Haus zu bieten", machte Bold deutlich.
"Neue Lebenswelten" Stiftungsvorstand Marco Schäfer betonte, dass die Attraktivität der Pflegeplätze durch den neuen Anbau steige. "Das klassische Seniorenheim ist nicht der einzige Weg", sagt Schäfer und spricht von neuen "Lebenswelten". Hier sollen die Bedürfnisse der Menschen nach Gemeinschaft und Umsorgtsein miteinander verbunden und auch die Individualität des Einzelnen berücksichtigt werden. "Den Wert einer Gesellschaft erkennt man am Umgang mit ihren Senioren", weiß der Stiftungsvorstand.
Die musikalische Umrahmung der Feier übernahm die Chorgemeinschaft MGV Hammelburg, wofür alle Redner dankten.
Als Ehrengäste konnten neben vielen Bürgermeistern, Kommunalpolitikern und Vertretern der beteiligten Firmen auch die beiden Töchter und drei Enkeltöchter von Dr. Maria Probst begrüßt werden. Sie reisten extra aus München, Madrid und Vancouver an.
44 Plätze in vier Wohngemeinschaften Der Neubau verfügt über 44 Plätze in vier Wohngemeinschaften auf zwei Ebenen. Es gibt 36 Einzel- und vier Doppelzimmer. Teilweise wurden Standardverbesserungen in Absprache mit Bauherrn und Nutzern realisiert wie eine helligkeitsgesteuerte Beleuchtung. Alle Zimmer sind nicht nur behindertenfreundlich, sondern rollstuhlgerecht. Zusätzlich wurden Akustikdecken eingebaut.
Wenn die Bewohner aus dem Haus II ausgezogen sind, wird dieses ab März vorübergehend als Asylbewerberheim genutzt. In etwa drei Jahren soll das Gebäude zu einem Wohnangebot für Senioren unter dem Oberbegriff "Service Wohnen" umgebaut werden. Neben dem neuen Haus II soll ein so genannter Demenzgarten entstehen, als Bereicherung für die gesamte Einrichtung.