674 Kilo Abfälle pro Kopf

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Andreas Sandwall an der Kreismülldeponie in Wirmsthal. Foto: Ralf Ruppert
Andreas Sandwall an der Kreismülldeponie in Wirmsthal. Foto: Ralf Ruppert
Roberto Schätzler schenkt im "Granatapfel" an der Erlöserkirche die Fruchtsäfte auch in mitgebrachte Behälter aus. Fotos: Ralf Ruppert
Roberto Schätzler schenkt im "Granatapfel" an der Erlöserkirche die Fruchtsäfte auch in mitgebrachte Behälter aus. Fotos: Ralf Ruppert
 

Andreas Sandwall vom Kommunalunternehmen analysiert jedes Jahr, was die Landkreisbürger so alles wegwerfen.

Fast auf den Tag genau seit acht Jahren bietet Roberto Schätzler im "Granatapfel" gegenüber der Erlöserkirche Obst in fester und flüssiger Form an. Rund ein Drittel seiner Kunden trinke die Säfte direkt im Laden, für die anderen hat der durchsichtige Kunststoff-Becher. "Ich möchte ja, dass die Farben der frischen Säfte auch zu sehen sind", sagt Schätzler. Allerdings gebe es auch immer mehr Kunden, die Becher oder Flasche selbst mitbringen.
"Ich akzeptiere jeden Behälter, ich messe einfach ab und rechne den Preis aus." Sein kleiner Beitrag zur Müll-Vermeidung.


111 Kilo Hausmüll pro Kopf

"Einwegbecher für Heiß- oder Kaltgetränke verbrauchen große Mengen an Ressourcen und fallen als Abfall zur Last", sagt Andreas Sandwall, Verwaltungsleiter des Kommunalunternehmens (KU), und freut sich über jeden Saft und vor allem "Coffee to go" im Mehrwertbecher, denn: "Die Entsorgung erfolgt wohl meist über öffentliche Abfallbehälter." Noch schlimmer sei natürlich, wenn der Becher in der freien Natur landet. Die Gefahr von "wildem Müll" oder neudeutsch Littering sei auch der Hauptgrund, weshalb der Landkreis Bad Kissingen die Mülltonnen nicht wiege, wie etwa im Landkreis Aschaffenburg.
Trotzdem gibt es insgesamt jede Menge Zahlen rund um den Müll im Landkreis, die Sandwall einmal im Jahr in einem Bericht zusammenfasst. Nur die Stadt Bad Kissingen führt ihre eigene Statistik. In den restlichen 25 Kommunen des Landkreises fielen im vergangenen Jahr zusammen 46 364 Tonnen an Abfällen an, bei 81 296 Einwohnern macht das 570 Kilogramm pro Kopf und Jahr.
Doch Abfall ist nicht gleich Abfall: 8988 Tonnen Hausmüll landeten insgesamt in den schwarzen Tonnen, macht 111 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Zusammen mit den 1468 Tonnen Sperr- sowie 70 Tonnen Sondermüll ergeben sich die 10 526 Tonnen der Kategorie "Abfall zur Beseitigung".
Wesentlich größer ist die Menge der Abfälle, die verwertet werden: 15 500 Tonnen Grüngut hat der Landkreis außerhalb der Kreisstadt gesammelt, 6471 Tonnen landeten in den Biotonnen, hinzu kommen 6272 Tonnen Papier, 2357 Tonnen über Gelben Sack oder Dosencontainer, 2083 Tonnen Glas, 2103 Tonnen Altholz, 256 Tonnen Metallschrott und 796 Tonnen Elektroschrott. Macht insgesamt 35  838 Tonnen.


Gefälle zwischen Stadt und Land

In der Stadt Bad Kissingen fällt insgesamt weniger, pro Einwohner allerdings mehr Müll an: Laut Abfallbilanz 2015 summiert sich die Abfallmenge auf 22 924 Tonnen, das sind 1066 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Unterm Strich errechnet sich die Pro-Kopf-Abfallmenge somit auf 674 Kilogramm.
Auch beim Hausmüll liegen die Bad Kissinger über den Werten aus dem Umland: 3437 Tonnen fielen im vergangenen Jahr an, das macht 160 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Der Landkreis liegt aber mit insgesamt durchschnittlich 121 Kilogramm Hausmüll pro Einwohner und Jahr noch deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt von 145 Kilogramm.
Alle Zahlen sind natürlich Durchschnittswerte. Genauere Daten und damit gerechtere Müllgebühren würde es nur mit dem Wiegen jeder einzelnen Tonne geben. Das lehnt das KU allerdings ab: Laut Sandwall wäre damit neben der technischen Umrüstung auch eine wesentlich aufwändigere Verwaltung verbunden: "Wir verschicken unsere rund 22 000 Gebührenbescheide nur, wenn wir die Gebühren ändern", berichtet Sandwall. Zuletzt war das 2014, weil die Gebühren sanken. Bei der Abrechnung pro Leerung und Gewicht müssten viel mehr Bescheide rausgehen. Insgesamt müssten also mehr Kosten umgelegt werden, nur ein Teil der Haushalte würde sparen.
Deshalb hält Sandwall die Vergleiche mit dem Kreis Aschaffenburg, der deutlich niedrigere Pro-Kopf-Müllmengen meldet, auch für nicht sinnvoll. "Wenn wir ein Wiegesystem einführen würden, hätten wir auch weniger Müll". Allerdings würde vermutlich auch noch mehr in der Natur landen. Deutlich wichtiger ist Sandwall die Verwertungsquote: Im Landkreis (ohne Stadt) wurden 2015 rund 77 Prozent der Abfälle verwertet. "In ganz Bayern liegt die Verwertungsquote bei rund 67 Prozent, die Menschen hier im Landkreis handeln also sehr umweltbewusst", lobt Sandwall.

Anliegen Der Müll an den Straßenrändern hat zugenommen, findet Leserin Ute Fischer-Petersohn.

Idee Warum nehmen wir uns nicht alle mal ein paar Minuten Zeit und sammeln Müll?

Mitmachen Machen Sie mit: Sammeln Sie am Wochenende Müll, der Ihnen sozusagen vor die Füße fällt beim Spazierengehen, Joggen etc. auf, und leisten Sie damit einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz in Franken.
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Bilderseite Was man auf den öffentlichen Wegen, an Straßenrändern oder wo auch immer an Weggeworfenem so findet, zeigen wir dann in unserer Dienstagsausgabe.