Ausgenommen wie eine Weihnachtsgans haben Betrüger eine 81-Jährige in Bad Kissigen. Der Weiße Ring ersetzte der Seniorin den Schaden in Höhe von 1400 Euro.
"1145, 1150". Hildegard Alefeld blättert Euroscheine auf den Tisch. Maria O. (Name geändert, die Redaktion) lächelt, für sie ist heute wie Weihnachten; "das kann man wohl sagen, es ist wunderbar." Im Dienste des Christkinds ist Hildegard Alefeld unterwegs. Sie arbeitet ehrenamtlich für die Hilfsorganisation Weißer Ring.
Weil es sich bei Maria O.
um eine tatbedingte Notlage gehandelt hat, hat der Weiße Ring ihr den Schaden einer Betrügerei ersetzt: 250 Euro gab es sofort, weitere 1150 Euro jetzt.
Mit Tränen in den Augen hat Maria O. dafür überglücklich gedankt und gesagt, nun könne sie wenigstens wieder so einigermaßen ihren Alltag bestreiten.
1400 Euro - das ist viel Geld für Maria O. Die Witwe hat nur eine kleine Rente.
Zieht man da die Miete ab, bleibt nicht allzu viel zum Leben. Bevor der Weiße Ring geholfen hat, war sie arm wie eine Kirchenmaus. Sie hatte keinen Cent im Geldbeutel. Ihr Konto hatte sie nicht nur geplündert, sondern sogar überzogen. Deshalb löste die Bank mehrere Lastschriften nicht ein.
"30.000 Euro gewonnen" Dabei hatte alles so hoffnungsfroh angefangen. Eine "Luise Matern" rief bei Maria O.
an und teilte ihr freudig mit, sie habe 30.000 Euro gewonnen, "herzlichen Glückwunsch".
Allerdings müsse die Seniorin per Paysavecard 400 Euro überweisen. Als Maria O. sagte, sie habe nicht so viel Geld, hat sich die Anruferin mit 200 Euro beschieden. Sie erklärte auch, was eine Paysavecard ist, buchstabiere ihr, wie man das schreibt, und sagte ihr, wo genau man eine in Bad Kissingen kaufen kann.
Maria O.
hob 200 Euro ab, erwarb die Karte, gab die PIN telefonisch durch und war das Geld los. So weit, so schlecht: Das war nicht er letzte Anruf. Bei Frau O. meldete sich auch eine Sabine Reuter und eine Frau Stöger, die, angeblich im Namen einer Staatsanwaltschaft, weitere Zahlungen forderten. Maria O. folgte regelmäßig. Sie überwies zwei Mal je 300 Euro und einmal sogar 600 Euro - alles von ihrem kleinen Guthaben.
Heute wundert sie sich, "ich blöde Kuh habe das immer wieder getan".
Ein guter Rat der Polizei Einem Karten-Verkäufer kam die Sache merkwürdig vor. Er fragte Maria O., wofür sie die Tickets denn brauche. Als sie es ihm erzählte, habe der Mann "um Gottes Willen" gesagt und gleich die Polizei rufen wollen.
Maria O.
ging dann selbst zur Inspektion und erstattete Anzeige wegen Betrugs gegen Unbekannt. Die Ermittlungen laufen noch, das Geld ist wohl futsch.
Ein Oberkommissar stellte die Verbindung zum Weißen Ring her. Außenstellenleiterin Ulrike Lemaire betraute Hildegard Alefeld mit diesem Fall. Zunächst gab es eine Soforthilfe und dann die große Summe. Hildegard Alefeld fuhr Maria O.
sogar noch zu ihrer Bank, damit sie das Geld dort einzahlen konnte.
Gauner geben keine Ruhe Übrigens: Vor einigen Tagen haben die Gauner - angeblich aus der Schweiz - nochmals angerufen und angekündigt, es gebe mehr als die 30.000 Euro. Maria O.: "Ich habe gesagt, das ist alles Schmu und habe aufgelegt." Herumerzählt hat sie es nicht.
Nicht einmal ihren Sohn, der im Allgäu lebt, hat sie informiert.
Für Hildegard Alefeld ist die Sache klar. Es handele sich um eine beliebte Betrugsmasche. Zielgruppe seien meist ältere Menschen, die überwiegend von Betrügern aus der Türkei kontaktiert würden. Die seien in der Gesprächsführung geschult, wirkten überzeugend und gäben klare Zahlungsanweisungen.
Opferhilfe Der Weiße Ring kümmert sich um Opfer von Straftaten. Er wurde 1976 gegründet, hat bundesweit 60.000 Mitglieder und 3000 ehrenamtliche Mitarbeiter in 420 Außenstellen.
Mehr als 142 Millionen Euro seien bislang an Opfer ausgezahlt worden. Die Außenstelle Bad Kissingen wird von Ulrike Lemaire geleitet. Sie ist über die Rufnummer 0971/ 62718 erreichbar.
Die Juristin und ihre Mitarbeiter beraten an neutralen Orten oder auch - auf Wunsch - auch bei den Betroffenen.
Zahlungsmittel Paysafecard ist eine seriöse Sache, kann aber von Gaunern für ihre Zwecke missbraucht werden. Es existiert seit 2000 und war das erste bankenrechtlich genehmigte Online-Zahlungsmittel.
So funktioniert es: Der Benutzer erwirbt an einer Verkaufsstelle (Geschäft, Kiosk, Tankstelle) ein Guthaben von bis zu
100 Euro. Das wird ihm als 16-stellige PIN ausgehändigt. Diese PIN wird per Mail oder Telefon übermittelt, das Geld wechselt zum neuen Eigentümer (Quelle: wikipedia).