Der Absatz von Lebensmitteln, die versprechen, soziale, ökologische und ökonomische Kriterien einzuhalten, ist stark gestiegen. Es gibt zahlreiche Labels - mit deutlichen Unterschieden. Mancher Käufer macht zudem einen Denkfehler.
Früher hatte sie nur der Eine-Welt-Laden im Angebot, inzwischen sind sie längst in nahezu allen Supermärkten und Discountern zu finden. Das Geschäft mit fair gehandelten Produkten ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Im vergangenen Jahr wurden 1,3 Milliarden Euro mit Fair-Trade-Waren umgesetzt. 80 Prozent davon waren Lebensmittel.
Ein starker Zuwachs im zweistelligen Bereich, aber immer noch vergleichsweise gering, wenn man den Gesamtumsatz des deutschen Lebensmitteleinzelhandels betrachtet. Dieser lag zuletzt bei 183,5 Milliarden Euro.
Discounter mit größer werdendem Angebot
"Trotz Preisaufschlägen greift der Verbraucher zu. Für ihn sind soziale Komponenten wichtiger geworden", berichtet Anja Schwengel-Exner, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern. Die Händler haben darauf reagiert. "Wir haben einige Hundert Produkte mit Fairtrade-Siegel gelistet, die entsprechend der Marktgröße und der Kundennachfrage standortindividuell ins Sortiment einfließen", heißt es bei Rewe. Auch Edeka spricht von einem "wichtigen Bestandteil" der Sortimente. Wie viele solcher Produkte angeboten würden, könne unterschiedlich ausfallen. Das würden die selbstständigen Edeka-Marktleiter selbst entscheiden.
Aldi Süd führt ohne regionale Unterschiede rund 13 Fairtrade-zertifizierte Artikel im Standardsortiment. Bei Lidl sind es 20. Norma spricht auf unsere Anfrage von über 80 fairtrade-zertifizierten Produkten und verweist auf weitere Nachhaltigkeitssiegel wie Bio, UTZ oder Rainforest Alliance.
Große Verunsicherung
Doch da geht die Verunsicherung beim Verbraucher schon los. Was bedeuten solche Siegel und was steckt dahinter?
Eines vorweg: Fairtrade ist nicht in jedem Fall Bio. Bei Fairtrade geht es in erster Linie um Sozialstandards für die Erzeuger. Was Verbraucherschützer seit Jahren kritisieren: Im Gegensatz zum Biosiegel, das etwa von der EU überwacht wird, gibt es bei Fair-Trade-Siegeln keinerlei gesetzliche Regelung und somit keine offizielle Kontrolle. "Für den Verbraucher ist es dadurch schwer zu erkennen, was fair ist. Und er hat auch keinen Rechtsanspruch oder eine Möglichkeit zu klagen", sagt Schwengel-Exner.
Verbraucher müssen Abstriche hinnehmen
Grundsätzlich sind das Siegel des Vereins Transfair mit der Aufschrift FAIRTRADE - das gängigste in Deutschland - oder auch die Eigenlabel von Lidl (Fairglobe) und Aldi (One World), die sich auf Transfair beziehen, zu empfehlen. Denn sie achten auf "so grundlegende Aspekte wie angemessene Preise für (kleine) Produzenten, die eine soziale und ökologische nachhaltige Produktion ermöglichen", sagt Barbara Sennholz-Weinhardt, Referentin für Wirtschaft und Globalisierung bei der Hilfsorganisation Oxfam.