"Dazu sollte sich Kirche nicht hergeben": Theologin nach Lindner-Hochzeit auf Sylt empört - "Promi-Bonus"

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Theologin nach Lindner-Hochzeit auf Sylt empört
Glamourhochzeit in Kirche ohne Gottes Segen? Die Trauung von Christian Lindner (FDP) am Samstag (9. Juli 2022) sorgt für Empörung.
Theologin nach Lindner-Hochzeit auf Sylt empört
Axel Heimken (dpa)

Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Journalistin Franca Lehfeldt haben auf Sylt eine pompöse Hochzeit gefeiert - inklusive Trauung in einer Kirche. Doch sie wurden nicht von einem Pfarrer vermählt - jetzt schießt eine bekannte Theologin gegen die "Glamourhochzeit".

  • Theologin Käßmann kritisiert Lindner-Trauung auf Sylt scharf 
  • Hochzeit in Kirche "hat ein Promi-Bonus-Geschmäckle"
  • "Ging um Kulisse": Kirchlicher Gedanke wurde missachtet
  • Käßmann will keine Gotteshäuser als "billige Eventlocations"

Die bekannte evangelische Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat scharfe Kritik an der "Glamourhochzeit" von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seiner Jetzt-Ehefrau Franca Lehfeldt (Welt)geübt. Sie sieht in der Trauung in der St. Severin-Kirche ein "Promi-Bonus-Geschmäckle" und die Glaubensinstitution "degradiert". Das schrieb Käßmann in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag. 

Kirche als "billige Eventlocation": Eine Sache stößt Theologin an Lindner-Hochzeit besonders auf

Bei der "Glamourhochzeit des Jahres" dürfe es an nichts fehlen: "Sylt, viel Prominenz, Champagner – und eine Kirche", so Käßmann. Wofür die Kirche inhaltlich stehe, sei dabei "offenbar egal", bemerkt die Theologin. Und: "Das ist empörend, denn es hat ein Promi-Bonus-Geschmäckle." Lindner und Lehfeldt seien bewusst aus der Kirche ausgetreten. Sie hätten "öffentlich erklärt (...), dass sie sich nicht als Christen verstehen". 

Für zusätzlichen Ärger sorgte demnach bei ihr das Engagement des Philosophen Peter Sloterdijk, der das Christentum als "ein gescheitertes Projekt" bezeichnet habe. "Hier ging es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse", stellt Käßmann in der Bild am Sonntag fest. Dazu "sollte sich unsere Kirche nicht hergeben", fordert sie. Kirchen seien stattdessen "durchbetete Räume, die Trost spenden. Hier entsteht Gemeinschaft von Christen."

Nur durch Mitgliedschaft und Ehrenamtliche könne man Gotteshäuser erhalten, betont die Theologin - gerade in Zeiten vieler Kirchenaustritte. Es sei "richtig, dass mindestens ein Ehepartner Kirchenmitglied sein muss, damit eine kirchliche Trauung stattfinden kann". Ansonsten "degradieren wir unsere traditionellen Räume, in denen Christen Gott die Ehre geben, zu billigen Eventlocations", so die Theologin zur Lindner-Hochzeit auf Sylt.