Andreas Bourani singt zur Hochzeit

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Andreas Bourani. Foto: pr
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Das neue Album von Andreas Bourani heißt "Hey". Foto: pr
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Was würde Andreas Bourani ("Alles nur in meinem Kopf") sagen, wenn Tony Marshall eines seiner Lieder covern würde? Die Antwort und noch viel mehr lesen Sie im Interview.

Andreas Bourani wurde 1983 geboren, wuchs in Augsburg auf und schaffte 2011 den Durchbruch. Seine neue Single "Auf uns", die er am 10. Mai in der ARD beim Countdown zum Eurovision Song Contest live aus Hamburg präsentieren wird, steht derzeit auf Platz eins. Gestern erschien Bouranis neues Album "Hey".

Die Lieder auf Ihrem neuen Album sind sehr emotional und berührend. Wie nah sind Ihnen die Texte?
Andreas Bourani: Alles was ich schreibe muss eine Notwendigkeit haben - etwas, das ich unbedingt erzählen muss. So spiegeln die 13 Lieder auf dieser Platte die Themen wider, die mir in den letzten beiden Jahren wichtig waren. Es sind Geschichten, die ich selbst erlebt habe.

Keine Angst, so tief in sich hineinblicken zu lassen und sich angreifbar zu machen?

Wenn man etwas erschafft, das wahr ist, dann ist man am wenigsten angreifbar.
Diese Texte kommen mir aus dem Herzen, sind meine Geschichte. Wenn ich jetzt Angst hätte, darüber zu sprechen und zu singen, würde ich ja meine eigenen Gefühle verleugnen. Wenn ich damit ein Problem hätte, müsste ich mir wohl einen anderen Beruf suchen.

Im Song "Wieder am Leben" thematisieren Sie einen Aufbruch und Befreiungsschlag. Dabei schwammen Sie doch 2011 auf einer Welle des Erfolgs. Was ist passiert?
Sie dürfen nicht vergessen, die die Winter in Berlin sehr, sehr grau sind. Ja, ich hatte Erfolg, aber Glück ist immer nur ein Moment. Ich bin ja nicht davor gefeit, schlechte Tage zu haben, nur weil man eine Goldene Schallplatte zu Hause hat. Als diese Nummer vor einem Jahr entstand, war gerade ein langer harter Winter mit manchen schlechten Tagen vorbei. Nun kamen alle wieder raus, man baute Tische auf, fing an zu grillen, ging in den Park - diese Energie hat etwas von Aufbruch und Neuanfang. Ich hatte mich stark gefühlt, sehr lebendig und ganz intensive Lust, Musik zu machen. So entstand diese Nummer.

Was haben Sie weggeworfen?
Wie es in dem Song heißt: Wirf die Kisten weg mit den alten Plänen. Platz zu schaffen für neue Gedanken. Sich trennen vielleicht auch von Menschen, die einem nicht guttun. Ich habe mich aber tatsächlich auch von den Dingen, die ich sechs Monate nicht benutzt hatte, getrennt. Ich bin jemand, der seinen Besitz auch pflegt. Das bedeutet auch, Verantwortung zu haben für die Dinge, die man hat.

Sie ziehen von diesem Eröffnungssong am Schluss den Bogen mit dem Lied "Sein", wo Sie in das Glück eintauchen. Was war Ihr Glücksmoment der letzten Woche?
Schön, dass Sie das auch so empfinden. Das wahre Glück besteht ja aus dem Augenblick. Deshalb schließt die Platte auch damit ab. Es macht gar keinen Sinn, danach noch ein anderes Lied zu spielen. Letzte Woche war mein Glücksmoment, dass die Single "Auf uns" auf Platz eins in den Charts eingestiegen ist. Das war für mich eine Erleichterung drei Jahre nach dem ersten Album. Das hat mich sehr überrascht. Wir haben natürlich darauf angestoßen.

Im Lied "Sein" sprechen Sie auch vom Versinken im großen Grün und in "Nimm meine Hand" heißt es, die Stadt fresse gern Träume. Schöpfen Sie Kraft in der Natur?
Total. Ich genieße diese Lebendigkeit in der Natur, tanke hier auf, denke nach und finde mich wieder, um mich zu erden. Ich habe in Berlin sehr viele Künstler - Maler, Schauspieler, Musiker - getroffen, die ihr Glück versucht haben und an dieser Stadt gescheitert sind. An der Größe, an den Ablenkungen, die sie bietet. So kamen diese Leute nicht vom Fleck. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, habe das sehr intensiv erlebt als Kind. Das kommt jetzt leider etwas zu kurz. Andererseits bin ich aber auch gerne in der Stadt. Hier herrscht sehr viel Bewegung.

Wo finden Sie die Kraftorte? In Ihrer Heimat Augsburg?
Es gibt rund um Berlin viel Natur. Leider fehlt mir oft die Zeit, dies zu genießen. Ich fahre aber regelmäßig nach Augsburg, wo meine Eltern leben.

