121 junge Menschen haben in Bad Kissingen die Reifeprüfung geschafft und wurden feierlich verabschiedet. Erstmals seit langem waren die Männer wieder einmal in der Überzahl.
"Carpe diem - Nutze den Tag". Das war einer von vielen Ratschlägen für 121 Abiturientinnen und Abiturienten des Jack-Steinberger-Gymnasiums (JSG) bei ihrer Verabschiedung, die wetterbedingt im Kurtheater stattfand. Abseits aller gut gemeinten Tipps war es ein recht humorvoller Abschied.
53 junge Damen und 68 junge Männer warten - zusammen mit vielen anderen - auf ihre "Reifezeugnisse". Diese stehen in schmucklosen Kunststoff-Behältern auf der Bühne. Dort bleiben sie auch, bis am Ende der Feier Schulleiter Frank Kubitza jeden Absolventen einzeln aufruft und 121 Mal Glückwünsche ausspricht, die im selbst gewählten Musikstück untergehen.
Die Männer in der Überzahl Bis zur Übergabe gab es Programmpunkte, die sein müssen, "wenn man junge Menschen mit guten Ratschlägen in ihre eigene Zukunft entlässt", so Oberstufenkoordinator Heiko Schmitt. Mehr Abiturienten als Abiturientinnen, das sei in den vergangenen Jahren nie der Fall gewesen. Auch qualitativ hätten die "männlichen Helden" die ersten sieben Plätze belegt; aber halt auch die letzten elf. Dankbar war Schmitt für die Änderung des Abi-Mottos von "CANN ABI´s" auf "ABIDAS", das durchaus auf einen sportlichen Jahrgang schließen lasse.
Von Wilfried Hamm, der Vorsitzende des Elternbeirates, kamen die ersten Glückwünsche. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) erinnerte an den allerersten Schultag: Man muss dableiben und die Mutter geht und man muss am nächsten Tag wieder hin. "Neue Aula" - dieses Stichwort von Kubitza veranlasste Landrat Thomas Bold (CSU) zu einem kurzen Ausblick und die 18 Millionen Euro, die in die Schule investiert werden.
"Wurst - ich habe das Abi" Als Insider und mit Selbstironie griff Nino Taubmann als Abiturienten-Sprachrohr die Stimmung seiner 120 Kolleginnen und Kollegen auf. Er traf damit öfters ins Schwarze, wie Gelächter und Applaus und das Kopfnicken der Lehrkräfte zeigten. "Wurst - ich habe Abi", sei das vorrangige Gefühl, mit dem man die Erleichterung nach acht oder neun Jahren Plagerei beschreiben könne. In diesen Jahren habe "man viel durchgestanden, Freunde gefunden und Momente erlebt, an die man sich das ganze Leben lang erinnern wird, beziehungsweise gerne erinnern würde, wenn man es könnte." Dankbar war Taubmann dafür, dass der Weg durch die Lehrer nicht erschwert, sondern durch sie begleitet wurde.
In den Applaus hinein kamen Glückwünsche von Frank Kubitza: "Ihr habt Euch angestrengt und ihr habe es Euch auch verdient." Er bestätigte den Absolventen, dass sie mit dem Abitur das "erste große Tüchtigkeitsdiplom Eures jungen Lebens" hätten und dass damit die Enge der Schule verlassen werde. Es eröffne sich eine Zukunft, die noch nie ein derartig großes Berufs- und Fächerspektrum präsentierte und somit "vielfältige Chancen zur Mitwirkung in Wirtschaft und Wissenschaft, in Kultur und Gesellschaft" bereithalte. Wichtig sei aber, dass in einer beschleunigten Welt alte Werte wie Verlässlichkeit, Besonnenheit und Gründlichkeit immer wichtiger werden. Das Abitur sei der "bislang wichtigste Startplatz Eures Lebens." Bei allem Vorwärtskommen, "vergesst nicht glücklich zu werden", sagte Kubitza.
Glücklich waren die Abiturientinnen und Abiturienten, als sie aus den Händen von Frank Kubitza und Oberstufenkoordinator Klaus Dieter Hein die Urkunden erhielten.
"Mich interessiert, was die Welt zusammenhält", so Dominik Gränz. So selbstverständlich wie bei den Universalgelehrten verkörpert der 18 Jahre alte Preisträger des Jack-Steinberger-Preises den Wissensdurst, der ihn zu einem überragenden Schüler gemacht hat. Hans-Dieter Englert, stellvertretender Vorsitzender des Vereins der Freunde des JSG und Laudator, vergaß auch die "Gescheiterten" nicht: "Geben Sie nicht auf - auch der SPD-Kanzlerkandidat hat mehr Anläufe benötigt."
Wissensdrang und Neugier In seiner Würdigung auf Dominik Gränz lobte er dessen Wissensdrang und die Neugier, die sich nicht nur auf die Naturwissenschaften beschränkt. Über die schulischen Qualitäten hinaus wurden auch der höfliche Umgangston und die Bereitschaft gelobt, seinen Mitschülern in fachlichen Fragestellungen stets geholfen zu haben.
Ob ihm das Lernen leicht gefallen ist? Die Antwort: "Den Lehrern bin ich dankbar für die Unterstützung und Förderung. Sie kamen auf mich zu, wenn es um meine Interessengebiete ging." Der 18-Jährige aus Hassenbach sagte, "ich will Bescheid wissen." Sein breit gefächerter Wissensdurst spiegelt sich in seinem Studienwunsch wider: Chemie soll es sein, aber vorher nimmt er sich eine neunmonatige "Auszeit als BUFDI", und in der Freizeit kommt Philosophisches hinzu. Nach dem Studium soll es in die Forschung gehen und dabei ist das Max-Planck-Institut sein Ziel.
Ehrungen Kristina Groo (Evanglische Religion, Latein, Gesamtergebnis 1,5), Bastian Kister (Geschichte/ Sozialkunde, Mathematik und Biologie, Gesamtergebnis 1,1), Selina Dörfner (Französisch), Pia Renninger (Ethik), Beatrice Petrik (Deutsch und katholische Religion), Dominik Gränz (beste Gesamtleistung 1,1, Mathematik und Chemie), Anna-Sophia Stumpf (Musik), Johannes Hoffmann (Gesamtergebnis von 1,3), Markus Metz (Physik), Simon Fella (Gesamtergebnis 1,4), Philipp Schleyer, (Englisch mündlich, Gesamtergebnis 1,2), Carolin Schmitt (Spanisch) und Alexander Geis (Geschichte).