Alter Wappenstein in Bad Brückenau verschwunden

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Das steinerne Wappen des St.-Georg-Ordens zeugte an der Fassade des alten Krankenhauses vom sozialen Engagement der Ritter.
Das steinerne Wappen des St.-Georg-Ordens zeugte an der Fassade des alten Krankenhauses vom sozialen Engagement der Ritter.

Bei seiner Buchvorstellung kam Werner Eberth auf den Wappenstein an der Fassade des alten Krankenhauses zu sprechen. Viele Bad Brückenauer können sich noch gut an das Zeitzeugnis des St.-Georg-Ritterordens erinnern. Doch wo der alte Stein nach dem Abriss des alten Krankenhauses hingekommen ist, muss erst "intern geklärt" werden.

Eigentlich wollte Werner Eberth sein Buch "Karl von Hess - der unvergessliche Wohltäter Hammelburgs" vorstellen. Dabei kam er auch auf den St.-Georg-Ritterorden zu sprechen. Ursprünglich waren die Ritter des Georg-Ordens in den Kreuzzügen aktiv. Später engagierten sie sich im Sinne der Barmherzigkeit. So unterhielten sie das alte Krankenhaus. Dort zeugte ein Wappenstein mit dem blau-weiß gezackten Ordensstern an der Fassade von dem Engagement der Georgsritter. Doch wo das Wappen nach dem Abriss des alten Krankenhauses hingekommen ist, musste bei der Buchvorstellung erst "intern geklärt" werden.

Wo ist das Wappen?


Das steinerne Wappen ist Eigentum des Landkreises Bad Kissingen. Momentan befinde es sich aber im Besitz der Stadt Bad Brückenau, sagte Eberth. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen der ehemaligen Flusschützhalle wurde es offenbar zu den Stadtwerken ausgelagert. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) veranlasste, dass der alte Stein umgehend gesucht werden solle. Eberth schlug vor, dass das St.-Georg-Wappen dann einen Platz im neuen Haus Waldenfels finden könnte. Meyerdierks schien diese Idee zu ge fallen.

In seinem Vortrag hob Eberth die Bedeutung von Carl von Heß, dem Gründer der Carl von Heß'schen Sozialstiftung, für Bad Brückenau hervor (siehe Infokasten). Die Veranstaltung im Haus Waldenfels war gut besucht. Zunächst stellte Eberth das Leben des aus Hammelburg stammenden Freiherrn in den Mittelpunkt. Dann sprach er über das Zustandekommen seines nicht unerheblichen Vermögens. Es soll insgesamt 284 000 Gulden betragen haben. Heute wären das umgerechnet rund vier Millionen Euro.

Kritik an "Brückenauer Landrecht"


Die Carl von Heß'sche Stiftung betrieb von der Kreisreform an bis zur Privatisierung das Krankenhaus Bad Brückenau. Außerdem ist sie der Träger des Senioren und Pflegeheims Haus Waldenfels, das demnächst auf dem Standort des mittlerweile abgerissenen Krankenhauses neu errichtet werden wird. Seit März 2011 betreibt die Stiftung zudem Haus Rafael in Zeitlofs, besser bekannt als Blindenheim. Allen drei Häusern widmet sich Eberth in seinem Buch ausführlich, wobei die Brückenauer Politik, von ihm als Brückenauer Landrecht bezeichnet, nicht unbedingt gut wegkommt. Auch das Fehlen des Wortes "Sankt" im Namen der Zeitlofser Einrichtung aus kirchenpolitischen Gründen, wird vom Autoren kritisiert.

Eberth legte mehrfach den Finger auf vernarbte Wunden der Bad Brückenauer Zeitgeschichte: Den "warmen Abbruch" der Rainmühle am heutigen Standort des Seniorenheims - bei älteren Bewohnern der Stadt noch gut im Gedächtnis als genehmigte Feuerwehrübung; Die Bad Brückenauer Abhöraffäre 1986, als der Heimleiter Paul Vogt eine im Haus stattfindende Sitzung des Kreisausschusses abhörte, was im Autoradio des Landrats mitzuhören war; Der Niedergang des alten Krankenhauses und schließlich das alte Wappen, das erst jetzt wieder aus der Versenkung geholt werden soll.

Träger des Krankenhauses für fast 100 Jahre


Der Georg-Ritterorden hatte über Jahrzehnte eine wesentliche Rolle in der Trägerschaft des Krankenhauses gespielt. Nach dem Stadtbrand im Jahr 1876 wurde der bereits langjährig nötige und von der Obrigkeit angemahnte Bau eines eigenen Dis triktkrankenhauses betrieben und auf dem Flurstück am Ziegelstück 1877 verwirklicht.

Über den Neubau gingen aber die Mittel für Betrieb und Unterhalt aus, und so wurde im November 1878 ein Bittbrief an den Haus- und Ritterorden gerichtet, in dem um die Übernahme des Betriebs ersucht wurde. So lag seit dem 17. Januar 1878 die Trägerschaft des Krankenhauses in den Händen des Ordens. Kurz vor der Kreisgebietsreform kaufte der Landkreis Brückenau dem Orden das Krankenhaus im Januar 1972 wieder ab. Im März 1972 ging dann die Trägerschaft an den Landkreis Bad Kissingen und die von Heß'sche Sozialstiftung über.

Diese bewegte Geschichte spiegelt sich im Wappenstein des alten Krankenhauses wider, das unter anderem den blau-weiß gezackten Ordensstern der Georgsritter zeigt. Ohne äußere Merkmale, jedoch im Bewusstsein der Bevölkerung weiter verankert, ist das Wirken der im Volksmund so genannten "schwarzen Schwestern".

Der Ritterorden übertrug den Betrieb des Krankenhauses im Jahr 1880 an die Schwestern der "Kongregation der Töchter des allerheiligsten Erlösers" aus Würzburg. Bis 1973 waren die "schwarzen Schwestern" im Krankenhaus tätig. Der Landkreis löste den Vertrag allerdings mit der Landkreisreform im Jahr 1972 auf Grund der zusätzlichen finanziellen Mehrbelastung auf.