Die Single "Auf uns" steht derzeit auf Platz eins und strahlt eine richtige Lebensfreude aus.
Ja, der Song ist entstanden, als ich mit Freunden zusammensaß. Wir hatten etwas gegessen, es war ein guter Moment, um darauf anzustoßen. Wir freuten uns einfach, dass wir uns haben, dass wir gute Gespräche führen können. Freunde zu haben ist sehr viel wert. Am nächsten Tag wirkte das Gefühl noch nach, so schrieb ich den Text. Jetzt überrascht es mich, dass so viele Hochzeitspaare dieses Lied für sich entdeckt haben und ganz viele Anfragen beim Management landen, ob man die Noten bekommen und das Lied spielen könne. Diese Worte "Wir haben Flügel, schwör'n uns ewige Treue" klingen ja auch sehr nach einem Gelübde.

Ihre Lieder "Auf anderen Wegen" und "Delirium" erzählen von gescheiterten Beziehungen.
"Auf anderen Wegen" thematisiert, dass eine lange Beziehung beendet war und wir uns auf einvernehmliche Weise getrennt hatten. Das bedeutet Verlust, und der ist immer schmerzlich. Man ist wieder alleine. Ich habe aber versucht, mich nicht zu sehr mit dem Schmerz aufzuhalten, sondern wollte hinterfragen, was eigentlich passiert war. Warum wir keine Bindung mehr zueinander hatten. Da wurde mir klar, dass wir einfach zueinander den Zugang verloren und nicht mehr geredet haben. Wir waren "auf anderen Wegen" unterwegs. Bei "Delirium" war es die emotionale Abhängigkeit von einer Person. Man merkt, dass diese Person einem nicht guttut, kann aber die Liebe, die man dieser Person entgegenbringt, nicht abschalten. Der Kampf: Kopf gegen Herz. Man ist aber mehr oder weniger wehrlos und kann nur versuchen, diese Person zu meiden. Das fühlt sich nicht gut an. Man ist eben in einem "Delirium"

Sind Sie aktuell in einer Beziehung?
Das verrate ich ja immer nie.

Wir müssen also auf weitere Zwischentöne in Ihren Songs warten?
In der dritten Platte dann. Wenn ich ein Lied über Kinder geschrieben habe ...

Das Lied "Ein Ende nach dem Anderen" ist ein ziemlich rockiger Titel. Da wollten Sie sich mal richtig austoben?
Tatsächlich ja. Ich dachte zunächst darüber nach, diese Nummer einzubinden und anders aufzunehmen. Aber dann fand ich es schön, sie so zu lassen wie sie ist. Ich freue mich schon, diese Nummer live zu spielen. Es ist ein schönes Männerlied für alle, die verzweifelt verliebt sind. Der Text ist einfach, die Energie wird über die Instrumente transportiert.

Sie haben sich auch optisch seit 2011 verändert und von den langen Haaren getrennt? Hat das eine Bedeutung?
Gar nicht. Ich hatte schon lange vor "Staub und Phantasie" diesen Afro-Look und jetzt einfach Lust, mich davon zu trennen und die Haare wieder so kurz wie in meiner Jugendzeit zu tragen.

Sie haben mit der Gruppe Unheilig das Lied "Wie wir waren" aufgenommen. Gibt es Projekte für neue Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern?
Es ist tatsächlich so, dass ich gerne mit anderen Leuten zusammenarbeiten möchte. Ich kann jetzt noch nichts darüber sagen. Aber ich habe schon Ideen - hätte Interesse, ein Lied mit einer Sängerin aufzunehmen. Und dann finde ich die Hiphop-Szene sehr vielfältig. Da könnte ich mir vorstellen, mal etwas mit einem Rapper zusammen zu machen. Bis Herbst bin ich jetzt aber erst einmal mit "Hey" unterwegs. Es wird also frühestens im Winter Zeit sein, neue Sachen auszuhecken.

Wenn die triste Zeit wieder kommt.

Genau.

Die Vielfalt der Szene haben Sie angesprochen. Nun gibt es ja aktuell diesen Streit zwischen Jan Delay und Heino. Was würden Sie denn sagen, wenn zum Beispiel Tony Marshall ein Lied von Ihnen aufnehmen würde?
Im Grund hat man keine Handhabe zu selektieren. Coverversionen sind in Deutschland erlaubt und das finde ich auch gut so. Ich habe auch nichts gegen Tony Marshall. Wenn Jan Delay etwas gegen Heino hat, dann möchte er halt nicht, dass er sein Lied aufnimmt. Das kann ich nachvollziehen. Aber Jan hat jetzt ja auch profitiert davon, dass Heino diese Nummer gecovert hat. Ich für meinen Teil kann nur sagen, mir würde es nichts ausmachen, wenn jemand meine Lieder covert. Es gehört aber halt zum guten Stil, dass man da vorher anfragt, obwohl man es nicht müsste.

Und ansonsten kann man es ja so sagen wie Sie bei "Hey": Es geht vorbei.
So ist es auch tatsächlich. Das ist die beste Art, damit umzugehen. Die meisten Sachen gehen halt auch wirklich vorbei und sind nicht Schlacht entscheidend. Es gibt so viele schöne andere Sachen im Leben.