Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Journalistin Franca Lehfeldt haben auf Sylt eine pompöse Hochzeit gefeiert - inklusive Trauung in einer Kirche. Doch sie wurden nicht von einem Pfarrer vermählt - jetzt schießt eine bekannte Theologin gegen die "Glamourhochzeit".
- Theologin Käßmann kritisiert Lindner-Trauung auf Sylt scharf
- Hochzeit in Kirche "hat ein Promi-Bonus-Geschmäckle"
- "Ging um Kulisse": Kirchlicher Gedanke wurde missachtet
- Käßmann will keine Gotteshäuser als "billige Eventlocations"
Die bekannte evangelische Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat scharfe Kritik an der "Glamourhochzeit" von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seiner Jetzt-Ehefrau Franca Lehfeldt (Welt)geübt. Sie sieht in der Trauung in der St. Severin-Kirche ein "Promi-Bonus-Geschmäckle" und die Glaubensinstitution "degradiert". Das schrieb Käßmann in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag.
Kirche als "billige Eventlocation": Eine Sache stößt Theologin an Lindner-Hochzeit besonders auf
Bei der "Glamourhochzeit des Jahres" dürfe es an nichts fehlen: "Sylt, viel Prominenz, Champagner – und eine Kirche", so Käßmann. Wofür die Kirche inhaltlich stehe, sei dabei "offenbar egal", bemerkt die Theologin. Und: "Das ist empörend, denn es hat ein Promi-Bonus-Geschmäckle." Lindner und Lehfeldt seien bewusst aus der Kirche ausgetreten. Sie hätten "öffentlich erklärt (...), dass sie sich nicht als Christen verstehen".
Für zusätzlichen Ärger sorgte demnach bei ihr das Engagement des Philosophen Peter Sloterdijk, der das Christentum als "ein gescheitertes Projekt" bezeichnet habe. "Hier ging es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse", stellt Käßmann in der Bild am Sonntag fest. Dazu "sollte sich unsere Kirche nicht hergeben", fordert sie. Kirchen seien stattdessen "durchbetete Räume, die Trost spenden. Hier entsteht Gemeinschaft von Christen."
Nur durch Mitgliedschaft und Ehrenamtliche könne man Gotteshäuser erhalten, betont die Theologin - gerade in Zeiten vieler Kirchenaustritte. Es sei "richtig, dass mindestens ein Ehepartner Kirchenmitglied sein muss, damit eine kirchliche Trauung stattfinden kann". Ansonsten "degradieren wir unsere traditionellen Räume, in denen Christen Gott die Ehre geben, zu billigen Eventlocations", so die Theologin zur Lindner-Hochzeit auf Sylt.
Das ist wieder mal ein Beleg dafür, dass alle Menschen gleich sind, nur manche halt etwas gleicher als andere. Wenn jemand, der aus der Kirche ausgetreten ist, eine Menge Geld spart, weil man keine Kirchensteuer zahlen muss und zum Besten gibt, dass er sich nicht als Christ versteht, dann ist das erst mal dessen Privatsache. Aber dass man dann ein religiöses Gebäude der so verachteten Gemeinschaft als schöne Kulisse für die Hochzeitsgesellschaft und Bilder in der Zeitung missbraucht, geht gar nicht. Ich selbst bin sozusagen "zahlendes Mitglied" und trotzdem kann ich mir nichts herausnehmen, was dem Geist und Zweck einer Kirche zuwider läuft. Wenn ich in der Kirche z.B. eine Party starten wollte, weil die Bänke schon da sind und ich dann keine Bierzeltgarnituren besorgen muss und außerdem schön viel Platz für einen Haufen Gäste ist, kann ich mir vorstellen, was Pfarrer, Pastor oder Kirchengemeinderat dazu sagen würden. Kirche ist Kirche und Bierzelt ist Bierzelt. Und eine Kirche ist auch dafür da, Menschen anzumehmen, die Hilfe brauchen, auch wenn sie keine getauften Christen sind, aber nicht als Partylokation für jemanden, der sich jedes andere Gebäude anmieten könnte. Da fehlt der Respekt. Würde ich in eine jüdische Synagoge gehen und dort ein Party feiern, weil ich die Einrichtung dort so cool finde, dann würde die gesamte jüdische Gemeinschaft auf der ganzen Welt dagegen Sturm laufen und gegen mich würde wahrscheinlich sogar ermittelt wegen Antisemitismus, Landfriedesbruch, Herabsetzung einer religiösen Minderheit oder was weiss ich.
Wo sie Recht hat,hat sie Recht, die Frau Käßmann.