Alphornklang im Thulbatal

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Ingrid Schubert an der Akkordzither, ein Instrument das man auch spielen kann ohne Noten lesen zu können. Foto: Gabriele Sell
Ingrid Schubert an der Akkordzither, ein Instrument das man auch spielen kann ohne Noten lesen zu können. Foto: Gabriele Sell
Die Rhöner Alphornbläser. Foto: Gabriele Sell
Die Rhöner Alphornbläser. Foto: Gabriele Sell
 

Musik ist Ingrid Schuberts Leben. Aber sie muss harmonisch sein, leicht, verträumt und irgendwie besonders klingen.

Kurz gesagt "anders eben", fasst die Musikerin aus Geroda zusammen. Entsprechend ungewöhnlich und besonders muss auch das Instrument sein, dem sie seine Klänge entlockt. So stehen an erster Stelle ihrer Lieblingsinstrumente die Konzertzither und das Alphorn.
Dass hier in der Rhön die beeindruckenden tiefgründigen Töne dieses einfache Instrument aus Holz erklingen, aus dem die etwa zwölf Töne nur durch unterschiedliche Lippenspannung und Atemdruck erzeugt
werden, ist Ingrid Schubert zu verdanken. Denn sie hat dieses einfache Naturinstrument, das übrigens wegen des Kesselmundstücks zu den Blechblasinstrumenten zählt, aus dem Urlaub in die Heimat mitgebracht. Das war im Sommer 1998 - das Gründungsjahr des Rhöner Alptraum-Trios und der Beginn der Alphorngeschichte in der Rhön.
Ab 1999, mit einem vierten Bläser besetzt, trat die Gruppe zehn Jahre lang als Gerodaer Alphornbläser auf - mit sehr großem Erfolg, wie Schubert sagt. In dieser Zeit mussten viele Vorurteile ausgeräumt werden. Denn nicht selten mussten sich die Musiker anhören, dass das Alphorn nicht in die Rhön gehöre. Doch Schubert hat das Instrument nur "wieder zurück in die Heimat gebracht". Früher sei das Hirtenhorn, ein kurzes Alphorn, im Land der weiten Fernen gespielt worden.


Nachwuchs vorhanden

Nachwuchs für das Alphorn zu begeistern ist für Ingrid Schubert kein Problem. So ging es 2009 nach Wechsel der Besetzung mit neuem Elan und neuem Namen - Alphornbläser Schwarze Berge - weiter steil aufwärts. Beim ersten Rhöner Alphornbläsertreffen im Juli 2013 feierte die Gruppe ihr 15-jähriges Bestehen. Ein für die Region einzigartiges Event.
Ende des Jahres zog sich Gründerin und Leiterin der Bläsergruppe vom aktiven Spiel zurück. Das Alphorn war in der Rhön angekommen und die Begeisterung dafür wuchs. Es kamen vermehrt Anfragen von Menschen, die das Alphornspielen lernen wollten. Auch der Nordbayerische Musikbund stieg ein und bietet jährlich einen Alphorn-Workshop an.


Fernsehaufnahmen

So hatte die engagierte Musikerin wenig Zeit zum Ausruhen. Sie ermöglichte Interessierten kostenlose Schnupper- und Übungsstunden. Eine neue Gruppe, nämlich die Rhöner Alphornbläser, wurde gegründet. Mit ihnen ging die mittlerweile dritte Fernsehaufnahme über die Bühne. "Ich habe exzellente und nicht nur am Alphorn hervorragende Musiker an meiner Seite", sagt Schubert. Wöchentlich proben die Fünf im Schubertschen Wohnzimmer. Bei schönem Wetter auch im Garten - sehr zur Freude der Gerodaer versteht sich.
Nachdem Eddi Arnold aus Zeitlofs, der auch bei Schuberts Stubenmusik mitspielt, 2014 "vom Alphornvirus erfasst und der Alphornmuse geküsst wurde", komponiert er ein Stück nach dem anderen für die Gruppe. Ebenso lange ist der Hammelburger Wolfgang Fella dabei. Er spielt zusammen mit Schubert beim Senioren Blasorchester und ist nach dem ersten Reinblasen in das Alphorn dabei geblieben. Vierter im Bunde ist der Oberbacher Heiko Fuchs. Der mit Schubert befreundete Musikant blieb nach einer Aushilfe hängen. "Der Richtige" war auch Christian Stecker aus Gefäll, der bereits bei Schuberts Rhöner Blechbläsern mitgeblasen hatte.
In der Gruppe "stimmt es", sowohl menschlich als auch musikalisch. Und das ist für ein harmonisches Zusammenspiel notwendig. Gutes musikalisches Gehör ist natürlich auch sehr wichtig, weil es bei den Alphornbläsern keinen Dirigenten gibt. Die Erste Stimme gibt quasi "den Ton an", erklären die Bläser im Gespräch.
Das Saitenspiel, Ingrid Schubert nennt es "Musik für die Seele", hat die vielseitige Musikerin immer fasziniert. Seit frühester Jugend spielt die 60-Jährige die Konzert-Zither bei verschiedenen Gruppen, z.B. seit über 23 Jahren mit Christoph Liebelt aus Züntersbach als "Zither-Duo" und bei "Schuberts Stubenmusik und Freunde". Dort werden zudem noch weitere Saiteninstrumente wie Gitarre, Violine, Kontrabass, Hackbrett oder Harfe gespielt.
Kürzlich wurde Schuberts Interesse an der Akkordzither geweckt. Es ist ein Musikinstrument, das auch von Notenunkundigen erlernt werden kann. Denn die Noten für die Akkordzither sind eigentlich keine Noten, sondern Tabulatoren, erklärt Schubert. Das Liedblatt wird direkt unter die Saiten gelegt. Der Spieler beginnt links oben und folgt einer durchgezogenen Linie mit der rechten Hand. Die linke spielt den jeweilig angegebenen Akkord dazu.


Neue Gruppe gründen

Das Instrument wurde als Laieninstrument konzipiert. Es hat kein Griffbrett, sondern nur frei schwingende Melodiesaiten. Der Saitenklang von Konzert-Zither und Akkordzither ist ähnlich, der der Akkordzither klingt etwas voller und kräftiger.
"Der Klang und die Einfachheit verzauberten mich", sagt die geübte Vollblutmusikerin.
Den Zugang zum Musizieren auf der Akkordzither möchte Schubert nun auch Notenunkundigen ermöglichen. Hätten mehrere Leute Interesse, könnte sich die Musikerin auch die Gründung einer Akkordzither-Gruppe vorstellen.




Termine Die nächsten öffentlichen Auftritte der Rhöner Alphornbläser sind am Sonntag, 22. Mai, bei der Maiandacht Am Kapellchen in Riedenberg. Am Montag, 15. August, werden sie in der Basilika in Vierzehnheiligen zu hören sein.

Mitmachen Interessierte werden sowohl bei den Alphornbläsern als auch bei Schuberts Stubenmusik aufgenommen.