Alternatives Wohnen in Kissingen anschieben

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In alternativen Wohnformen sind verschiedene Generationen füreinander da, hier Leihoma Eva Stransky aus Nürnberg für die dreijährige Xenia, deren Eltern gerade einkaufen. Foto: Archiv/dpa
In alternativen Wohnformen sind verschiedene Generationen füreinander da, hier Leihoma Eva Stransky aus Nürnberg für die dreijährige Xenia, deren Eltern gerade einkaufen.  Foto: Archiv/dpa
Albrecht Walther
Albrecht Walther
 
Sina Bretscher
Sina Bretscher
 

Unabhängig bis ins hohe Alter wohnen. Nicht ins Heim müssen, nicht allein sein. Das sind Wünsche, die viele Menschen haben. Alternative Wohnprojekte bieten eine Lösung. Sie sollen jetzt in Bad Kissingen angeschoben werden.

Architekt Albrecht Walther aus Bad Neustadt ist sich sicher, dass es in Zukunft neue Wohnformen braucht. Dass es vorteilhaft ist, wenn Senioren in WG's zusammenleben und sich ambulant versorgen lassen. Oder dass sie sich mit jungen Familien in Hausgemeinschaften ergänzen. Die Eltern erledigen Einkäufe und die Senioren passen auf die Kinder auf. Walther ist Projektentwickler und hat sich den Anforderungen an das Leben und Wohnen in der Zukunft verschrieben.
"Neue Wohnformen basieren vor allem auf Selbstbestimmtheit", erklärt der 74-Jährige. "Menschen wollen in Zukunft selbstbestimmt bis ins hohe Alter leben. Sie wollen nicht ins Altersheim."
Das weiß er aus seiner Erfahrung aus dem Nachbarlandkreis. Walther engagiert sich unter anderem in einer Gruppe, die ein Mehrgenerationen-Wohnhaus in Bad Neustadt entwickelt. Zu Beginn des Projekts hat er von Interessenten Fragebögen ausfüllen lassen, um zu erfahren, welche Bedürfnisse an alternative Wohnformen gestellt werden.

Ein Haus wird im Alter zu viel

Laut Walther treibt die Menschen neben der Selbstbestimmtheit eine wesentliche Sorge um: Im Alter zu vereinsamen, etwa wenn die Kinder weggezogen sind und der Partner verstorben ist. "Das Gemeinschaftliche spielt eine große Rolle. Viele wollen nicht alleine sein. Sie haben große Häuser, die sie nicht mehr bewirtschaften können", sagt Walther. Diesen Leuten wäre beispielsweise mit einer Wohngemeinschaft geholfen.

Das Mehrgenerationenhaus Bad Kissingen und das Quartiersmanagement der Stadt wollen jetzt auch ein Wohnprojekt für mehrere Generationen anstoßen. deshalb veranstalten sie am Dienstag, 24. Februar, einen Informationsabend mit dem Architekten.

Bedarf in Kissingen ist sichtbar

"Ich freue mich, dass das Thema neu angegangen wird", sagt die städtische Quartiersmanagerin Sina Bretscher. Sie hatte bereits 2011 für den Stadtrat Ideen aufbereitet, wie das Wahlerbräu Grundstück - vor allem der zugehörige Parkplatz - für alternative Wohnprojekte genutzt werden könnte. "Darüber hinaus hat sich leider nichts entwickelt", bedauert Bretscher. Dabei sieht sie in Bad Kissingen Bedarf. Es komme immer wieder vor, dass Hausbesitzer im Alter mit ihrem Eigentum überfordert sind. In der Folge verkommen die Gebäude. "Dass kann man auch in der Innenstadt sehen."

"Wir haben zwar viele Projekte, aber keins in dem gewohnt wird", sagt Iris Hönig, Geschäftsführerin des Mehrgenerationenhauses. Dem Vorstand des Trägervereins sei es ein Anliegen, alternative Wohnkonzepte voranzubringen. Es handle sich um ein gesellschaftliches Anliegen.

Architekt Walther ist es wichtig, darüber zu informieren. "Weil viele Leute das Thema nicht kennen." Es gebe verschiedene Möglichkeiten, alternative Wohnkonzepte zu verwirklichen, abhängig von den Finanzierungsmöglichkeiten und den Menschen, die sich einbringen: Von der ambulanten Hausgemeinschaft bis zum Mehrgenerationen-Wohnhaus. "Bei mir spielt vor allem der Gedanke einer Solidargemeinschaft eine große Rolle", sagt Walther.


"Leben und Wohnen für Jung und Alt": Alternatives Wohnen in Bad Kissingen